Von den abgeschalteten AKWs wird nach dem Moratorium wohl keines wieder angefahren.

Berlin - Von den acht abgeschalteten Kernkraftwerken wird nach Auslaufen des Atom-Moratoriums wohl keines wieder angefahren. Neben Eon und Vattenfall werden höchstwahrscheinlich auch RWE und EnBW die Meiler vom Netz lassen. Das erfuhr am Mittwoch die Deutsche-Presse-Agentur in Berlin. Die Konzerne selbst wollten sich offiziell nicht äußern. Damit wäre das Aus für acht Meiler endgültig.

 

Rechtlich wäre ein Anfahren der durch das Moratorium für drei Monate stillgelegten Meiler möglich. Denn das Atomgesetz, das das dauerhafte Aus verfügt, wird nicht vor Mitte Juli vorliegen. Wollten die Konzerne in der Zwischenzeit noch einige Millionen mit Atomstrom verdienen, hätten Bund und Länder keine Handhabe dagegen.

Energiekonzerne könnten Milliardenentschädigungen fordern

Mit einem Atomkraftwerk lässt sich abzüglich der Steuer auf Brennelemente pro Tag mehr als eine halbe Million Euro verdienen. Unabhängig vom jetzigen Einlenken könnten alle vier AKW-Betreiber Milliardenentschädigungen fordern. Ihrer Meinung nach bedeuten das endgültige Aus für die acht abgeschalteten AKW und die schrittweise Abschaltung der neun anderen Meiler bis 2022 eine riesige Kapitalvernichtung; die festen Abschaltdaten könnten Eingriffe in Eigentumsrechte darstellen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte das am Mittwoch ausgelaufene Atom-Moratorium nach der japanischen Reaktorkatastrophe in Fukushima am 15. März verkündet. Die sieben ältesten Kernkraftwerke und der ohnehin seit Jahren vom Netz getrennte Atommeiler Krümmel wurden damit vorübergehend für drei Monate stillgelegt. Je nach Weisungszeitpunkt der Atomaufsichtsbehörden gilt das Moratorium aber noch bis Ende der Woche.

Seite 2: In Baden-Württemberg sind zwei Meiler betroffen

Betroffen von dem Aus sind: Neckarwestheim I, Philippsburg I (EnBW/Baden-Württemberg), Biblis A und B (RWE/Hessen), Isar I (Eon/Bayern), Unterweser (Eon/Niedersachsen) und die seit 2007 fast dauerhaft stillstehenden AKW Brunsbüttel und Krünmmel (Vattenfall/Schleswig-Holstein).

Der größte Kernkraftwerksbetreiber Eon hatte bereits mitgeteilt, dass seine betroffenen Meiler Isar I und Unterweser nicht mehr angefahren werden. Vattenfall ist ein Sonderfall, da die Anlagen Krümmel und Brunsbüttel ohnehin nicht anfahrbereit sind.

Moratorium unter dem Eindruck von Fukushima

Begründet wurde das Atom-Moratorium mit Paragraf 19, Absatz 3 des Atomgesetzes. Die Regelung erlaubt bei drohenden konkreten Gefahren eine vorübergehende oder komplette Abschaltung von Atommeilern. Laut Regierung ging es nach dem Fukushima-Gau um eine vorsorgende Maßnahme. Der Energiekonzern RWE hat gegen diese rechtliche Begründung geklagt.

Den Unternehmen entgehen insgesamt über 500 Millionen Euro nur durch das Moratorium. Sie betonen, durch Fukushima habe sich an der Sicherheit deutscher Anlagen nichts geändert. Hinzu kommen mögliche Milliardenschäden durch den Atomausstieg bis 2022. Eon will diese nun beziffern und mit der Regierung über Entschädigungen sprechen.

Greenpeace wertete den Einschnitt durch das Moratorium als positiv. Es sei ein erster wichtiger Schritt zur Stilllegung der acht alten Reaktoren gewesen, sagte Atomexperte Tobias Münchmeyer. Ein Wiederanfahren stillgelegter Meiler dürfe es auf keinen Fall geben: „Das wäre unnötig und nach Fukushima inakzeptabel.“