Die deutschen Energiekonzerne geben derzeit ein desolates Bild ab, da macht die EnBW keine Ausnahme. Immerhin haben die Karlsruher aber den richtigen Weg eingeschlagen, findet Eva Drews.

Stuttgart - Die EnBW befindet sich in guter Gesellschaft. Rund 450 Millionen Euro Verlust hat der Karlsruher Versorger am Dienstag für das vergangene Jahr ausgewiesen. Schon vergangene Woche hat Eon, der Primus der Branche, für 2014 einen historischen Verlust in Milliardenhöhe verkündet. RWE verzeichnete einen massiven Gewinneinbruch. Und Vattenfall Europe macht seiner schwedischen Mutter so wenig Freude, dass diese die deutsche Tochter auf die Verkaufsliste gesetzt hat. Die einst so mächtigen Energiekonzerne Deutschlands bieten ein desolates Bild.

 

Und daran sind sie in erster Linie selbst schuld. Viel zu lange haben sie darauf gesetzt, dass sich der Atomausstieg als vorübergehender Irrtum der Politik entpuppen würde. Viel zu lange haben sie den Trend zu erneuerbaren Energien anderen überlassen, auch wenn das eine gewisse Logik hatte: Denn Erneuerbare sind dezentral und kleinteilig. Beides verträgt sich schlecht mit der schwerfälligen Struktur eines Konzerns. Jetzt ist der Kuchen verteilt und Geld, jetzt groß ins Ökostromgeschäft einzusteigen, ist auch nicht mehr da. Entsprechend hilflos fallen die Antworten der Konzerne aus: Eon spaltet sich auf und erregt den Verdacht, den unkalkulierbaren Teil der Kosten für Rückbau und Entsorgung seiner Atommeiler dem Steuerzahler überantworten zu wollen. Und RWE verlegt sich auf eine Vogel-Strauß-Politik und will den Kopf erst aus dem Sand ziehen, wenn irgendwann wieder jemand die RWE-Kraftwerke braucht.

Einzig die EnBW ist auf einem Weg, der gewisse Chancen auf Zukunftsfähigkeit verspricht. Das verdankt das Unternehmen seinem Vorstandsvorsitzenden Frank Mastiaux, der nach dem Ausscheiden des Atommannes Hans-Peter Villis energisch das Runder herumgerissen hat. Im Vergleich zu den Konkurrenten ist der Anteil an erneuerbarer Energie mit fast 20 Prozent bei der EnBW relativ hoch. Bei Windkraftanlagen auf hoher See sind die Karlsruher Marktführer. Mastiaux ist klar, dass die Zeit der Arroganz für die Großen Vier vorüber ist und dass die EnBW als regionales Unternehmen mit einem Netzwerk auf Augenhöhe mehr Perspektive hat. In sicherem Fahrwasser ist die EnBW deshalb noch lange nicht. Aber es ist ihr – und vor allem ihren Mitarbeitern – zu wünschen, dass die Energiewende im Unternehmen gelingt.