Ein Gutachten geht davon aus, dass der Bau eines großen Rückhaltebeckens nur eine geringe Wirkung hätte. Stattdessen werden dem Wasserverband Rems andere Maßnahmen zum Hochwasserschutz empfohlen.

Schorndorf - Schon vor einem halben Jahr hat der Wasserverband Rems beschlossen, die Planung des Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) zwischen Urbach und Schorndorf erst einmal auf Eis zu legen – weil dieses Bauwerk rechtlich auf der bisherigen Datengrundlage kaum durchzusetzen wäre. Damals gab es ein großes Aufatmen bei den Naturschützern, die seit vielen Jahren um den Erhalt des europäischen Schutzgebiets Morgensand/Seelachen mit dem Wasserverband streiten.

 

Nur Grunbach wäre sicherer

Was für eine Auswirkung das so genannte HRB 5 hätte, das hat mittlerweile ein Fachbüro untersucht. Das Ergebnis dürfte die Naturschützer freuen, denn Fazit der Untersuchung ist unter anderem, dass die Schutzwirkung des Beckens eher gering ist. Genau genommen wäre nur Grunbach durch das Aufstauen des Hochwassers zwischen Urbach und Schorndorf sicherer. Der Teilbereich zwischen Waiblingen und Beinstein beziehungsweise zwischen Beutelsbach und Grunbach sei bereits ausreichend gesichert, berichtete Norbert Gollasch, Fachbereichsleiter Wasserbau beim Münchner Büro Inros Lackner, bei der Versammlung des Wasserverbands.

Um die restlichen Streckenabschnitte vor Wasserfluten zu schützen, müssten beispielsweise die Dämme links und rechts der Rems verbessert werden. „An der Rems gibt es viele historisch gewachsene Erdwälle“, berichtete Gollasch. Diese entsprächen vielerorts nicht den geltenden Normen – auch deswegen, weil diese stark mit Bäumen bewachsen seien, was die Standsicherheit des Dammes beeinträchtigen würde.

Kleinere Becken schneller machbar

Zudem gebe es einige seitliche Zuflüsse in die Rems, über die etwa bei Starkregenereignissen viel Wasser in den Flusslauf gelangen würde. Durch den Neubau kleinerer dezentraler Becken oder den Ausbau bestehender Schutzvorrichtungen sei an Urbach, Wieslauf oder Schornbach einiges an Schutz zu erreichen. „Solche Maßnahmen sind schneller realisierbar“, sagte Norbert Gollasch. Der Bau großer Becken und die damit verbundenen Eingriffe und Kosten sei durch deren eher geringen Wirkungsgrad – schon allein deswegen, weil die bestehenden Becken bereits viel leisten würden – weniger begründbar.

Vielmehr schlägt das Fachbüro vor, die bestehenden Rückhaltebecken zu optimieren, indem etwa die Steuerung besser aufeinander abgestimmt werden solle. Für notwendig erachtet es das Büro, die teilweise mehr als 20 Jahre alten Daten zu erneuern. Dies ist der Wasserverband bereits angegangen: Die Hochwasser-Gefahrenkarten sollen neu geschrieben werden. Und auch das Thema Dämme hat der Verband auf der Agenda. Diese sollen mit dem Regierungspräsidium Stuttgart untersucht und bewertet werden.