Der Energiekonzern EnBW möchte 15 Castoren mit alten Brennelementen auf dem Neckar von Obrigheim nach Neckarwestheim verschicken. Das sei sinnvoller, als ein Transport auf der Straße, sagt die EnBW.

Neckarwestheim - Auf dem Gelände des 2005 stillgelegten Kernkraftwerks Obrigheim lagern noch 342 verbrauchte Brennelemente, doch der Rückbau der Altanlage hat längst begonnen. Den strahlenden Müll in 15 Container (Castoren) zu verpacken und in ein Zwischenlager nach Neckarwestheim zu bringen – wo der Atommeiler Block 2 noch eine Laufzeit bis 2022 hat – das ist seit langem der Plan der EnBW. Am Montag hat Jörg Michels, Chef der EnbW Kernkraft (ENKK) auf einer Pressekonferenz dargelegt, dass man den Transport der Castoren weder auf der Schiene noch der Straße sondern auf dem Fluss vornehmen möchte: Dies sei zwar nicht viel billiger – die Transportkosten liegen im unteren zweistelligen Millionenbereich – aber es sei „sinnvoller“.

 

Weder Obrigheim noch Neckarwestheim haben einen Gleisanschluss, der Transport auf der Straße ziehe Verkehrsbeeinträchtigungen, Probleme mit Brücken, Kreiseln und Gefällstrecken von bis zu sechs Prozent Steigung mit sich. Die Verschiffung der Castoren ist für die Atommanager hingegen eine einfache Sache: In Obrigheim besteht eine Rampe zum Fluss, in Neckarwestheim wird sie schon gebaut.

Ein Spezialschiff soll jeweils drei Castoren aufnehmen, die auf Tiefladern lagern. Es wären also insgesamt fünf Transporte notwendig, zu passieren wären sechs Schleusen auf 52 Flusskilometern. Ein bis zwei Tage würde die Reise dauern, doch die gesamte Abwicklung wird wegen des aufwendigen Beladens bis zu einem dreiviertel Jahr dauern. Für die deutsche Binnenschifffahrt wäre eine Atommüllverschickung eine Premiere. Allerdings ist auf dem Seeweg schon Atommüll transportiert worden, etwa Brennelemente von Japan zur Wiederaufbereitung nach Frankreich.

Noch stehen zwei Genehmigungen aus

Noch stehen allerdings Genehmigungen des Bundesamtes für Strahlenschutz aus, bevor die EnBW ihr Vorhaben im nächsten Jahr starten kann. Genehmigt worden ist bisher nur der Castorenbehälter für Obrigheim. Am wichtigsten aber ist eine Änderung der Lagergenehmigung für die Nutzung des Zwischenlagers in Neckarwestheim, denn die Castoren aus Obrigheim sind anderer Bauart als die von Neckarwestheim. Sie dort zu lagern, ist für Jörg Michels überaus von Vorteil: „Sonst müssten wir in Obrigheim ein Zwischenlager für nur 15 Castoren bauen. Können wir Neckarwestheim nutzen, dann könnte Obrigheim 2025 schon zur grünen Wiese werden – es wäre kein nuklearer Standort mehr.“

Im Zwischenlager in Neckarwestheim ist Platz für 151 Castoren, es stehen dort derzeit 53 Castoren und laut Prognose werden es 2022 rund 125 sein. „Wir haben also ausreichend Platz für die 15 aus Obrigheim“, sagt Michels. Dass die Neckarwestheimer nicht begeistert sind über die Müllfrachtaus Obrigheim, dafür zeigt Michels Verständnis: „Dass die Standortgemeinden zusätzlich belastet werden, das sehen wir auch.“ Es sei aber eine staatlich-politische Entscheidung gewesen, dass Brennelemente nicht wieder aufbereitet sondern zwischengelagert werden müssen.

Neckarwestheim wehrt sich

Die 3800-Einwohner-Gemeinde Neckarwestheim will die Zwischenlagerung auf ihrem Gebiet verhindern. „Es gab Zusagen, daran hat sich die Politik zu halten“, sagte Bürgermeister Jochen Winkler der dpa. Demnach sollte in Neckarwestheim nur Energie produziert und der Atommüll anderswo gelagert werden.

Auch der Transport auf dem Neckar braucht noch eine atomrechtliche Genehmigung. Die EnBW hat ein Transport- und Handhabungskonzept erarbeitet und hält den Flussweg für „sicher und verantwortlich“. Die Gespräche mit den Behörden darüber seien auf gutem Wege, sagt Michels..