Der Basketball-Bundesligaclub EnBW Ludwigsburg verliert seinen wichtigsten Geldgeber – und trennt sich unabhängig davon von Trainer Markus Jochum.

Ludwigsburg - Im Nachhinein wirkt das Gespräch zwischen Alexander Reil und Jerry Green wie ein Indiz. Als der Vorsitzende des Basketball-Bundesligaclubs EnBW Ludwigsburg nach der 83:84-Heimniederlage am Samstag gegen Bonn allein mit dem Kapitän redete, kam schon der Gedanke auf, dass sich die Unterhaltung um den Trainer drehen könnte. Seit Dienstag steht nun fest: die Zusammenarbeit mit dem Coach Markus Jochum ist zu Ende, sein Assistent Steven Key wird die Mannschaft am Donnerstag (20Uhr) gegen Phönix Hagen betreuen. "Meine Philosophie lautet, dem Trainer eine große Freiheit zu geben. Daher zählen die Ergebnisse", sagt Reil, "wenn diese nicht stimmen, sind wir gezwungen zu handeln." Das war nach sieben Niederlagen in den vergangenen acht Spielen der Fall. Jochum war für ein Statement nicht zu erreichen, sein Handy war ausgeschaltet.

 

"Das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer war intakt - vor allem menschlich", sagt der Teammanager Mario Probst. Eine Handschrift habe jedoch gefehlt: "Auch wenn es hart klingt, aber wir waren wie eine Wundertüte, und die Spieler hatten keinen freien Kopf." Besonders die Defensive und die Spielsysteme hätten nur in einzelnen Partien funktioniert. Gegen Bonn sei das Team dann auch noch "emotionslos" gewesen. Vor dem Spiel gegen Hagen, das auf dem ersten Abstiegsplatz steht, aber genauso viele Siege wie Ludwigsburg vorzuweisen hat, musste daher ein "Impuls" gesetzt werden.

Derweil betonen Reil und Probst die Verdienste Jochums, beispielsweise gleich in seiner ersten Saison beinahe die Play-offs erreicht zu haben. "Es ist eine beschissene Situation, aber der Trainer ist nun mal die erste Stellschraube", sagt der Teammanager. Zudem muss etwas passieren, um noch die schwindende Chance auf das Saisonziel Play-offs zu wahren. "Personell sind wir gut genug besetzt", sagt Probst. Eigentlich.

"Wir loten nun aus, was wir machen"

Der US-Amerikaner Key betreut dieses Personal erst einmal vorübergehend. Auch als längerfristige Lösung komme der 43-Jährige infrage, sagt Reil. "Wir loten nun aus, was wir machen, und lassen uns da nicht unter Druck setzen."

Dieser ist in der vorweihnachtlichen Zeit ohnehin schon immens. Neben der prekären sportlichen Situation ist der Club nämlich auch finanziell gefordert. Schließlich hatte der Hauptsponsor Energie Baden-Württemberg (EnBW) am Montag verkündet, das im Juni 2012 auslaufende Engagement nicht zu verlängern. Das kam für Reil nicht überraschend, er könne die Entscheidung auch verstehen. Schließlich hatte der Ludwigsburger Gemeinderat im Sommer beschlossen, das städtische Stromnetz künftig von den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim betreiben zu lassen. Die EnBW war damit raus - das Sponsoringende ist eine Konsequenz dessen.

Rund 600.000 Euro fehlen den Basketballern damit aus dem Gesamtetat von 2,7 Millionen Euro. Die Stadtwerke und die Wohnungsbau Ludwigsburg werden ihre Zuwendung daher erhöhen, doch die Zusatzsumme erreiche "nicht mal die Hälfte des EnBW-Engagements", sagt Reil. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müsse woanders gespart werden. Es trifft wohl die jüngst von der Liga ausgezeichnete Jugendarbeit mit der Basketball-Akademie und dem Internat, deren EnBW-Subventionen bereits zum Jahresende eingestellt werden. Ohne eine Perspektive auf den Profisport wären diese Institutionen laut Reil ohnehin nicht mehr so interessant, daher liege die Priorität beim Bundesligateam.

Spieler müssen sich auf das Sportliche konzentrieren

Unterdessen laufen Gespräche mit potentiellen Nachfolgesponsoren. "Das ist in der Region hier schwierig", sagt Reil, es sei aber nicht ausweglos. Der Vereinsvorsitzende hofft zudem weiter auf eine Erhöhung der kommunalen Hilfe. Denn die EnBW sowie ein anderer Energieversorger hätten im Gegenzug zum Stromnetzbetrieb das Engagement verlängert beziehungsweise eines aufgenommen.

"Die Stadt hat sich angeblich für die wirtschaftlichste Lösung entschieden", sagt Reil. Daher dürfte sie ja kein Problem damit haben, einen Teil der eingesparten Finanzmittel abzugeben. Die Sponsorendiskussion sei für die Spieler jedoch keine Entschuldigung, sagt der Clubchef. Sie hätten sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Reil hingegen muss in den nächsten Wochen doppelgleisig Gespräche führen.