Zwei Tore, eine Vorlage: der Münchner Thomas Müller führt die DFB-Elf zum 3:2-Erfolg in Schottland. Dank des fünften Siegs in Folge ist die Teilnahme an der Europameisterschaft 2016 in Frankreich nun fast sicher.

Glasgow - Auf Gratulanten musste Thomas Müller nicht lange warten. Die Mitspieler, das Trainerteam, selbst die schottischen Gegner – sie alle klopften dem Münchner nach dem Schlusspfiff anerkennend auf die Schultern. Kein Wunder: Müller war beim hart erkämpften 3:2-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft in Glasgow der spielentscheidende Mann. Zwei Tore erzielte er in seinem 65. Länderspiel selbst und bereitete das dritte vor.

 

Dank des fünften Qualifikationssiegs in Folge wird dem Weltmeister die Teilnahme an der Europameisterschaft 2016 in Frankreich nun endgültig nicht mehr zu nehmen sein. Perfekt ist die Qualifikation aufgrund des irischen 1:0-Erfolgs gegen Georgien zwar noch nicht. Doch genügt dem Team von Joachim Löw im vorletzten Spiel in Irland (8. Oktober) bereits ein Punkt, um das EM-Ticket zu lösen. „Das werden wir natürlich schaffen“, sagte der Bundestrainer.

Emre Can bekommt weitere Bewährungschance

Löw hatte gegenüber dem 3:1-Sieg am Freitag gegen Polen nur eine Änderung vorgenommen: Ilkay Gündogan rückte für Karim Bellarabi ins Mittelfeld (und bestätigte mit dem Siegtreffer eindrucksvoll seine Aufstellung). Emre Can bekam also nach seinem durchwachsenen Debüt eine weitere Bewährungschance hinten rechts (und war auch diesmal nicht frei von Fehlern). Und vorne ruhten die Hoffnungen wieder auf Mario Götze, dem zweifachen Torschützen gegen Polen, der im Nationalteam immer seine besten Leistungen zeigt.

Der Fußballfeingeist vom FC Bayern wusste diesmal mit großer Einsatzfreude zu gefallen – die Hauptrolle aber gehörte im mit 52 000 Zuschauern ausverkauften Hampden-Park seinem Münchner Teamkollegen: Auf unnachahmliche Weise erzielte Thomas Müller zwei Tore in der ersten Hälfte. Beim ersten zog er aus 18 Metern im Stolpern ab und traf leicht abgefälscht rechts unten ins Toreck (18.). Und beim zweiten hielt er reaktionsschnell den Kopf hin, nachdem der schottische Torwart David Marshall den Ball nach einem Can-Schuss nach vorne hatte abklatschen lassen (34.).

„Es ist natürlich schön, wenn die Bälle so ins Tor fallen“, sagte Müller. Der Münchner, der schon im Hinspiel (2:1) beide deutschen Tore erzielt hatte, bestätigte damit seine herausragende Frühform in dieser Saison: Fünfmal traf er in den ersten drei Bundesligaspielen und steuerte auch am Freitag gegen Polen ein Tor bei. „Thomas hat einen Lauf“, sagte Löw, „er steht immer dort, wo ein Stürmer stehen muss.“

Die Schotten kämpfen sich zurück

Kaum zu glauben, aber wahr: zu einer Pausenführung reichten Müllers Treffer nicht. Zweimal kamen die spielerisch zwar limitierten, wie üblich aber leidenschaftlich kämpfenden Schotten zurück – beide Male nach Standardsituationen. Nach einem Freistoß von Shaoun Maloney prallte der Ball von den Fäusten des Torhüters Manuel Neuer gegen die Brust seines Vordermanns Mats Hummels – und von dort zum 1:1 ins eigene Tor (28.). Dann war Neuer die Sicht verdeckt, als James McArthur im Anschluss an einen Eckball mit einem Dropkick traf (43.).

Für die Schotten war das 2:2 zur Pause zwar ein mehr als schmeichelhaftes Ergebnis – andererseits: den Schwung, die Zielstrebigkeit und die Kreativität aus dem Polen-Spiel ließen die Deutschen in Glasgow vermissen. Zwar waren sie spielerisch haushoch überlegen und hatten zeitweise fast 80 Prozent Ballbesitz – doch fehlten häufig die Ideen, um die Sechser-Abwehrkette aus den Angeln zu heben. Mesut Özil trat praktisch gar nicht in Erscheinung.

Also bedurfte es nach der Pause eines weiteren Geniestreichs von Thomas Müller, um die Verhältnisse wieder zurechtzurücken. Ohne Hinzuschauen passte der 25-Jährige den Ball von rechts in die Mitte – exakt dorthin, wo Gündogan in Position gelaufen war. Mit einem Flachschuss traf der Dortmunder zum 3:2 (54.). Für Ruhe sorgte aber auch die erneute Führung nicht. Das DFB-Team verpasste es nachzulegen – und sah sich somit bis in die Nachspielzeit hinein verzweifelten Angriffen der Gastgeber ausgesetzt. Erleichtert klatschte Löw beim Schlusspfiff in die Hände und sagte später: „Unser Sieg war völlig verdient.“