Die EnBW-Aktionäre wollen vom Vorstand wissen, ob er den Verkauf von Kohlekraftwerken plant. Der antwortet bei der Hauptversammlung in Karlsruhe sibyllinisch, heimst abgesehen davon aber viel Lob für den Umbau des Energieriesen ein.

Karlsruhe - So viel Lob gab es auf einer Hauptversammlung der Energie Baden-Württemberg AG selten. „Das Unternehmen ist auf einem sehr, sehr guten Weg“, konstatierte beispielsweise der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Harald Klein. Und auch Dieter Tassler von der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger (SdK), sagte: „Ich glaube, dass wir auf dem richtigen Weg sind und Sie dafür sorgen, dass wir das aktuelle Tal locker überwinden.“

 

Zuvor hatte Frank Mastiaux, der Vorstandsvorsitzende der EnBW, in der Karlsruher Schwarzwaldhalle ausgeführt, dass sich der Konzern bei der Umsetzung seiner Strategie auf bestem Wege sieht. Am Ende des Umbaus bleiben nur Sparten übrig, die das Wort Infrastruktur im Namen führen. Damit war die Botschaft an die Aktionäre klar: Die EnBW wandelt sich vom reinen Energiekonzern zu einem breit aufgestellten Spezialisten für komplexe Systeme – vom Glasfasernetz, über Elektromobilität und Städtebau bis hin zu erneuerbaren Energien. Konventionelle Erzeugung – allen voran Atomkraft – werde massiv an Bedeutung verlieren.

Die EnBW nimmt Kritik an ihrer Kohlebeschaffung ernst

Bis 2020 soll das Ergebnis des Unternehmens (adjusted Ebitda) auf das Niveau zurückgekehrt sein, auf dem es vor Beginn des Umbaus 2012 lag: 2,4 Milliarden Euro. 2017 erreichte die EnBW 2,1 Milliarden Euro – erstmals seit 2012 war der Wert wieder gewachsen. Im Jahr zuvor hatte der Konzern noch tiefrote Zahlen geschrieben. Bis zum Jahr 2025 soll das Ergebnis auf drei Milliarden Euro zunehmen. Die Aktionäre werden von dem wirtschaftlichen Aufwärtstrend mit profitieren: Nachdem die Dividende im Jahr zuvor ausgefallen war, schlug der Vorstand dem Aktionärstreffen für 2017 pro Aktie 50 Cent vor.

Darüber hinaus hatte Mastiaux in seiner Rede auch die im Jahr zuvor massiv geäußerte Kritik von Aktionären an der Kohleeinkaufspolitik des Konzerns aufgegriffen und betont, das Unternehmen habe sich mit der „verantwortungsvollen Beschaffung von Steinkohle für unsere noch kohle-gefeuerten Anlagen, insbesondere von Steinkohle aus Kolumbien“ sehr intensiv befasst. Als Ergebnis wolle die EnBW den Ausbau direkter Lieferverträge mit Lieferanten in Kolumbien stärken. Dies werde von einem klaren Fahrplan begleitet, wie die Lieferanten „ihrer menschenrechtlichen Verantwortung gerecht werden“.

Auch in russischen Abbaugebieten gibt es Probleme

Katrin Ganswindt von der Menschenrechts- und Umweltorganisation Urgewald kommentierte dies mit mildem Lob: „Besser spät als nie.“ Allerdings mahnte sie, auch bei Kohlekäufen in Russland, dort insbesondere im Abbaugebiet Kusnezker Becken, die Berücksichtigung von Menschenrechten und Umweltaspekten an. Im kurz Kusbass genannten Gebiet würden „russische Grenzwerte für Verschmutzung von Luft, Gewässern und Böden zum Teil um ein Vielfaches überstiegen, im Winter fällt schwarzer Schnee, und nirgendwo liegt die Todesrate in Russland höher.“ Mastiaux erwiderte, die EnBW schreibe den russischen Lieferanten bereits Nachhaltigkeitsklauseln in alle Verträge – dort seien auch Vorgaben zur Arbeitssicherheit enthalten.

Nachfragen von Aktionären lösten seit mehreren Wochen kursierende Gerüchte aus, der nordrhein-westfälische Konkurrent RWE wolle konventionelle Kraftwerke der EnBW kaufen. Das „Handelsblatt“ hatte im März Entsprechendes vermeldet, nachdem RWE und Eon den umfassenden Tausch von Geschäftsteilen mitgeteilt hatten. Demnach soll sich Eon künftig auf Vertrieb und Netze konzentrieren, RWE auf die Stromproduktion. Urgewald-Vertreterin Ganswindt sagte: „Besser wären Kraftwerke und Mitarbeiter bei einem Unternehmen wie der EnBW aufgehoben, die zumindest versucht, sich fit zu machen für die Energiegewinnung der Zukunft.“ RWE wolle hingegen frühestens zur Mitte des Jahrhunderts die Kohlekraft stilllegen.

„Wir werden regelmäßig darauf angesprochen, ob wir Aktivitäten veräußern wollen“, sagte dazu Mastiaux. „Auch – selbst wenn das vielleicht überraschen mag – zu unseren konventionellen Erzeugungsanlagen.“ Es gebe jedoch keine konkreten Verkaufspläne in dieser Hinsicht.