Seit 14 Monaten werden E-Bikes getestet. Schon vor Projektende sieht sich die EnBW dem Ziel näher, Elektromobilität alltagstauglich zu machen.

Stuttgart - Man hört sie kaum, riecht sie nicht, sieht sie aber fast überall im Stuttgarter Stadtgebiet: die E-Bikes. Seit 14 Monaten läuft das Projekt mit 500 strombetriebenen "Elmotos" jetzt, rund eine Million Kilometer Asphalt haben die Fahrer geschleift. Genug Anlass für den Konzern  EnBW , seine Probefahrer, genannt Elektronauten, am Samstag und damit zwei Wochen vor Projektende zu einem E-Biker-Treffen auf den Fasanenhof einzuladen - und sich selbst Wind in die Segel zu blasen: "Wir wollten Elektromobilität sichtbar machen. Wir wollten zeigen, dass es so was gibt. Das ist uns gelungen", sagt Pressesprecher Ralph Eckhardt.

 

Dem Ziel des Projektes, den abgasfreien Fahrspaß fit für den Alltag zu machen, sei man ein Stück nähergekommen. Für welche Belange wird das E-Bike genutzt? Wo fehlen Ladesäulen in der Stadt? Wie wirkt sich die geringe Reichweite von 60 Kilometern auf die Nutzung aus? Das galt es herauszufinden. Dafür wurde per GPS genau übermittelt, welches Fahrzeug wann wohinfährt oder wo es über längere Zeit steht.

Die Ergebnisse: die Räder werden nicht nur in der Freizeit, sondern auch zum Pendeln ins Büro eingesetzt. Viele laden den Akku abends an der Steckdose auf, um am nächsten Tag wieder vollen Saft zu haben. Und in der Innenstadt fehlen Ladepunkte, um den Fahrspaß auch mit größerem Radius zu haben. 200 davon soll es bis Ende des Jahres geben, zugänglich auch für Fahrer, die nicht zur EnBW-Flotte gehören.

3000 Bewerber auf 500 Test-Bikes

"Das E-Bike ist unserer Vorzeigeprojekt", sagt Holger Haas von der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart. Er nennt das Elmoto, das die Stuttgarter Firma ID Bike in Ravensburg produzieren lässt, sympathisch - und nutzt das Mobil, das vom Fahrgefühl irgendwo zwischen Roller und Fahrrad liegt, selbst gelegentlich. Als Chef der regionalen Projektleitstelle hat Haas sich seinerzeit dafür eingesetzt, dass Stuttgart eine von bundesweit acht Modellregionen wurde - und ein Teil der Fördergelder in die Region floss. 20 Millionen Euro hat das Bundesverkehrsministerium für eineinhalb Jahre bewilligt, etwa die gleiche Summe kommt von den Partnern dazu.

Als die EnBW vergangenes Frühjahr Probefahrer suchte, haben sich für die 500 Fahrzeuge 3000 Personen beworben. Unverständlich erscheint da, was einer der Elektronauten zu berichten weiß: "Etwa 50 Teilnehmer sind null Kilometer mit dem Rad gefahren." Weil es ein eigenes Internetportal gibt, in dem jeder Elektronaut mit persönlichem Profil und Fahrleistung verzeichnet ist, konnte er das nachschauen.

"Elektromobilität ist die Zukunft."

Dass dennoch so viele Kilometer gefahren wurden, lässt hoffen für Phase zwei des Förderprogramms, das im Herbst beginnt und für das bereits Anträge gestellt wurden. "In Göppingen und Schwäbisch Gmünd soll ein ganzes Bündel von Elektrofahrzeugen auf die Straße gebracht werden", sagt Haas. Dazu gehören alle möglichen städtischen Mobile wie etwa die Müllabfuhr.

Für Haas steht fest: "Auch wenn die Euphorie gerade gedämpft ist und viel über hohe Preise und geringe Reichweiten diskutiert wird: Elektromobilität ist die Zukunft." Die EnBW will das Umsatteln versüßen: 3950 Euro kostet ein E-Bike; bis Ende Oktober ist es für 3490 Euro zu haben.

Die zweite Generation: Das wird besser

Batterie Die neuen Batterien sollen eine längere Lebensdauer haben. Bisher haben Elektronauten auf den Akku 30 Monate und 1000 Ladezyklen Garantie. Außerdem soll die Ladezeit verkürzt werden von bisher sechs auf dann zwei Stunden. Auch an der Energieeffizienz wird gearbeitet: der Strom soll bis zum letzten Watt genutzt werden können.

Ausstattung Die bisherigen Geräte haben keine Blinker. Man kann die Lichter zwar nachrüsten, aber in Zukunft sollen alle E-Bikes serienmäßig damit ausgestattet werden.

Zweisitzer Beim Elektrofahrzeug zählt jedes Kilogramm. Deswegen gibt es bis jetzt nur Einsitzer. Das soll sich ändern: Bald kann man mit seinem Liebsten in den Sonnenuntergang düsen - oder einfach mal jemanden mitnehmen.

Tiefeinsteiger Für kleine Leute kommt ein Modell auf den Markt, das wie ein Damenrad geschnitten ist. Das Bein muss zum Aufsatteln nicht mehr über das Hinterrad gelupft werden. Stattdessen kann ein Topcase angebracht werden.