Die Stadtwerke Fellbach und ihre Partner halten an den Plänen fürs Gelände auf dem Schurwald fest. Südlich von Schorndorf-Oberberken, an der Grenze der Landkreise Rems-Murr und Göppingen, sollen für rund 25 Millionen Euro vier Winderäder errichtet werden.

Fellbach - Beste Perspektive bei klarer Sicht: Wer sich an diesem frühlingshaften Wochenende zu einem Spaziergang auf den Oeffinger Berg aufmachen sollte, der erkennt von dort oben beim Blick in den Osten am Horizont hoch über Winterbach die drei Windräder des Projekts Goldboden. Wenn es nach den Verantwortlichen der Fellbacher Stadtwerke geht, dann schmücken eines Tages auch rund zehn Kilometer weiter östlich noch vier weitere Windräder das Landschaftsbild.

 

Es handelt sich dabei um ein Projekt, das die Fellbacher Rathaus-Tochter mit zwei weiteren Partnern realisieren will, nämlich den Stadtwerken Schorndorf und der Energieversorgung Filstal – die Stadtwerke Tübingen sind mittlerweile ausgestiegen. Südlich von Schorndorf-Oberberken, an der Grenze der Landkreise Rems-Murr und Göppingen, sollen für rund 25 Millionen Euro vier Winderäder (Nabenhöhe 150 Meter, die Rotoren reichen dann bis 207 Meter) errichtet werden.

Vom einstigen Zeitplan ist schon lange nicht mehr die Rede

Für Fellbach wäre dies der zweite Windpark nach dem im Jahr 2000 in Betrieb genommenen Projekt „Am Hochsträß“ auf der Schwäbischen Alb. Die dortigen vier Windräder heißen nach einem Wettbewerb unserer Zeitung „Windfee“, „Windhexe“, „Luftikus“ und „Pusteblume“.

Ob’s auf der Gemarkung Wangen im Schurwald eines Tages mal ein Rotoren-Quartett mit ähnlich ulkigen Titulierungen geben wird, ist allerdings weiterhin offen. Denn das Projekt, offizielle Bezeichnung „GP-03 Weinstraße“, kommt angesichts des dauerhaft heftigen Gegenwinds kaum voran. Anwohner aus den umliegenden Dörfern etwa haben Bürgerinitiativen wie den „Verein Lebensraum östlicher Schurwald“ oder die „BI Gegenwind Adelberg“ gegründet, um sich „für den Erhalt unserer Heimat“ als Natur- und Erholungsraum einzusetzen.

Vom einstigen Zeitplan ist schon lange nicht mehr die Rede. Im Jahr 2014, bei einer von Trillerpfeifenprotest begleiteten Vor-Ort-Veranstaltung, pries Schorndorfs OB Matthias Klopfer die Stromproduktion für 10 000 Haushalte an. „Mein Wunsch ist, dass wir 2016 die Windkraftanlage hier offiziell ans Netz nehmen können.“

Seit Ende November liegt das Gutachten beim Waiblinger Landratsamt

Anfang 2019 ist allerdings noch kein positiver Bescheid in Sicht. Immer wieder gab es Verzögerungen. Im vergangenen Jahr nun wurde erneut ein externer Gutachter mit einer Untersuchung zu möglichen windkraftempfindlichen Vogelarten und ihrer tatsächlichen Verbreitung an jenem Standort beauftragt. Erste Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass zwischen März und September 2018 „gewisse Aktivitäten windkraftempfindlicher Vogelarten am Standort aufgetreten sind“, hieß es vor einigen Wochen in einer Mitteilung der drei Unternehmen. Seit Ende November liegt das Gutachten beim Waiblinger Landratsamt.

Mit Spannung wartet auch Fellbachs Stadtwerke-Geschäftsführer Gerhard Ammon auf das Votum aus der Behörde: Ja oder Nein? Denn weiterhin ist offen, wie sich die Erkenntnisse der Expertise aufs laufende Verfahren auswirken und ob womöglich nur eine Teilgenehmigung herausspringt. „Die Genehmigungsbehörde muss uns noch antworten“, erläutert Timo Schlotz, Projektleiter bei den Stadtwerken Fellbach, auf Nachfrage. Anders als die Kritiker ist er überzeugt, dass der Wind in ausreichendem Maße über die Schurwaldhöhen pfeift. „Wir haben 13 Monate gemessen“, sagt er. Ergebnis: Es gebe ideale Bedingungen, der Standort sei bestens geeignet, auch weil auf diesem früheren Militärgelände genügend asphaltierte Wege zur Anlieferung existieren.

Das Problem für die Stadtwerke ist freilich, dass die Windkraft zuletzt in Baden-Württemberg und speziell im Rems-Murr-Kreis einer Flaute ausgesetzt ist. So ist das vom Waiblinger OB Andreas Hesky forcierte Projekt auf der Buocher Höhe mittlerweile aus dem Rennen – was in Korb wie auf den Berglen durchaus auf Zustimmung stieß. Die Kooperationspartner allerdings halten am Depot-Standort im Schurwald fest. Er biete auch für die weitere Zukunft ideale Voraussetzungen für die Windkraftnutzung. Ammons Überzeugung: „Der Ausbau der Windenergie in Süddeutschland stellt auch im Hinblick auf zukünftige Abschaltungen von Großkraftwerken ein wichtiger Bestandteil zur Versorgungssicherheit dar.“