John Bowler fällt bei EnBW Ludwigsburg für den Rest der Saison aus. Doch an der Misere des Vereins sind nicht nur Verletzungsprobleme schuld.

Ludwigsburg - Der Hauptdarsteller wird das Parkett in dieser Saison nicht mehr betreten. Um seine Fans bei einem Heimspiel einzustimmen, zeigt der Basketball-Bundesligist EnBW Ludwigsburg vor der Partie immer einen Motivationsfilm. An dessen Ende brüllt der Centerspieler John Bowler, um den Gegner einzuschüchtern. Nun ist der US-Amerikaner wegen einer Knieverletzung bis zum Saisonende nicht mehr einsetzbar - und die Verantwortlichen des Clubs fühlen sich nicht nur deswegen wie im falschen Film.

 

Denn der Ausfall des Leistungsträgers steht fast symbolisch für die zehnte Ludwigsburger Bundesliga-Spielzeit nacheinander, die mit dem Einzug in die Play-offs gekrönt werden sollte. Schließlich musste die Mannschaft im Laufe der vergangenen Monate immer wieder auf einen ihrer Führungsspieler verzichten. Nach der Augenoperation von Donatas Zavackas folgten die Sprunggelenksprobleme des Spielregisseurs Jerry Green, zwischenrein mischten sich dann auch noch die Kniebeschwerden von Mark Dorris sowie die Rückenschmerzen von Alex Harris, der auch deswegen sehr weit von seiner guten Form aus der Vorsaison entfernt ist. Die nächste Schreckensszene im Ludwigsburger Gruselfilm ist nun also das Saison-Aus von Bowler.

"Wir sind nur eine Verletzung davon entfernt, nicht von den Play-offs zu sprechen", hatte der Teammanager Mario Probst vor der Runde gesagt. Viele Verletzungen bedeuten demnach, sehr weit von der Endrunde entfernt zu sein, was immer noch eine positive Umschreibung der aktuellen Tabellenposition ist.

Probleme oder Fehler in der Vorbereitung

Schließlich stehen die Ludwigsburger nach der Niederlage in Trier vor dem 20. Spieltag auf einem Abstiegsplatz. Zehn Siege seien in der Regel für den Klassenverbleib notwendig, auch das hatte Probst gesagt. Fünf fehlen demnach noch, 15 Partien stehen noch aus. Freilich sind die Ludwigsburger nicht abgeschrieben, aber die bisherigen Leistungen können das Umfeld zumindest nicht in allzu großen Optimismus versetzen.

Die Misere allein mit den Verletzungen zu begründen wäre zu einfach. Das Team profitierte nicht von der Kontinuität im Kader, in dem vier der fünf Startspieler aus der Vorsaison geblieben waren. Das offenbart Probleme oder Fehler in der Saisonvorbereitung. Basketball ist besonders geprägt von einstudierten Spielzügen, funktionierenden Abläufen, beinahe blindem Verständnis mit dem Teamkollegen.

Die Ludwigsburger lassen das auf dem Parkett aber häufig vermissen. Das äußert sich zum einen darin, dass der Spielaufbau bei den Gegnern oft strukturierter aussieht - und dass Green und Co. auf dem Spielfeld regelmäßig untereinander und mit dem Trainer diskutieren. Nun ist die Kommunikation per se nicht schlecht. Aber zu häufige Debatten erwecken nicht den Eindruck, dass jeder weiß, wo er hinlaufen muss. Das deutet vielmehr an, dass die Absprachen fehlen, dem Spielfilm quasi kein gutes Drehbuch zugrunde liegt.

Die Hoffnung ruht auf den Neuzugängen

Der Club hat mit dem Trainerwechsel von Markus Jochum zu dessen Assistenten Steven Key auf einer zentralen Position reagiert. Und Johannes Lischka sagt, dass "unter Key ein anderer Wind weht und er eine genaue Vorstellung davon hat, was er will". Doch auch unter der Regie des neuen Chefs verlor das Team sechs von sieben Spielen - und wartet noch immer auf den ersten Auswärtssieg der Saison. Die genauen Vorstellungen des Trainers scheinen bei den Profis noch nicht angekommen zu sein.

Indes lässt der Clubchef Alexander Reil die Suche nach einem neuen Hauptsponsor nicht als Ausrede gelten. Die Tatsache, dass Ludwigsburg gegen den direkten Abstiegskonkurrenten Trier die vierte Niederlage mit nur einem Punkt Unterschied in dieser Spielzeit einsteckte, zeigt zwar einerseits, dass das Team mithalten kann, andererseits offenbart sie aber eine Schwäche in den entscheidenden Momenten.

Die Hoffnung ruht nun unter anderem auf den zwei Neuzugängen Anthony Fisher (Aufbauspieler) und Ermin Jazvin (Center). Die nach ein paar Wochen wieder abgewanderten Probespieler Seth Tarver und Terrel Harris belegen, dass die Ludwigsburger auch bei der Transferpolitik in der laufenden Runde nicht das größte Glück hatten. Fisher und Jazvin debütierten gegen Trier zumindest schon einmal ordentlich.

Am Samstag (19.30 Uhr) stellen sich die beiden Neuen gegen Frankfurt erstmals dem Heimpublikum in der Ludwigsburger Arena vor und werden wohl auch von John Bowler angefeuert - ziemlich sicher zumindest in dem Motivationsfilm vor der Partie.

Der Bundesligamodus

Abstieg

Von den 18 Mannschaften in der Basketball-Bundesliga steigen die zwei letztplatzierten direkt ab. Sie tauschen mit den zwei besten Teams der Pro A die Ligazugehörigkeit.

Play-offs

Die besten acht Mannschaften nach dem 34. Spieltag qualifizieren sich für die Endrunde. In den Play-offs wird dann im K.-o.-System der Deutsche Meister ermittelt. Platz eins trifft im Viertelfinale auf Rang acht, der Zweite auf den Siebten - und so weiter. Wer von den jeweils maximal fünf Duellen drei gewinnt, kommt eine Runde weiter.