München - Er soll in seinem hauseigenen Fitnessstudio regelmäßig mindestens 1000 Sit-ups machen. Im Training mit den Teamkollegen bei der Nationalelf Portugals wie auch in seinem Club Juventus Turin ist Cristiano Ronaldo wie gewohnt meist der Erste, der kommt – und der Letzte, der das Licht ausmacht. Da kam die Abneigung der Weltmarke CR7 (Initialen samt Rückennummer) gegen das seinerseits weltweit beliebte Erfrischungsgetränk aus dem Hause Coca-Cola nicht unerwartet.
Schließlich pflegt der fünfmalige Weltfußballer seinen Körper schon immer im Stile eines teuren Rennpferds. 36 Jahre ist er inzwischen alt – verfügt aber weiterhin über einen imposanten Waschbrettbauch. Cristiano Ronaldo isst als Kind der Atlantikinsel Madeira viel Fisch, dazu alles, was gesund ist. Alkohol meidet er komplett.
Bekennender Wassertrinker
Und so geschah es zu Beginn der Woche, dass der fünfmalige Weltfußballer aus Portugal als bekennender Wassertrinker auf einem Pressepodium zwei Colaflaschen mit dem beherzten Griff zu einer Wasserflasche und dem Bekenntnis „Aqua!“ barsch beiseite schob. Dass der Kurs der Coca-Cola-Aktie kurz darauf spürbar nachgab und der Börsenwert des US-Konzerns mit Sitz in Atlanta im einstelligen Milliardenbereich nachgab, schreiben aber nur Ronaldos hartnäckigste Aficionados der Allmacht des Profifußballs zu. Schließlich ist Coca-Cola ein Brause-Gigant, der seinen Aktionären am Montag fast zeitgleich ihre flüssigen Mittel in Form der vierteljährlichen Dividende zuführte. Der monetäre Ronaldo-Effekt dürfte sich also in Grenzen gehalten haben. Selbst wenn ein Unternehmenssprecher noch eilig nachschob, dass es den Erfrischungsklassiker für die Spieler „selbstverständlich auch in der Version ohne Zucker gibt“.
Eine der prägendsten Figuren im Weltfußball bleibt Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro, der als Jugendlicher bei Sporting Lissabon ausgebildet wurde, aber dennoch. Auch vor Portugals zweitem EM-Gruppenspiel an diesem Samstag (18 Uhr/ARD) gegen die deutsche Elf steht er im Fokus.
Ein Phänomen
Schließlich ist der Kapitän des amtierenden Europameisters ein Phänomen in Kickstiefeln. So kann der Portugiese, der zum 3:0-Auftaktsieg über Ungarn zwei Tore beisteuerte, schon jetzt auf eine atemberaubende Karriere zurückblicken: Als Cristiano Ronaldo einst in der Sporting-Akademie begann, wurde er aufgrund seines Inseldialekts als Provinzler verspottet und nicht für voll genommen – inzwischen lacht man im äußersten Südwesten Europas nicht über, sondern wegen ihm. 134 Tore hat Ronaldo allein in der Champions League erzielt. Er wurde in den drei großen europäischen Ligen in England (mit Manchester United), Spanien (mit Real Madrid) sowie in Italien (mit Juve) mindestens zweimal Meister. Allein im sozialen Netzwerk Instagram hat der Werbestar, der auf jährliche Einkünfte von rund 85 Millionen Euro kommt, sagenhafte 299 Millionen Follower. Kein Wunder also, dass auch Getränkemultis im Angesicht des Meisters schon mal nervös werden.
„Jetzt ist es notwendig, so weiterzumachen und auch das nächste Spiel zu gewinnen“, sagte Ronaldo, dessen Status in seiner Heimat schon jetzt den der verstorbenen Fußball-Legende Eusebio überstrahlt, nach dem Auftaktsieg über Ungarn. Nur gegen die DFB-Elf hatte der Superstar bisher kein Glück. Auch wenn ihm der Respekt von Gegenspieler Matthias Ginter („Bei ihm müssen wir höllisch aufpassen!“) gewiss ist: Viermal spielte Ronaldo bei großen Turnieren gegen Deutschland. Die Bilanz: kein Tor, kein Sieg.
Hang zur großen Geste
Dass der Angreifer mit dem Hang zur großen Geste auf dem Platz allerdings längst kein Auslaufduell ist, zeigen allein seine 29 Ligatore für Juve. „Er hat noch eine Menge im Tank“, sagt sein ehemaliger Kapitän Nuño Gomes. Auch der nächste Rekord ist in Griffweite: Bei 106 Länderspieltoren steht CR7 aktuell, fehlen noch drei Treffer zur weltweiten Bestmarke des Iraners Ali Daei.
Längst ist Ronaldo eine Ikone seines Sports. Kein Wunder also, dass sein Coca-Cola-Gate weitere amüsante Episoden nach sich zog: Während Belgiens Torjäger Romelu Lukaku den Markennamen auffällig oft erwähnte und mit einem Schmunzeln eine Zusammenarbeit anregte, präsentierte sich Russlands Trainer Stanislaw Tschertschessow als Mann der Tat: Er schnappte sich zwei Flaschen, öffnete den Kronkorken der einen mit der anderen – und gönnte sich einen kräftigen Schluck.