EM 2024: Sicherheit in Stuttgart Messerstecher hatte kein islamistisches Motiv

Beim letzten Gruppenspiel der Türkei griff ein 25 Jahre alter Mann drei Zuschauer unvermittelt an. Foto: red/b

Die Polizei registrierte unter 40 Zwischenfälle pro Tag während der EM. Eine Straftat überschattet dabei die weitgehend friedliche Zeit.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Innenminister Thomas Strobl (CDU) ist erleichtert am Tag nach der EM: „Man hat den Stein doch gerade deutlich plumpsen hören, der mir vom Herz gefallen ist“, sagte er bei der abschließenden Pressekonferenz der Stadt, des Landes und der Veranstalter. Es sei weitgehend ruhig geblieben, mit „friedlich feiernden Fans, tollen Fußballspielen und einem weltoffenen Baden-Württemberg“, so Strobl.

 

Was nicht heißt, dass gar nichts passiert wäre. Das ganz große Schreckensszenario, sei es ein Terroranschlag oder ein Unfall mit einer großen Verletztenzahl, blieb aus. Straftaten geschahen jedoch. Das führten Strobl und der Stuttgarter Polizeipräsident Markus Eisenbraun aus. 386 Vorfälle seien landesweit verzeichnet worden, 313 davon in Stuttgart. Das klingt viel, aber der Polizeipräsident ordnet ein: Weniger als 40 Zwischenfälle pro Tag bei 32 Tagen Europameisterschaft seien das gewesen. Das sei wenig angesichts der Menschenmengen. „Wir haben auf klare und offene Präsenz gesetzt“, betont der Polizeipräsident. Das war auch vielen Besucherinnen und Besuchern aufgefallen: Die Polizei war im Hintergrund immer zu sehen. „Durch klare Ansprachen konnten wir zudem viele Auseinandersetzungen unterbinden“, so Eisenbraun.

Der Tod eines Kollegen hat die Polizei stark belastet

Zwei Ereignisse überschatten das weitgehend friedliche Geschehen. Zum einen die Messerstecherei beim letzten Gruppenspiel der Türkei in der Fanzone auf dem Schlossplatz. In dieser Sache hat der Präsident Neuigkeiten: dass ein 25-jähriger Syrer unvermittelt auf drei Männer in der Menge einstach, habe mit persönlichen Umständen des direkt nach der Tat gefassten Tatverdächtigen zu tun. Religiöse oder islamistische Motive könne man ausschließen. Ob es psychische Probleme oder Aggressionen gegen Türken gewesen seien, blieb offen. Das Verhältnis von Türken und Syrern gilt als problematisch. Die Ermittlungen laufen noch. Der schwer verletzte 38 Jahre alte Mann, der als Erster niedergestochen worden war, sei inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen. Mehr als zwei Wochen war er dort und musste mehrfach operiert werden. Anfangs waren seine Verletzungen lebensgefährlich. Zwei weitere Männer erlitten ebenfalls Stichverletzungen. Eine junge Frau stürzte im Tumult rund um den Angriff und erlitt eine Fraktur. Viele Personen hätten beherzt eingegriffen und Schlimmeres verhindert. Aber auch die Videoüberwachung habe der Polizei geholfen: Für die Dauer der EM waren zum einen die fest installierten Kameras auch bei den Veranstaltungen in Betrieb, zum anderen wurden weitere aufgestellt. Dadurch habe die Polizei schnell gesehen, dass ein Angriff in der Menge stattgefunden hatte.

Das andere Ereignis, das für die Polizei mit der EM für immer verbunden sein wird, ist der Tod eines Kollegen bei einem Einsatz. Der Motorradpolizist Thomas Hohn starb bei einem Unfall in Degerloch, als er in der Eskorte für den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zum Flughafen mitfuhr.

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