Es war ein herber Rückschlag für das Pilotprojekt „Emissionsfreie Straßenmeisterei“ des Landkreises Esslingen: Weil der schwäbische Fahrzeugumbauspezialist EFA-S im vergangenen Jahr Insolvenz anmeldeten musste, konnte das zweite bestellte Brennstoffzellenfahrzeug nicht mehr fertiggestellt werden. In diesem Frühjahr wurde deshalb nach einer neuen Firma gesucht, die kurzfristig einspringen könnte – mit Erfolg. Das Landratsamt vermeldet jetzt stolz: Der orangefarbene Mannschaftstransporter soll bis Ende des Jahres ausgeliefert werden.
Der VW e-Crafter wird von der Firma Iontrak mit Sitz in Zell unter Aichelberg entsprechend den Esslinger Wünschen umgerüstet: Das batteriebetriebene Serienmodell erhält zusätzlich einen Brennstoffzellenantrieb mit Wasserstofftanks, zudem werden noch Fenster in den Transporter eingebaut, der bis zu neun Personen befördern soll. Das noch junge mittelständische Unternehmen will sich eigenen Angaben zufolge als Hersteller von Kleinserien im Bereich Wasserstoff-Lastwagen positionieren. Entstanden ist es aus einem Wasserstoff-Förderprojekt, an dem unter anderem die Hochschule Esslingen und die Firma EFA-S beteiligt waren.
Keine zusätzlichen Kosten für das Projekt
Wie Landrat Heinz Eininger den Ausschuss für Technik und Umwelt vor der Sommerpause informierte, sei durch diese thematische und personelle Überschneidung nicht nur der Wissenstransfer beim Aufbau dieses Prototypenfahrzeugs gewährleistet. Vor allem bleibe so die Hochschule als wichtiger Kooperationspartner des Pilotprojektes mit im Boot.
Geklärt sei inzwischen auch die finanzielle Seite. Nach dem Land habe jüngst auch der Bund seine Fördermittel zugesichert. Laut Eininger sind damit „die Weichen gestellt, dieses Leuchtturmprojekt nicht nur erfolgreich zu Ende zu bringen, sondern auch ohne zusätzliche Kosten für das Projektbudget“. Das beläuft sich für die beiden bestellten Kleinlastwagen zusammen auf rund 950 000 Euro. An dieser Investitionssumme beteiligt sich der Bund mit fast 390 000 Euro, das Land Baden-Württemberg und der Kreis Esslingen sind mit jeweils rund 200 000 Euro dabei, der Kreis Göppingen mit 160 000 Euro.
Das erste Brennstoffzellenfahrzeug für die „Emissionsfreie Straßenmeisterei“ wurde im Oktober 2022 in den Dienst gestellt. Nach einem mehrmonatigem Probebetrieb ist der eigens entwickelte Transporter mit Doppelkabine nun seit gut einem Jahr im Betriebsalltag der Straßenmeisterei Kirchheim im Einsatz. Er leistet nach Einschätzung von Thorsten König, dem Leiter des Straßenbauamts, gute Dienste.
Mit dem Projekt verfolgt die Esslinger Kreisverwaltung ein ambitioniertes Ziel: Der Fuhrpark der gemeinsam mit dem Landkreis Göppingen betriebenen Straßenmeistereien in Deizisau, Kirchheim und Geislingen soll schrittweise auf leise und abgasfreie Fahrzeuge umgestellt werden. Die drei Betriebsstellen sind für die Unterhaltung von insgesamt 1159 Kilometer Bundes-, Landes- und Kreisstraßen in beiden Kreisen sowie von Teilen der B 10 und B 27 im Stuttgarter Bereich zuständig.