Auch die Autozulieferer stehen in der Corona-Krise unter Druck: Die Eislinger Maschinenbaufirma Emil Bucher baut 89 von 244 Arbeitsplätzen ab. Auch die Schwesterfirma Staufen Engineering in Donzdorf ist von dem Stellenabbau betroffen.

Eislingen - Die Krise in der Automobilindustrie erhöht auch den Druck auf die Zulieferer. Das bekommt jetzt die Eislinger Firma Emil Bucher zu spüren. Die GmbH & Co. KG in Familienbesitz muss sich neu aufstellen. Der Restrukturierung fallen 89 von 244 Arbeitsplätzen zum Opfer. Davon seien 14 Mitarbeiter schon gegangen, berichtete gestern der Sprecher der Geschäftsführung Ralf Bauer. Betroffen ist auch die Schwesterfirma Staufen Engineering in Donzdorf. Dort werden 18 von 48 Mitarbeiter ihren Job verlieren.

 

Der Geschäftsführer Bauer hat in dieser Woche den Führungskreis und den neunköpfigen Betriebsrat über den anstehenden Personalabbau informiert. Wegen des notwendigen Schutzes vor dem Coronavirus seien solche Treffen derzeit extrem schwierig. Alle mussten Abstand halten und Mundschutz tragen.

Der Geschäftsführer hätte die Mitarbeiter gern persönlich informiert

Die Abstandsregeln haben eine Betriebsversammlung unmöglich gemacht. „Ich bedaure, dass es nicht möglich war, die Mitarbeiter direkt in einer Betriebsversammlung zu informieren“, erklärt der Geschäftsführer. Man habe versucht per E-Mail oder mit Briefen die Informationen weiterzugeben. Das sei derzeit umso schwieriger, weil ein Großteil der Belegschaft seit Februar in Kurzarbeit ist. Weil er ein gutes Verhältnis zu den Mitarbeitern habe, hätte er gerne den persönlichen Kontakt hergestellt. In Donzdorf, wo das halbe Team in Kurzarbeit ist, sei eine direkte Ansprache möglich gewesen.

Der Betriebsratsvorsitzende Markus Neumann gibt dem Geschäftsführer, der seit 2018 an der Spitze steht, keine Schuld: „Nein, nein auf keinen Fall“, beantwortet er eine entsprechende Frage. Die Schieflage habe schon früher begonnen.

Grund der Schieflage: der Kostendruck und die Konkurrenz der Chinesen

Im Wesentlichen geht es nach Darstellung von Bauer und Neumann um den enormen Kostendruck in der Automobilindustrie und die starke chinesische Konkurrenz. „Der Wettbewerb bei den Zulieferern für die Autoindustrie ist extrem hart“, sagt Bauer. Die Bucher GmbH produziert Sondermaschinen für die Automobilindustrie und Flugzeughersteller. In Donzdorf geht es um die Entwicklung von Produkten. Auch Airbus gehöre zu den Kunden, berichtet Bauer. Von der Umstrukturierung vorwiegend betroffen ist die Autoabteilung. Hauptsächlich werden Schweißstraßen für Fahrzeugkarosserien hergestellt. Zu den Kunden zählten BMW, Daimler und zuletzt vor allem VW und einige Autozulieferer, berichtet der Geschäftsführer. Ganz aufgeben will er die Sparte nicht, aber Großprojekte, die über Jahre gehen und ein Volumen von 100 Millionen Euro erreichen, will Bauer nicht mehr angehen. Weil die Industrie Vorfinanzierung erwarte, entstünden hohe Risiken.

Ein Großteil der Belegschaft war schon vor Corona in Kurzarbeit.

Die großen Konkurrenten in Fernost könnten durch ihre höhere Stückzahl den Preisdruck leichter verkraften. Es gibt laut Bauer einen enormen Verdrängungswettbewerb. Weil seine Firma solche Volumen nicht erreiche, seien die angebotenen Preise nicht mehr „realistisch“. „Der Wettbewerb ist in chinesischer Hand“, stellt er fest.

Ein Großteil der Belegschaft war schon vor der Coronakrise in Kurzarbeit. Die Pandemie hat die Lage noch verschärft. Man komme kaum noch in Kundenfirmen, um Anlagen aufzustellen oder könne kaum Gespräche führen, um neue Aufträge zu gewinnen. Zumal die Bucher-Gruppe die allgemeine Unsicherheit direkt zu spüren bekommt: „Jetzt investiert niemand. Das ist ein Problem, wenn niemand nachfragt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Dass die Lage schwierig sei, habe sich abgezeichnet. Neumann: „Wir haben bis zum Schluss gehofft, dass wir mit dem Schrecken davon kommen.“

Vom Personalabbau sind nach Angaben des Geschäftsführers alle Altersgruppen betroffen. Kündigungen wurden zum 1. Juli und zum 1. August ausgesprochen. Der Abbau soll sozial verträglich über die Bühne gehen. Es wird einen Sozialplan geben müssen. Die Details sind noch offen. Womöglich wird auch eine Transfergesellschaft eingeschaltet.