Emma Watson spielt die Hauptrolle im Disney-Film „Die Schöne und das Biest“, der am Donnerstag in den Kinos anläuft. In Zeiten, in denen die Hetze um sich greift, hält die bekennende Feministin das Märchenmusical für erschreckend aktuell.

London - Früher war sie die Hermine in „Harry Potter“, jetzt ist sie UN-Sonderbotschafterin der HeForShe-Kampagne für Frauen- und Mädchenrechte: Emma Watson, 26, nutzt ihre Popularität für gute Zwecke. An diesem Donnerstag kommt ihr neuer Film bundesweit in die Kinos: Im Disney-Musical „Die Schöne und das Biest“ spielt sie die Belle.

 
Miss Watson, was bringt eigentlich das Biest in Ihnen hervor?
Definitiv der Hunger. Wenn mir der Magen knurrt, werde ich ungemütlich. Und wenn ich friere. Deswegen macht mich nichts wahnsinniger als Klimaanlagen  . . .
Spaß beiseite: Vor einigen Jahren haben Sie die Hauptrolle in „Cinderella“ abgesagt, weil Sie keine klassische Disney-Prinzessin spielen wollten. Warum haben Sie jetzt für „Die Schöne und das Biest“ doch zugesagt?
Ich war, lange bevor ich zur Feministin wurde, ein riesiger Fan von „Die Schöne und das Biest“. Das Video des Zeichentrickfilms habe ich rauf und runter geguckt, bis die Kassette irgendwann den Geist aufgab. Und dann muss man ja festhalten, dass Belle unter all den Disney-Prinzessinnen die einzige ist, die eben keine Prinzessin ist. Sie war und ist, gerade für einen solchen Film, etwas ganz Besonderes.
In welcher Hinsicht?
Verglichen mit ähnlichen Figuren ist sie viel unabhängiger und eigensinniger und liebt beispielsweise Bücher. Entworfen wurde Belle von einer Frau, der Autorin Linda Woolverton. Das ist kein Zufall! Und als eine der Inspirationen diente ihr Katharine Hepburn, das merkt man. Von allen Disney-Frauen ist Belle diejenige, die das Schema sprengt und viele Klischees hinter sich lässt. Deswegen hatte ich zu ihr immer schon den stärksten Bezug.
Inwieweit können Sie sich denn mit ihr identifizieren?
Mir gefällt, dass es ihr nicht genügt, die Erwartungen der anderen zu erfüllen. Jeder in ihrem Dorf hält es für eine gute Idee, dass sie ihren Verehrer Gaston heiratet. Mehr kann man ja angeblich als Frau gar nicht erreichen als dieses ultimative Happy End. Aber Belle will mehr vom Leben, der Status Quo interessiert sie nicht – und natürlich geht damit auch Einsamkeit und Isolation einher. Dass sie das in Kauf nimmt, damit kann ich viel anfangen. Zudem ist das auch das Geheimnis ihrer Liebe zum Biest. Auch das Biest ist isoliert und anders.
Manches in dieser Beschreibung würde auch auf Hermine in den „Harry Potter“-Filmen passen.
In gewisser Weise sind Hermine und Belle gewiss Schwestern im Geiste. Wahrscheinlich war es kein Zufall, dass mein letzter Drehtag bei „Die Schöne und das Biest“ auf das gleiche Datum fiel, an dem ich damals die Zusage für die Rolle der Hermine bekam.
Ihre Liebe zur Literatur ist bekannt, letztes Jahr gründeten Sie den feministischen Lesezirkel „Our Shared Shelf“. Dass Belle eine Leseratte ist und anderen Mädchen das Lesen beibringt, muss Ihnen gefallen haben . . .
Oh ja. Literatur spielt auch in meinem Leben eine unglaublich große Rolle. Wann immer ich überwältigt oder irritiert war von der Welt um mich herum, haben mir Bücher dabei geholfen, wieder Klarheit und Verständnis zu finden. In manchen Phasen waren mir Bücher eine willkommene Flucht aus dem Alltag, in anderen waren sie enge Freunde. Sie sind mein größtes Geheimnis und meine größte Freude.