Erneut enttäuscht die hochgelobte englische Offensive lange Zeit - doch gegen die Schweiz gelingt der Einzug ins Halbfinale vom Punkt.
Englands Fußballstars quälen sich weiter durch die EM - können aber plötzlich Elfmeter verwandeln und stehen im Halbfinale.
Düsseldorf (SID) Der Elfmeter-Fluch war erfolgreich bekämpft, und Gareth Southgate sank erleichtert in die Knie. Schon wieder hatte England spielerisch arg enttäuscht, doch ausgerechnet vom Punkt war das Team um Jude Bellingham dann eiskalt - und steht bei der EM nun tatsächlich im Halbfinale. 5:3 hieß es am Ende gegen die tapfere Schweiz, nach 120 zähen Minuten hatte es 1:1 (0:0) gestanden.
Torwart Jordan Pickford hielt entscheidend gegen Manuel Akanji, er stemmte sich damit auch gegen diese altbekannte englische Schwäche: Im zehnten Elfmeterschießen bei einem großen Turnier war es erst der dritte Sieg der Three Lions. „Das war ganz besonders, wie wir uns zurückgekämpft haben - und dann auch noch im Elfmeterschießen“, sagte Torschütze Bukayo Saka - der im EM-Finale 2021 gescheitert war und anschließend in den Sozialen Netzwerken rassistisch angegangen wurde: „Wir wissen ja, was beim letzten Mal passiert ist.“
Im Halbfinale braucht das Team definitiv eine Leistungssteigerung
Die Nervenstärke am Samstag zeige, „wie sehr wir dieses Turnier gewinnen wollen.“ England darf weiter vom ersten großen Titel seit dem WM-Triumph im eigenen Land 1966 träumen.
Doch im Halbfinale am Mittwoch (21.00 Uhr) in Dortmund braucht das Team definitiv eine Leistungssteigerung, um die Niederlande oder die Türkei zu bezwingen. Gegen die Schweizer, die ihren ersten Halbfinaleinzug bei einem großen Turnier trotz der zwischenzeitlichen Führung durch Breel Embolo (75.) verpassten, sorgte Saka (80.) für die Verlängerung, die torlos blieb.
Unter den Augen von Prinz William auf der Ehrentribüne entwickelte sich ein zähes Spiel, in dem beide Teams das Risiko scheuten. Bei gegnerischem Ballbesitz zogen sie sich weit zurück, Harry Kane verteidigte mitunter 35 Meter vom eigenen Tor entfernt. Dadurch boten sich kaum Räume, um für Gefahr zu sorgen - und bei Ballgewinnen war der Weg nach vorne entsprechend weit.
Torchancen gab es in der ersten Halbzeit nicht einmal im Ansatz
England versuchte es über die rechte Seite mit Saka, doch die Hereingaben des Flügelspielers waren nicht präzise genug. Auch Phil Foden, der wie von vielen Experten gewünscht zentral auflaufen durfte, hatte wenig Einfluss aufs Spiel. Torchancen gab es in der ersten Halbzeit nicht einmal im Ansatz - die Statistiker zählten vor der Pause null Torschüsse für beide Teams. Auch Bayern-Star Kane war zumeist mit fruchtloser Laufarbeit ausgelastet. Englands brillant besetzte Offensive kam überhaupt nicht in Schwung, wie bereits im gesamten Turnierverlauf wirkte es nicht so, als ob endlich die Teile ineinander klicken würden. England spielte weiter mit der aufregendsten Mannschaft den langweiligsten Fußball.
Die Schweizer mühten sich, selbst für Gefahr zu sorgen, fanden im dichten Geflecht englischer Abwehrbeine keine Lücken. Immerhin gewannen sie das zähe Rennen um den ersten Torschuss der Partie: Doch Embolos Versuch (51.) war harmlos. In einem weiter sehr zähen Spiel übernahm nun die Schweiz etwas mehr die Kontrolle, während England weiterhin enttäuschte.
Mit einer Einzelaktion konterte Saka dann die Führung. Harry Kane, kaum ins Offensivspiel eingebunden, musste zehn Minuten vor Ende der Verlängerung angeschlagen vom Platz. Die Schweizer liefen an, der eingewechselte Xherdan Shaqiri traf mit einer direkten Ecke den Pfosten - doch im Elfmeterschießen erzwang England tatsächlich noch den Sieg.