Der Beitrag von Elektroautos zum Klimaschutz hängt vor allem davon ab, wie der Strom zum Laden erzeugt wird. Da der Ökostromanteil weiter steigt, wird sich die Klimabilanz der Stromer in den kommenden Jahren noch verbessern.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Auf der Webseite thinkblue.volkswagen.com präsentiert sich VW als Vorreiter der nachhaltigen Mobilität. Dort findet sich auch ein Online-Rechner, mit dem potenzielle Käufer eines E-Golf oder E-Up ermitteln können, wie viel sie bei den Betriebskosten sparen, wenn sie auf ein – in der Anschaffung deutlich teureres – Elektromobil umsteigen. Angegeben wird auch die CO 2 -Ersparnis, die damit einhergehen soll.

 

Klimaneutraler Strom

Was der Rechner ausspuckt, ist aber Unsinn. Er suggeriert nämlich, dass ein Elektro-VW pro Kilometer null Gramm des Klimagases CO2 emittiert. Offenbar schönt VW nicht nur auf dem Prüfstand die Emissionswerte seiner Autos, sondern auch im Internet. Denn wer sein Elektromobil über das Stromnetz auflädt, befüllt seine Batterien nur zu rund einem Drittel mit klimaneutralem Ökostrom, der weit größere Anteil entfällt mit 42 Prozent auf Strom aus Kohle. Am Energiemix, der aus der Dose kommt, ändert sich auch nichts, wenn man auf einen Ökostromtarif umsteigt.

So führte der Verbrauch einer Kilowattstunde Strom 2014 zu durchschnittlichen CO2-Emissionen von knapp 570 Gramm. Nimmt man etwa einen E-Golf, für den der ADAC einen Testverbrauch von gut 18 Kilowattstunden pro 100 Kilometer ermittelt hat, kommt man auf einen CO2-Ausstoß pro Kilometer von 103 Gramm. Zum Vergleich: ein Golf mit 1,6-Liter Spardiesel kommt im ADAC-Test auf 120 Gramm. Der Stromer schneidet also im Fahrbetrieb etwas besser ab. Dem stehen höhere Emissionen bei der Herstellung des Fahrzeugs gegenüber, die vor allem auf das Konto der Batterie gehen.

Weniger Feinstaub und Stickoxide

Unter dem Strich sieht das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) für das Elektroauto beim derzeitigen Strommix keine große Treibhausgasminderung gegenüber einem vergleichbaren Diesel. Im Vergleich zum Benziner schneidet der Stromer allerdings rund 20 Prozent besser ab. Für Plug-in-Hybride, die neben einem Elektromotor einen Verbrennungsmotor haben, kommt das Ifeu in einer Studie für das Bundesumweltministerium im Durchschnitt auf eine CO2-Minderung von fünf Prozent. Am höchsten ist die Ersparnis sowohl bei reinen Elektroautos als auch bei Hybriden, wenn zum Laden 100 Prozent Ökostrom eingesetzt wird – etwa aus der eigenen Fotovoltaikanlage. Unabhängig von der CO2-Bilanz gilt, dass der Umstieg auf Elektroautos dazu beiträgt, die Belastung der Innenstädte mit Feinstaub und Stickoxiden zu verringern.

Derzeit müsse man in Kauf nehmen, dass der Klimaschutzbeitrag von E-Autos und Plug-in-Hybriden noch vergleichsweise gering sei, sagt Udo Lambrecht, der beim Ifeu den Bereich Verkehr und Umwelt leitet und auch der Nationalen Plattform Elektromobilität angehört. „Man darf aber nicht nur auf den heutigen Strommix schauen“, so der Experte. Durch den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien in den kommenden Jahren werde die Klimabilanz der Elektroautos immer besser. „Die von Erdöl dürfte dagegen durch die verstärkte Nutzung unkonventioneller Vorkommen wie Ölsanden noch schlechter als heute werden“, sagt sein Kollege Julius Jöhrens.

2030 könnten Elektroautos laut Ifeu dank eines dann höheren Ökostromanteils gegenüber Benzinern 40 und gegenüber Dieselfahrzeugen 20 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Zudem könnten sie der Energiewende zusätzlichen Schub geben, meint Lambrecht. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) verweist ebenfalls auf die zentrale Bedeutung der Stromerzeugung. Zudem plädieren die Experten für eine intelligente Steuerung der Ladevorgänge. Wenn alle Elektroautofahrer ihre Vehikel gleichzeitig ans Netz hängen – etwa nach der abendlichen Rückfahrt von der Arbeit – könnte das „zu problematischen Spitzenlasten im Stromsystem führen“. Wenn der dafür zusätzlich benötigte Strom aus billigen Kohlekraftwerken käme, könnten die CO2-Emissionen sogar steigen, schreibt das DIW.

Elektroautos zur Netzstabilisierung

Der Ökostromanbieter Lichtblick schlägt vor, Elektroautos zur Netzstabilisierung einzusetzen. Schließlich stünden die Autos die meiste Zeit ungenutzt herum. Währenddessen könnten sie in ihren Batterien überschüssigen Ökostrom speichern und bei Bedarf wieder einspeisen. Würde diese Bereitstellung von Regelenergie honoriert, wären Elektroautos auch ohne staatliche Kaufprämien attraktiver, argumentiert Lichtblick. Im Rahmen eines Modellprojekts von Lichtblick und der Stromnetz Hamburg GmbH erhalten Elektroautonutzer 30 Prozent Rabatt auf den Ladestrom. Dadurch könnten sie pro Jahr 200 Euro einsparen.