Die Stadtverwaltung und der VfB Stuttgart haben sich entschlossen, keine eigene Großveranstaltung für die Fans zu organisieren. In vielen Kneipen in Stuttgart wird das Spiel zwischen Bayern München und dem VfB aber übertragen.

Stuttgart - Einen kleinen Trost zumindest gibt es für die vielen Fans des VfB Stuttgart: Sollte das Team beim Pokalfinale im Berliner Olympiastadion nach einer mittelmäßigen Saison gegen den amtierenden Deutschen Meister gewinnen, würde der Sieg am Tag darauf mit einem rauschenden und amtlich verbrieften Korso auf der Theodor-Heuss-Straße gebührend gefeiert werden. Zuvor könnten die Anhänger noch auf dem Marktplatz den Spielern zujubeln, während diese den Pokal vom Rathausbalkon aus in den Himmel recken. Eine Unterschrift im Goldenen Buch der Stadt wäre zudem garantiert.

 

Voraussetzung für die weiß-roten Feierlichkeiten in der Stuttgarter Innenstadt ist ein Sieg gegen den FC Bayern München, was zumindest die Buchmacher einschlägiger Wettbüros für nicht sonderlich wahrscheinlich halten. Das Spiel selbst, das am 1. Juni um 20.45 Uhr angepfiffen wird, ist den Verantwortlichen beim Bundesligisten und der Stadt derweil keine öffentliche Übertragung wert. Die Stadt habe sich lange mit dem VfB beraten und verschiedene Szenarien für das Pokalfinale durchgespielt, sagt der Stadtsprecher Sven Matis. Nach Prüfung verschiedener Varianten habe man sich aber entschlossen, keine eigene Großveranstaltung zu organisieren: „Wir gehen davon aus, dass in den Kneipen, Biergärten und Cafés in Stuttgart eine tolle Stimmung herrschen wird“, so Matis.

Vor sechs Jahren kostete das Public Viewing 600 000 Euro

2007, im Meisterjahr des VfB, hatte die Stadt zum Bundesligafinale gegen Cottbus ein Public Viewing auf dem Schlossplatz organisiert und zwei Wochen später auch das verlorene Pokalfinale gegen Nürnberg am Cannstatter Wasen auf einer Großleinwand übertragen. Auf knapp 600 000 Euro hat die Verwaltung nach den Erfahrungen mit diesen beiden Großveranstaltungen die Kosten für eine öffentliche Übertragung des DFB-Pokalfinales in diesem Jahr veranschlagt. Zu viel offenbar für den ohnehin strapazierten Haushalt.

Viele Fans des VfB sind darüber natürlich enttäuscht, zumal es in diesem Jahr auch in Berlin keine Fanmeile rund um das Brandenburger Tor geben wird. Etliche hoffen derzeit noch auf Glück im Losverfahren um eines der Tickets: Insgesamt waren 51 000 Anträge beim VfB eingegangen, die auf das vom DFB zur Verfügung gestellte Kontingent von 21 000 Tickets für die Stuttgarter Anhängerschaft verteilt werden müssen.

OB Kuhn und zehn Stadträte sind im Olympiastadion

Wer das Pokalfinale trotz einer Niete in der Kartenlotterie in Stadionatmosphäre erleben will, dem bleibt dann wohl nur das Angebot diverser Gastronomen, die sich derzeit mit ausreichend Fernsehern und Leinwänden auf den 1. Juni vorbereiten. Die größte Ansammlung an Fussballbegeisterten dürfte dabei rund um den Biergarten im Schlossgarten zusammenkommen, in dem es Platz für einige Tausend Besucher gibt und wo eine Woche zuvor auch schon das Champions-League-Finale der Bayern gegen Dortmund gezeigt wird. Dazu gibt es alleine in der Innenstadt zahlreiche einschlägig bekannte Fußballkneipen wie Schlesinger, Seekneipe, Sutsche, Ackermanns sowie die Clubs auf der Theo, in denen es stimmungsvoll zugehen dürfte.

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn wird sich das Spiel derweil in großer Runde ansehen – zusammen mit zehn Stadträten und knapp 75 000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion. „Wir freuen uns auf diesen Höhepunkt zum Saisonende“, sagt Kuhn, der das Team so oder so am Sonntag gegen 14 Uhr im Rathaus empfangen wird. „Egal wie das Spiel ausgeht, wir werden mit allen feiern“, so der Grünen-Politiker. Für die Parade durch die City wurden bereits zwei Lastwagen mit großen Ladeflächen angemietet, die um 15.30 Uhr losrollen sollen. Zuvor muss allerdings eines her: ein Sieg gegen die Bayern.