Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

In jedem Fall soll das projektierte Gaskraftwerk deutlich wirtschaftlicher sein als bisherige Anlagen. Das hängt mit der Wahl des Standorts zusammen: Weil die Karlsruher Raffinerie einen gewaltigen Bedarf an Prozesswärme hat, kann die bei der Stromerzeugung freiwerdende Wärme praktisch vollständig genutzt werden. Unter optimalen Bedingungen wird so ein Gesamtwirkungsgrad von 90 Prozent erreicht – mit entsprechend niedrigeren CO2-Emissionen. Um die Raffinerie permanent versorgen zu können, müssen auch die Dampfkessel des Kraftwerks rund um die Uhr laufen. Wird Strom benötigt, kann sofort Dampf abgezweigt und in die Turbinen geleitet werden. „Das geht viel schneller, als wenn Sie ein Kraftwerk erst hochfahren müssen“, erläutert Becker. Bereits innerhalb von zehn Minuten werde so eine elektrische Leistung von 300 Megawatt erreicht. Dabei soll die Anlage genügend Reserven haben, um jederzeit kurzfristig Strom erzeugen zu können. Die Rendite des neuen GuD-Kraftwerks dürfte nach Angaben von Trianel um zehn Prozentpunkte über jener von Gaskraftwerken, die nur oder fast nur elektrische Energie liefern. Unterstützung für das Projekt kommt auch von Umweltschützern. So sieht der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg darin ein „gutes Signal für die Energiewende“, zumal die Umweltfolgen durch die Nutzung des Raffineriegeländes sich im Rahmen hielten.

 

Miro und Trianel suchen derzeit in den Reihen der Stadtwerke nach weiteren Partnern für das Projekt. Auch bei der EnBW sind sie bereits vorstellig geworden. Erste Gespräche seien „in überaus produktiver Atmosphäre“ verlaufen. „Bis zum Ende des dritten Quartals erwarten wir eine Entscheidung der EnBW.“ Der Konzern erklärte auf Anfrage, dass es noch zu früh sei, über Details zu sprechen. Die Projektinitiatoren könnten sich jedenfalls vorstellen, dass die EnBW sich mit bis zu 50 Prozent am GuD-Kraftwerk Oberrhein beteiligt.

In den Grafiken, die Miro und Trianel am Montag verteilt haben, wird als möglichen Baubeginn das Jahr 2017 genannt. Im günstigsten Fall könnte die Anlage dann im Verlauf des Jahres 2020 in Betrieb gehen – ein Jahr nach der geplanten Abschaltung des 1400-Megawatt-Atomreaktors Philippsburg 2.