Experte aus Böblingen hält es für wahrscheinlich, dass die zerstörten Dateien des Ex-Ministerpräsidenten nicht komplett gelöscht sind.

Böblingen/Stuttgart - Von gelöschten und zerstörten Dateien gibt es nach Ansicht eines Experten meist unerwartete Kopien - so wohl auch im Fall von Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU). „Irgendetwas wird sich sicher finden lassen“, sagte Peter Böhret, Geschäftsführer von Kroll Ontrack, der Nachrichtenagentur dpa.

 

Er hält es für wahrscheinlich, dass irgendwo noch Sicherungskopien bestehen. „Das macht schon für den Fall Sinn, dass ein Computer mal herunterfällt und dadurch unwiederbringlich zerstört wird“, sagt der Mitbegründer der deutschen Niederlassung des Spezialisten für digitale Datensicherung und Rettung. In der 1996 gegründeten Niederlassung in Böblingen arbeiten heute rund 50 Menschen.

"Die Frage ist, wie groß der Aufwand ist"

Selbst wenn es keine Kopien gebe, könne noch der E-Mail-Verkehr mit anderen Mitarbeitern weiterhelfen, führte der Fachmann aus. Diese Mails seien oft noch auf anderen Computern oder Mailservern vorhanden. „In vergleichbaren Fällen beraten wir unsere Kunden, wo noch Daten zu finden sein könnten. Die Frage ist, wie groß der Aufwand ist“, sagte der Geschäftsführer der Firma, die auch Polizei und Staatsanwaltschaften hin und wieder bei kriminalistischen Ermittlungen unterstützt. Werde die Festplatte gefunden, könnten möglicherweise auch noch Informationen rekonstruiert werden. „Es ist immer auch eine Frage, wie gelöscht wurde.“ Möglichkeiten neben dem Überschreiben seien etwas die mechanische oder magnetische Zerstörung der Platte.

Mappus hat bei seinem Auszug aus der Regierungszentrale die Festplatte seines Computers ausbauen und vernichten lassen. Grüne und SPD vermuten, der Christdemokrat habe damit wichtige Daten zum umstrittenen EnBW-Deal verschwinden lassen. Das Staatsministerium hat bestätigt, dass die Festplatte mit Hilfe der hauseigenen EDV-Abteilung aus dem Gerät entfernt wurde. Am Donnerstag hatte die Staatsanwaltschaft weitere Computer des ehemaligen Ministerpräsidenten im Staatsministerium beschlagnahmt.