Die EnBW will in der Stadt im Kreis Ludwigsburg ihren bislang größten Stromspeicher errichten. Allerdings ist man in der Kommune ob der Nachricht auch ein bisschen pikiert.

Erst unlängst hat die EnBW in Marbach ein neues Kraftwerk im Gewerbegebiet am Neckar in Betrieb genommen, das bei etwaigen Schwankungen im Netz angeworfen wird. Nun steht bei dem Konzern bereits das nächste Großprojekt am selben Standort in den Startlöchern, das ebenfalls im Zusammenhang mit der Energiewende steht. Im südlichen Teil des Kraftwerkgeländes soll eine Batterie errichtet werden, „die groß genug ist, eine kleine Stadt einen Tag lang mit Strom zu versorgen“, verkündet die EnBW in einer Pressemeldung.

 
Bei Solarparks plant die EnBW bereits standardmäßig mit Batteriespeichern. Foto: EnBW

Rechnerisch könne die Anlage mit einer Kapazität von 100 Megawattstunden und einer Leistung von 100 Megawatt 24 Stunden lang den Strombedarf von rund 12 500 Haushalten decken. Es handele sich um die mit Abstand größte Batterie im gesamten Erzeugungsbereich. „Der Speicher wird aber nicht für die Versorgung einer einzelnen Stadt eingesetzt, sondern durch seinen Anschluss an das Übertragungsnetz der Transnet BW eine bedeutende Größe im gesamten süddeutschen Stromnetz darstellen“, stellt das Unternehmen klar. „Mit dem steigenden Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind- und Solarenergie wird es immer wichtiger, Energie speichern und zu einem anderen Zeitpunkt wieder zur Verfügung stellen zu können“, erklärt Michael Class, Leiter der Portfolioentwicklung in der Erzeugung bei der EnBW. So könnten die wetterbedingt schwankende Erzeugung aus Erneuerbaren Energien und der tatsächliche Bedarf im Netz in Einklang gebracht werden.

Die Mega-Batterie in Marbach soll Strom dann speichern, wenn größere Mengen davon zur Verfügung stehen, und speist ihn bei Bedarf umgehend wieder ein. Der Großbatteriespeicher in Marbach wird laut der EnBW mit Lithium-Eisenphosphat-Batterien ausgestattet, in denen kein Kobalt eingesetzt wird. Der Kobaltabbau ist umstritten, weil dabei in Minen in Afrika offenbar auch Kinder zum Arbeiten eingesetzt werden. Der Bau der Anlage in Marbach soll im kommenden Jahr beginnen. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2025 geplant.

„Wir als Verwaltung unterstützen das Vorhaben“, sagt der Marbacher Bürgermeister Jan Trost. Etwas irritiert zeigt sich der Rathauschef jedoch darüber, dass die Nachricht bereits an die Öffentlichkeit gelangt ist. „Darüber sind wir überrascht“, konstatiert Trost. Denn in den politischen Gremien der Kommune sei das Thema bis dato noch nicht behandelt worden, die Haltung der Marbacher Stadträte dazu sei also noch gar nicht klar, wundert sich der Bürgermeister.