Nach dem bitteren Last-Minute-Aus gegen England schlägt der niederländische Frust schnell in Trotz um. 2026 soll ein neuer Anlauf genommen werden.
Die Bilder werden bleiben. Wo ansonsten in der Bundesliga die Fans von Borussia Dortmund auf der Südtribüne regieren, verwandelte sich im EM-Halbfinale die gelbe Wand in eine orangene. Von einer Eckfahne zur nächsten, aus jedem Winkel des Stadions unübersehbar ins Auge fallend. Einmal mehr sorgten die niederländischen Anhänger beim Turnier in Deutschland für ein imposantes Schauspiel – das schon tagsüber mit mehr als 100 000 Menschen begonnen hatte, die geschlossen aus der Innenstadt gen Süden in Richtung Stadion marschiert waren. „Ich möchte den Fans danken“, sagte Bondscoach Ronald Koeman, „sie waren großartig.“
Nur: Das Aus konnte auch der frenetische Anhang nicht verhindern, es vollzog sich sogar just vor den Zehntausenden Oranje-Fans in der Dortmunder Arena durch den späten 2:1-Siegtreffer für England durch Ollie Watkins in der Nachspielzeit. Vor allem in der ersten Hälfte habe man das Spiel gegen einen starken Gegner nicht wie geplant kontrolliert, monierte Koeman: „Wir hatten Schwierigkeiten, sie zu stoppen.“ Aus der Drangphase gegen Ende sprangen dann nicht die großen Chancen heraus – bis zum bitteren Ende. „Wenn du in der letzten Minute verlierst, ist das Schmerz pur“, sagte Verteidiger Virgil van Dijk vom FC Liverpool.
Allerdings schlug bei seinem Trainer der Frust auch schnell in Trotz um. „Wir haben gekämpft wie die Löwen. Wir sollten stolz auf uns sein und haben viel erreicht in den letzten Wochen“, betonte ein bereits gefasster Ronald Koeman auf der Pressekonferenz – und richtete den Blick gleich in die Zukunft: „Natürlich bin ich von diesem Team überzeugt. Es ist in der Lage, noch mehr zu erreichen.“
Zukunftshoffnung Xavi Simons
Selbstverständlich gebe es auf diesem Weg auch Dinge zu verbessern, so der 61-jährige Übungsleiter, dessen Vertrag bis zur Weltmeisterschaft 2026 in Kanada, Mexiko und den USA läuft. Die Mittelstürmer-Position zum Beispiel war wahrlich nicht das Prunkstück der Elftal bei der zurückliegenden Europameisterschaft: Memphis Depay (30) blieb bei nur einem Turniertor, Wout Weghorst (31) nahm nach seiner Einwechslung gegen die Engländer keinen nennenswerten Einfluss.
Auf der anderen Seite hat das Team schon jetzt große Zukunftshoffnungen in seinen Reihen – allen voran Offensivspieler Xavi Simons (21), der zuletzt von Paris Saint-Germain an RB Leipzig ausgeliehen war und ein starkes Turnier spielte. „Er wird eine große Zukunft bei einem großen Verein und in der Nationalmannschaft haben“, sagt Koeman.
In der Gegenwart bleibt aber vorerst festzuhalten, dass der letzte Schritt bei großen Turnieren nicht gerade eine niederländische Spezialität ist. Von sechs EM-Halbfinals gingen satte fünf verloren, 1988 bleibt damit das eine große Erfolgsjahr in der Historie der Elftal mit dem Europameistertitel in Deutschland. Damals war Koeman als Spieler dabei, jetzt versichert er als Trainer: „Wir werden zurückkommen.“