Frank Lampard ist verletzt, Wayne Rooney ist zunächst gesperrt – trotzdem hat England Chancen auf den EM-Titel, denn John Terry mischt wieder mit.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Wer wird im Sommer Fußball- Europameister? Deutschland, natürlich! Da die StZ-Sportredaktion aber traditionell kein gutes Händchen beim Tippen hat, sichern wir uns dieses Mal so richtig ab. 15 Konkurrenten – 15 Favoriten. Heute: England.

 

Was dafür spricht, dass England in diesem Jahr Europameister wird? Überlegen Sie in aller Ruhe, lassen Sie sich Zeit, die Antwort wird zunächst immer die gleiche sein: nichts! Der italienische Erfolgstrainer Fabio Capello nahm vorzeitig seinen Hut, der Mittelfeldstar Gareth Barry vom Meister Manchester City fällt verletzt aus, der einzige konstante Torjäger Wayne Rooney lümmelt während der Vorbereitung in einer Bar in Los Angeles herum, weil er für die ersten beiden Gruppenspiele gesperrt ist – und als dritter Torwart wurde Jack Butland nominiert, der lange an den Viertligisten Cheltenham Town ausgeliehen war. Selbst die sonst so loyalen Fans scheinen den Glauben an ihr Team verloren zu haben – jedenfalls gingen in der ersten Verkaufsrunde nur die Hälfte der zur Verfügung stehenden 6000 Tickets weg.

Das kommt davon, wenn man sich in all den Jahren zuvor bei jedem Großereignis zum (selbst ernannten) Favoriten ausruft und dann regelmäßig üppige Stornokosten in Kauf nimmt und vorzeitig nach Hause fährt. Vertrauensverlust nennt man das, Liebesentzug,– oder auch beides. Armes England. Armes England?

War da nicht erst vor gut zwei Wochen die Nacht des FC Chelsea aus London in der Champions League. Und wer hatte einen Penny (nicht Cent) auf den Titel gesetzt, außer ein paar unverbesserlichen Fans jenseits der 1,3-Promille-Grenze? Dabei könnte gerade dieser FC Chelsea dem neuen Nationaltrainer Roy Hodgson als Vorbild dienen. Frank Lampard hat es ja schon allen (Bayern) gezeigt, was er mit seinen 33 noch draufhat. Er darf also guten Gewissens verletzt zu Hause bleiben. Doch jetzt kommt – aufgepasst – ein gewisser John Terry ins Spiel, der in München gesperrt fehlte und nun so heiß auf den EM-Titel ist, dass die Fans auf dem Rücken des 31-Jährigen locker ihre Steaks (well-done) brutzeln könnten. Der alte Haudegen als Jungbrunnen? Warum nicht.

Terry – ein echter Terrier.

Spielerisch limitiert, aber mit einem solch großen Fußballherz, in dem auch immer noch die eine oder andere Geliebte Platz hat. Und sollte dies am 1. Juli der wohlgeformte EM-Pott sein, würde das seine Ehefrau dem Schürzenjäger ausnahmsweise mal verzeihen.