Mit Ungarn nach einem seltenen Fehler raus: Für Peter Gulacsi endet die EM bitter. Sein Torwart-Kollege Yann Sommer ist im Achtelfinale dabei und wird zwischendurch Vater. Einige Profis aus der Bundesliga zählen bisher zu den Turnier-Gewinnern, andere zu den Enttäuschten.

Berlin - Mit 22 Toren haben Profis aus der Fußball-Bundesliga einen gehörigen Anteil an der bisher erfreulichen Trefferquote bei dieser Fußball-Europameisterschaft. Doch nicht für alle waren ihre Treffer auch Grund zur Freude, zum Beispiel nicht für Robert Lewandowski. Andere sind dagegen ohne Tore glücklich nach der EM-Vorrunde. Einige Gewinner und Enttäuschte aus der Bundesliga:

 

GEWINNER

Patrik Schick (Tschechien/25)

Bei Bayer Leverkusen erlebte Patrik Schick einen durchwachsenen Saisonendspurt. Nach der Trennung von Trainer Peter Bosz Ende März gelang dem Stürmer nur noch ein Bundesliga-Tor, zudem wirkte der 25-Jährige nicht immer zu 100 Prozent fit. Trotzdem startete Schick bei der EM gleich voll durch. Nach einer optimalen Vorbereitung mit den Tschechen traf er schon beim 2:0-Auftakt in Schottland doppelt - und erzielte aus fast 50 Metern das bislang schönste Tor des Turniers. Im Achtelfinale gegen die Niederlande am Sonntag (18.00 Uhr/ARD und MagentaTV) soll der Hoffnungsträger seine Mannschaft nun zur nächsten Überraschung führen.

Axel Witsel (Belgien/32)

Diese Rückkehr kam überraschend. Gut vier Monate nach seinem Achillessehnenriss wurde Dortmunds Axel Witsel von Nationaltrainer Roberto Martínez ins belgische EM-Aufgebot berufen. Ziel war, den Routinier langsam heranzuführen. Als Joker beim 2:1 gegen Dänemark und als Startelfspieler beim 2:0 gegen Finnland hinterließ der Mann mit der markanten Frisur einen ordentlichen Eindruck, empfahl sich auch für die K.o.-Runde. Das Witsel-Thema ist in Belgien ein großes, der Verband schickte vor dessen Comeback sogar zwei Ärzte in eine Pressekonferenz, um Fragen zur Genesung des Profis zu beantworten.

Yussuf Poulsen (Dänemark/27)

Die Dänen könnten „alles, außer Torjäger“, titelte der „Kicker“ in seinem Sonderheft zu dieser EM. Doch widerlegt hat das bislang genau der Mann, dem diese Torjäger-Qualitäten immer abgesprochen wurden: Yussuf Poulsen von RB Leipzig schoss für Dänemark das viel umjubelte 1:0 gegen Belgien (1:2) und das wichtige 2:0 gegen Russland (4:1). Seit dem Zusammenbruch des Spielmachers Christian Eriksen fiebert das ganze Land mit dieser Mannschaft. Der Zusammenhalt, so Poulsen, sei „brutal“. Nach diesem Drama rückte auch der 27-Jährige von der Außen- auf die Mittelstürmer-Position. Bislang ging das gut auf.

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Emil Forsberg (Schweden/29)

Keine Frage, der 29-Jährige von RB Leipzig hat die hohen Erwartungen an ihn schon mehr als erfüllt. Forsberg übernimmt Verantwortung, stellt sich in den Dienst der Mannschaft und seine eigene Offensivkunst der Defensivarbeit zuliebe auch mal hinten an. Forsberg, kein Zlatan Imbrahimovic. Ein leiser Mitreißer. Drei Tore hat er schon erzielt, Fortsetzung im Achtelfinale gut möglich.

Yann Sommer (Schweiz/32)

Der Torwart von Borussia Mönchengladbach ist bei der EM einmal mehr der große Rückhalt seiner Mannschaft. Beim 1:1 gegen Wales und beim 3:1-Sieg gegen die Türkei glänzte die Schweizer Nummer 1 mit starken Paraden und gab seiner Hintermannschaft Sicherheit. Privat erlebte Sommer in der EM-Zeit zudem etwas ganz Besonderes. Zwischen den beiden Gruppenspielen gegen Italien und gegen die Türkei flog er nach Deutschland zu seiner Frau und seiner gerade geborenen zweiten Tochter. „Ich konnte meine Frau und meine Kleine in die Arme nehmen. Das war sehr schön“, beschrieb Sommer die Situation. „Unsere Kinder haben sich das erste Mal kennengelernt. Etwas viel Schöneres gibt es nicht.“

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ENTTÄUSCHTE

Jadon Sancho (England/21)

Gerade mal etwas mehr als sechs Minuten durfte Jadon Sancho bei dieser EM bislang spielen. Beim Auftakt der Engländer gegen Kroatien (1:0) hatte der BVB-Profi nicht mal im Kader gestanden. Dass sich sein Status zum Start in die K.o.-Runde gegen Deutschland am Dienstag (18.00 Uhr/ARD und MagentaTV) ändert, gilt als unwahrscheinlich. Wie kein anderer Coach im Turnier verfügt Trainer Gareth Southgate in der Offensive über etliche Ausnahmefußballer: Phil Foden, Raheem Sterling, Bukayo Saka, Jack Grealish, Marcus Rashford, Mason Mount - oder eben Sancho. Immerhin kommt der Dortmunder dem angepeilten Vereinswechsel näher: Sein Transfer zu Manchester United scheint auf der Zielgeraden.

Robert Lewandowski (Polen/32)

Der Weltfußballer selbst spielte sein bestes Turnier mit dem Nationalteam: Drei Tore in drei Spielen sind ordentlich. Es waren allerdings die einzigen drei der Polen bei dieser EM. Und sie reichten nur zu einem Punkt, die EM war damit nach der Vorrunde beendet. Und Lewandowski war frustriert. „Das muss man erst mal verdauen, und das wird nicht leicht“, sagte der Torjäger des FC Bayern München: „Es wird schwer sein, sich damit abzufinden.“

Peter Gulacsi (Ungarn/31)

Ungarns Nationaltrainer Marco Rossi sieht Peter Gulacsi auf einem Level mit Deutschlands Kapitän Manuel Neuer. Bei der EM bewies der Schlussmann von RB Leipzig seine Extraklasse. Gegen Portugal (0:3) und Frankreich (1:1) entnervte er lange Cristiano Ronaldo, Kylian Mbappé & Co. Gulacsi hielt wie ein wahrer Torwart-Titan. Erst gegen Deutschland (2:2) sah der 31-Jährige beim ersten Ausgleich von Kai Havertz schlecht aus. Gulacsi war nach dem EM-Aus fix und fertig. „Es ist schwer, Worte zu finden“, sagte er.

Lukas Hradecky (Finnland/31)

Der Torwart von Bayer Leverkusen ist Finnlands tragischer Held bei dieser EM. Beim 1:0-Sieg gegen Dänemark hielt er überragend und parierte sogar einen Elfmeter. Und auch im entscheidenden Spiel gegen Belgien war er zumindest 73 Minuten lang nicht zu überwinden. Hradecky hielt alles, was auf sein Tor kam - bis ihm eine Viertelstunde vor Schluss beim Stand von 0:0 ein Eigentor unterlief. Der Ball prallte vom Pfosten an seine Hand und von dort aus ins Tor. Mit einem 0:0 hätten die Finnen das Achtelfinale erreicht.

Ondrej Duda (Slowakei/26)

Es fing alles so gut an für Kölns Offensivspieler und seine Slowaken. Zum Auftakt gelang direkt ein 2:1-Sieg über Polen und Weltfußballer Robert Lewandowski. Duda, der bei den Slowaken als falsche Neun eingesetzt wurde, spielte ordentlich. Nach einem Rückschlag gegen Schweden (0:1) setzte es gegen Spanien (0:5) eine herbe Niederlage. Seine Sperre nach der zweiten Gelben Karte muss der 26-Jährige deshalb nach dem Turnier-Aus bei dieser EM nicht mehr absitzen.