Sollte die Zeitumstellung wirklich abgeschafft werden, stellt sich die Frage: Welche Zeit sollte dann dauerhaft gelten? Auch in unserer Redaktion wird diskutiert. Ein Pro und Contra zum Thema.

Stuttgart - EU-weit wird intensiv über die Abschaffung der Zeitumstellung diskutiert - geht es nach EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, soll dieses Wochenende das letzte Mal an der Uhr gedreht werden. Jeder Staat soll stattdessen ab kommendem Jahr selbst entscheiden können, ob er dauerhaft Sommer- oder Winterzeit will. Für viele Mitgliedsländer ist dieser Zeitplan allerdings längst nicht in Stein gemeißelt.

 

Lesen Sie auch: Social-Media-Reaktionen auf den „Cloxit“.

Aber egal, wann das Ende der Zeitumstellung nun definitiv kommt - welche Zeit soll dann herrschen? Normalzeit, also Winterzeit, oder die „ewige Sommerzeit“? Darüber wird heiß diskutiert – auch in unserer Redaktion.

Für die Normalzeit: Ewige Sommerzeit klingt schöner, als es ist

Vom lauschigen Spätsommerabend auf der Terrasse aus betrachtet, hört es sich so verlockend an: Die „ewige Sommerzeit“. Das klingt nach südländischem Flair, nach einem Sommer, der nie endet, nach „Dolce Vita“ am Neckar. Doch denkt man sich das Ganze bis zu Ende durch, wird schnell klar: So locker-flockig wird das gar nicht.

Denn „ewige Sommerzeit“ bedeutet auch: Wintermorgen, an denen es erst gegen halb zehn hell wird. Eltern und Kinder, die sich in kompletter Dunkelheit auf den Weg zur Arbeit und zur Schule machen – und das je nach Wohnort sechs Wochen länger als bisher. So hat es ein Chronobiologe ausgerechnet. Bis man da morgens auf Touren kommt, dauert’s. Experten sehen schon Probleme wie Depressionen, Leistungsabfall und Lernprobleme auf uns zukommen.

Ich bin ohnehin kein großer Fan vom Ende der Zeitumstellung. Ginge es nach mir (und nicht nach Jean-Claude Juncker und dem nicht einmal einen Prozent der EU-Bürger, das sich an einer nicht-repräsentativen Umfrage der EU-Kommission beteiligt hat), könnte das mit der Zeitumstellung bleiben, wie es ist: Im Frühling eine Stunde vor, im Herbst eine Stunde zurück.

Da das aber keine Option mehr zu sein scheint, plädiere ich für die „ewige Normalzeit“ – auch wenn damit im Sommer Lebensqualität flöten geht. (Theresa Schäfer)

Für die ewige Sommerzeit: Wer will schon mehr vom Morgen haben

Für einen Langschläfer ist klar: Schön sind die ersten Stunden am Tag sowieso nicht, das Betriebssystem lässt sich auch bei exzessivem Kaffeegenuss gerade mal auf eine Temperatur bringen, bei der Verhaltensauffälligkeiten – Einnicken in der S-Bahn, Gähnen in der Konferenz, den Telefonhörer abnehmen und den eigenen Namen vergessen – weitgehend vermeidbar sind.

Morgenmuffeln ist es doch egal, ob die Sonne scheint, wenn sie das Haus verlassen, oder es noch stockduster ist. Mit einem Nine-to-five-Job geht es einem dann so, dass man sich an den Arbeitsplatz setzt, wenn es noch dunkel ist, und ihn wieder verlässt, wenn es wieder dunkel ist. Wer keinen Sonnenstrahl unter freiem Himmel abkriegt, wird automatisch zum Vampir.

Da ist die Gesellschaft – auch um des sozialen Friedens Willen – doch viel besser beraten, den Langschläfern wenigstens ein paar Sonnenstunden nach Feierabend zuzugestehen. Weiterer Vorteil: Die Straßen, die auch in einer Großstadt wie Stuttgart im Winter bisweilen wie ausgestorben wirken, wären wenigstens ein bisschen belebt. (Sascha Maier)