Zur Flotte des Kirchheimer Bauhofs gehört ein besonderer Elektro-Kleinlaster. Ein Prototyp, den auch Gäste von weit her sehen wollen und der eine wichtige Rolle beim Ziel Emissionsfreiheit spielt.
Die Kirchheimer Straßenmeisterei hat jüngst internationalen Besuch bekommen. Der Grund war ein neues Fahrzeug – und zwar ein besonderes: „Es handelt sich um einen Elektro-Kleinlaster, dem zusätzlich eine Brennstoffzelle vorgeschaltet ist und der mit Wasserstoff fährt“, erklärte Thorsten König, der Leiter des Straßenbauamts, der Delegation mit Vertretern des Landkreises Esslingen sowie dessen Partnern aus Israel, Polen, Leipzig und München. Die Gäste waren zum 50-Jahr-Jubiläum des Landkreises angereist.
Das Brennstoffzellen-Fahrzeug ist die große Besonderheit der Fahrzeugflotte der Straßenmeisterei. „Es hat eine Reichweite von bis zu 500 Kilometer, ein Tempolimit von 90 Stundenkilometern und wird bei uns zum Beispiel bei der Markierungskolonne eingesetzt“, sagte König. „Die Markierungen spielen etwa beim Thema autonomes Fahren eine wichtige Rolle, damit die Fahrzeuge die Fahrstreifen zuverlässig erkennen. Hier besteht auf den Straßen Nachholbedarf.“
E-Lastwagen mit 200 Kilometer Reichweite
Betankt werden kann das mit Wasserstoff betriebene Fahrzeug mit seiner zulässigen Gesamtmasse von 4,6 Tonnen bisher nur an einer Tankstelle in Wendlingen sowie am Flughafen Stuttgart. Neben dem Gefährt, das seit Oktober zur Flotte gehört, verfügt die Kirchheimer Straßenmeisterei bereits seit zwei Jahren über einen batterieelektrisch betriebenen Lastwagen mit einer Reichweite von bis zu 200 Kilometern; 43 000 Kilometer hat er bereits auf dem Buckel. „Momentan ist zudem ein zweites Brennstoffzellen-Fahrzeug im Aufbau“, sagte Thorsten König, „das wird als Mannschaftstransportwagen eingesetzt und soll Ende des Jahres in Betrieb genommen werden.“
Die Straßenmeisterei Kirchheim trage mit diesen Fahrzeugen einen wichtigen Teil dazu bei, die Straßenmeisterei des Landkreises emissionsfrei zu machen, sagte der Landrat Heinz Eininger den Gästen. Der Landkreis kooperiert dabei mit dem Institut für nachhaltige Energietechnik und Mobilität an der Hochschule Esslingen und Partnern aus der regionalen Wirtschaft. „In dem Zug soll zudem das Kirchheimer Gebäude der Straßenmeisterei energetisch saniert werden“, ergänzte Thorsten König. Rund eine Million Euro hat der Landkreis für die beiden Brennstoffzellen-Fahrzeuge in die Hand genommen, Bund und Land steuern zusammen gut eine halbe Million Euro bei. Umgebaut und geliefert werden sie wie bereits das zusätzliche Elektrofahrzeug von der Firma Elektrofahrzeuge Stuttgart (EFA-S) in Zell.
Die Firma hat sich auf den Umbau von Autos und Lastwagen mit Verbrennungsmotor zu umweltfreundlichen Fahrzeugen mit Elektroantrieb spezialisiert und gilt als Technologieführer in diesem Bereich. Kopf dahinter ist der Firmengründer Reinhardt Ritter, der sich vor mehr als 30 Jahren aus einem Hobby heraus ans Werk gemacht hat: „Als erstes habe ich 1990 den fabrikneuen VW Polo meiner Frau elektrifiziert“, erzählte er. Heute hat sein Unternehmen mehr als 350 Fahrzeuge auf Elektroantrieb umgerüstet, größter Kunde sei der Paketzusteller UPS mit 7,5-Tonnern. „Mit dessen und weiteren umgerüsteten Fahrzeugen wurden bereits rund 20 Millionen Straßenkilometer elektrisch zurückgelegt“, sagte Ritter.
Wenn er erzählt, merkt man, wie sehr er für die neue Technologie brennt. „Wasserstoff-betriebene Fahrzeuge sind die Zukunft und eine Möglichkeit für Deutschland, aus globalen Abhängigkeiten wie etwa zu China und Taiwan wegzukommen. Wir brauchen grünen Wasserstoff“, sagt er – und betont: „Der Wille ist da, aber dafür braucht es eine entsprechende Förderung.“ Derzeit werde ein 26 Tonnen schwerer Lastwagen umgerüstet, langfristiges Ziel sei es, auch 40-Tonner zu elektrifizieren. Aber: „Bis dahin ist es noch ein etwas längerer Weg.“