England hat zwar einen prestigeträchtigen Sieg in der „Battle of Britain“ verpasst, bei der Fußball-EM das Achtelfinale aber weiter im Blick. Die Three Lions kamen in London im 115. Duell mit dem Erzrivalen Schottland nicht über ein 0:0 hinaus

London - Schottland lächelt, England schiebt Frust: Im Dauerregen von London haben die Schotten am Freitagabend für die erste Delle des Mitfavoriten bei dieser Fußball-EM gesorgt. Gegen den Erzrivalen und Außenseiter kamen die Three Lions nicht über ein 0:0 hinaus und verpassten damit den vorzeitigen Sprung ins Achtelfinale. Angesichts von nun vier Punkten nach zwei Vorrundenspielen kann die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate zwar dennoch für die K.o.-Runde planen, es gibt für den Coach aber einiges aufzuarbeiten.

 

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Die Schotten, die zum Auftakt 0:2 gegen Tschechien verloren hatten, belohnten sich indes für ihre kämpferische Leistung mit einem Punkt beim Nachbarn und dürfen auch weiter auf den Einzug in die nächste Turnierphase hoffen. Im heimischen Hampden Park in Glasgow brauchen die Bravehearts am Dienstag gegen Kroatien aber einen Sieg. England tritt in seinem abschließenden Gruppenspiel gegen Tschechien an.

Zeichen gegen Rassismus

Schon vor Beginn der 115. Auflage des legendären „Battle of Britain“ war die Stimmung im Wembley-Stadion aufgeladen. Die Nationalhymne der Schotten begleitete der Großteil der bis zu 22 500 Zuschauer mit gellenden Pfiffen. Als die Spieler beider Teams unmittelbar vor dem Anpfiff wie zuvor angekündigt für einen Moment auf den Rasen knieten, um ein gemeinsames Zeichen gegen Diskriminierung und Rassismus zu setzen, gab es überwiegend Applaus, aber auch wieder einige Buhrufe.

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Auf dem Platz übernahmen die favorisierten Engländer früh die Kontrolle. John Stones hätte nach elf Minuten fast für die Führung gesorgt, traf nach einer Ecke per Kopf aber nur den Pfosten. Zwei Minuten später schob Mason Mount den Ball aus kurzer Distanz am Tor vorbei. Das war’s für längere Zeit aber auch schon an guten Chancen. Die Three Lions, deren Startelf im Schnitt 25 Jahre und 31 Tage alt und damit die bislang jüngste der Engländer in einer WM- oder EM-Partie war, hatten mehr Ballbesitz, im Spiel nach vorne aber kaum Ideen. Ihr Auftritt erinnerte an das 1:0 gegen Kroatien zum Start, bei dem sie auch schwungvoll begonnen und dann nachgelassen hatten.

Schotten immer mutiger

Die Schotten setzten weitgehend auf ihr Bollwerk um den von einer Verletzung genesenen Arsenal-Profi Kieran Tierney in der Defensive, auf Kampf und Leidenschaft, hin und wieder aber auch auf offensive Akzente. Wie in der vierten Minute, als ein Schuss von Ché Adams nach feiner Kombination gerade noch geblockt wurde. Oder in der 30. Minute, in der Englands Keeper Jordan Pickford stark gegen Stephen O’Donnell parierte. Mit zunehmender Dauer der ersten Hälfte wirkten die Gäste mutiger - und die englischen Fans unzufriedener.

Auch die zweite Hälfte begannen die Engländer flott, richtig gefährlich wurden sie dabei aber selten. Mount scheiterte per Flachschuss an Schottlands Schlussmann David Marshall (48.), Reece James schoss aus aussichtsreicher Position weit drüber (55.). Dann war der Rechtsverteidiger vom FC Chelsea hinten gefordert, rettete bei einem Versuch von Lyndon Dykes spektakulär auf der Linie (62.).

Das Spiel blieb spannend, England vorne aber über weite Strecken zu einfallslos. Coach Gareth Southgate versuchte die Offensive der Hausherren mit frischem Personal anzukurbeln, brachte erst Jack Grealish und dann Marcus Rashford für die glücklosen James Foden und Harry Kane. Dortmunds Jadon Sancho, der anders als beim ersten Spiel gegen Kroatien diesmal immerhin im Kader der Engländer stand, blieb aber auf der Bank. In der 78. Minute hätte Adams fast noch für den Sensationssieg der Braveherats gesorgt, schoss aber drüber. So endete die Neuauflage des ältesten Fußball-Duells der Welt letztlich wie seine Premiere vor 149 Jahren in Glasgow: 0:0.