Die Serien „Game of Thrones“ und „Fleabag“ sind in Los Angeles die großen Gewinner der diesjährigen Emmy Awards.

Los Angeles - In zwei Lager teilten sich die Nominierungen für die 71. Primetime Emmy Awards in diesem Jahr, und zur Abwechslung ging es dabei einmal nicht um das Thema, ob die Streamingdienste mit ihren Produktionen die Nase vorn haben würden oder doch eher die herkömmlichen TV-Sender (von denen die frei empfangbaren bei den Emmys ohnehin seit geraumer Zeit nichts mehr zu melden haben). Vielmehr ging es in der Nacht auf Montag bei der Verleihung des mindestens größten Fernsehpreises der Welt darum, ob am Ende jene Serien ausgezeichnet werden, die über Jahre erfolgreich waren und sich in den zurückliegenden zwölf Monaten zum Bedauern der Fans von den Bildschirmen verabschiedet haben. Oder ob womöglich die verantwortliche Fernsehakademie doch den Finger am Puls der Zeit haben und solche Werke ehren würde, die zuletzt als besonders hip und angesagt galten. Eine eindeutige Antwort gab es am Ende ebenso wenig wie den einen großen Abräumer, sondern stattdessen Favoritensiege und Überraschungen gleichermaßen.

 

Als beste Drama-Serie wurde, wie nicht anders zu erwarten, das Fantasy-Epos „Game of Thrones“ ausgezeichnet, das im Mai nach acht Staffeln zu einem Ende gekommen war. Die von David Benioff und D.B. Weiss verantwortete Produktion des Pay-TV-Senders HBO hatte in der Vergangenheit schon drei Mal in dieser Kategorie gewonnen, insgesamt hat in der Fernsehgeschichte keine Serie mehr Emmys bekommen. Allein aus diesem Grund – und weil es selten eine aufwendigere und teurere TV-Produktion gegeben haben dürfte – hatte mancher mit einem Durchmarsch im Abschiedsjahrgang gerechnet. Doch tatsächlich ging bei der unglücklicherweise ohne Moderator auskommenden Verleihung in Hollywood lediglich ein weiterer Emmy an „Game of Thrones“: Peter Dinklage alias Tyrion Lannister durfte den Preis zum vierten Mal mit nach Hause nehmen.

Beste Hauptdarstellerin wird Phoebe Waller-Bridge („Fleabag“)

Auch im Comedy-Bereich gab es eine erfolgreiche HBO-Produktion, die ein letztes Mal groß abräumen wollte: Nach sieben Staffeln war die bittere Politsatire „Veep“ ebenfalls im Frühjahr eingestellt worden. Hauptdarstellerin Julia Louis-Dreyfus, die zuletzt eine Krebserkrankung überstanden hatte, war bislang für jede Staffel als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet worden, doch ausgerechnet beim rekordträchtigen siebten Mal ging sie nun leer aus. Stattdessen ging der Preis an Phoebe Waller-Bridge für die zweite Staffel von „Fleabag“, einer schrägen, von der BBC in Kooperation mit Amazon Prime Video gestemmten Quasi-Komödie, die auf ihrem eigenen Ein-Frau-Stück basiert. Insgesamt durfte die umwerfend komische Britin sogar gleich drei Dankesreden halten: auch in der Kategorie Drehbuch/Comedy gewann sie einen Emmy – und geradezu sensationell setzte sich „Fleabag“ außerdem als beste Comedy-Serie nicht nur gegen „Veep“, sondern auch gegen „The Marvelous Mrs. Maisel“ durch.

Während in etlichen Kategorien Wiederholungstäter geehrt wurden – Alex Borstein als Comedy-Nebendarstellerin für „Mrs. Maisel“, Bill Hader als Comedy-Hauptdarsteller für „Barr“, dazu die Sketch-Show „Saturday Night Live“, die Late Night-Talkshow „Last Week Tonight with John Oliver“ oder „RuPaul’s Drag Race“ – gab es allerdings auch allerlei unerwartete Gewinner zu verzeichnen. Und die waren es dann auch, die der ansonsten etwas zähen und zerfahrenen Veranstaltung echte Glanzmomente bescherten.

Als beste Hauptdarstellerin/Drama setzte sich Jodie Comer als durchgeknallte Auftragsmörderin in „Killing Eve“durch und dankte nicht nur Serien-Partnerin Sandra Oh, sondern auch der omnipräsenten Phoebe Waller-Bridge, die den schwarzhumorigen Spionage-Thriller zumindest in der ersten Staffel verantwortet hatte. Unterdessen riss Michelle Williams, die für „Fosse/Verdon“ über das gleichnamige Choreografen-Duo als beste Hauptdarstellerin in einer Miniserie oder Fernsehfilm ausgezeichnet wurde, das Publikum mit einem flammendem Plädoyer für gleiche Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen von den Sitzen.

Nur zwei Schwarze sind unter den Preisträgern

Stehende Ovationen gab es auch für den wie immer exzentrisch gekleideten Billy Porter, der für die flamboyante Ballroom-Seifenoper „Pose“ (hierzulande bei Netflix zu sehen) als erster homosexueller Schwarzer in der Kategorie Hauptdarsteller/Drama gewann. Der seit Jahren am Broadway erfolgreiche Amerikaner war sich der historischen Bedeutung seiner Ehrung durchaus bewusst, er zitierte James Baldwin und erinnerte die versammelten Kreativen daran, dass sie es sind, die mit ihrer Arbeit in den Köpfen der Menschen für Veränderungen sorgen können.

Einziger anderer nicht-weißer Preisträger des Abends war der 21-jährige Jharrel Jerome für Ava DuVernays „When They See Us“. Ansonsten musste sich die beeindruckende, auf einem tragischen realen Justizfall basierende Netflix-Miniserie der Konkurrenz vor allem in Form der kaum weniger überzeugenden HBO-Produktion „Chernobyl“ geschlagen geben: der Fünfteiler über die Nuklearkatastrophe wurde als Beste Miniserie sowie für die Regie des Schweden Johan Renck geehrt. Weitere Preise gingen an „Black Mirror – Bandersnatch“ (Bester Fernsehfilm), „Ozark“ (Beste Nebendarstellerin/Drama, Beste Regie/Drama), „A Very English Scandal“ (Bester Nebendarsteller/Miniserie) und „Succession“ (Bestes Drehbuch/Drama).