Er sieht sich als „erster Energieberater“ in Leonberg: Bernd R. Mörk ist seit 1985 in diesem Bereich selbstständig. Er spürt bei Hausbesitzern eine große Verunsicherung, was energetische Sanierungen betrifft. In Sachen neuer Heizung hat er eine klare Meinung.
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG), im Volksmund als Heizungsgesetz bezeichnet, hat in Zeiten der Ampelkoalition viel Aufregung verursacht. Bürokratisch geregelte Ziele verunsicherten Besitzer von Öl- und Gasheizungen. CDU und SPD wollen das nun umkrempeln, das neue GEG soll „technologieoffen“, die CO2-Vermeidung zentrale Stellschraube sein. Was tun als Hausbesitzer?
Bernd R. Mörk aus Leonberg hat als 73-Jähriger die Gelassenheit des Alters – und einen reichen Erfahrungsschatz. Bekannt als langjähriger Bezirksschornsteinfeger und Stadtrat ist er seit 1985 als Energieberater selbstständig und Geschäftsführer von „Deutsche Energie Effizienz Hilfe“. „Ich war wohl der erste Energieberater in Leonberg“, sagt er. Er rät, analog zu Anlageberatern bei Aktiengeschäften, zu einer möglichst gelassenen Herangehensweise, wenn es um das Themenfeld Heizen und Warmwasserbereitung geht: Die persönliche Situation und die Möglichkeiten in Ruhe prüfen, dann sinnvolle Veränderungen im Rahmen eines Sanierungsfahrplans umsetzen.
Erwartungen klären, dann schauen, was geht
Was Mörk stört, ist manche Erwartungshaltung von Interessenten an einen Energieberater: „Die Kunden kommen mit festen Wünschen und dem Wissen, dass es nur über den Berater mehr Fördergelder gibt.“ Sie wollten keine Beratung, sondern nur den Stempel auf dem Zuschussantrag. Weshalb sich Mörk in diesen Fällen als „Zuschussbeschaffungsberater“ sieht, nicht als wirklicher Energieberater. „Ich arbeite da manchmal zunächst gegen eine vorgefertigte Kundenmeinung.“ Er will sein Gegenüber überzeugen, was wirklich an Veränderung am Haus sinnvoll ist. So werden in einem Erstgespräch die Erwartungen geklärt, bevor bei einer Besichtigung der betreffenden Immobilie klar wird, was realistisch an baulichen oder technischen Optimierungen anzuraten und umsetzbar ist.
„Angst ist ein schlechter Ratgeber“
Auch wenn Schlagzeilen wie etwa aus Mannheim verwirrten, wonach sich der dortige Versorger bis 2035 aus dem Gasnetz zurückziehen will – Deutschland möchte erst bis 2045 klimaneutral sein – ist Mörk ein Gegner überstürzten Handelns. Öl und Gas werden durch CO2-Bepreisung stetig teurer. Die Menschen sind verunsichert, ob und in was sie investieren sollen. Aber „Angst ist ein schlechter Ratgeber“, sagt Mörk. Wann aber ist der richtige Zeitpunkt? „Eine funktionierende Heizungsanlage zu tauschen, die jünger als 20 Jahre ist, ist Blödsinn.“
Ohnehin habe etwa um das Jahr 2000 ein Paradigmenwechsel stattgefunden, weg vom Verbessern einer Heizung, hin zu einem gedämmten Gebäude. Doch auch beim Thema nachträgliche Dämmung seien Hemmnisse tief verwurzelt. Wer mag schon, dass Fenster durch aufgesetzte Dämmung optisch kleiner wirken. Oder es gebe die Befürchtung, dass hernach ein Schimmelproblem droht. Nein, nicht bei sachgemäßer Ausführung, sagt Mörk. Was aus den Räumen müsse, sei aber die Luftfeuchtigkeit. Bei einem gut gedämmten Haus geht das „zu 97 Prozent über die Fenster“, richtiges Lüften sei wichtig, erklärt er. Vielfach ist in Neubauten deshalb eine Zwangsbelüftung installiert.
Gleichwohl führt für den Leonberger kein Weg an einer Dämmung vorbei. „Gespart wird erst, wenn weniger verbraucht wird.“ Eine neue Heizungsart allein sei keine Lösung, „der Wärmebedarf muss runter“. In Sachen energetischer Sanierung, also Fassaden- und Dachdämmung sowie besseren Fenstern, sieht Mörk das größte Potenzial. Doch bundesweit wurden in der Vergangenheit im Schnitt pro Jahr jeweils weniger als ein Prozent der Wohnhäuser zeitgemäß auf Vordermann gebracht.
Wer investieren muss oder möchte, sollte sich laut Mörk fragen: „Wo stehe ich mit dem Gebäude?“ Stehen eh Sanierungen an, etwa ein neuer Anstrich der Fassade, oder muckt die Heizungsanlage? So könne, entsprechend eines individuell erstellten Sanierungsfahrplans, auch in einem nicht gedämmten Haus eine Wärmepumpe Sinn ergeben. Die, bis eines Jahres die Dämmung folgt, als Kompromiss bei der Heizungsdimensionierung, vielleicht „an wenigen extrem kalten Tagen im Jahr“ nicht alle Räume auf Kuschelwärme bringt. Egal, was getauscht wird, ob Dach, Fenster, Heizung, oder ob Dämmstoffe angebracht werden: Es müsse Teil eines Gesamtkonzepts sein. Im Idealfall wird aus Sicht des Leonbergers erst das Haus optimiert, dann die Heizung, die als Folge kleiner dimensioniert werden kann.
Weg von fossilen Energien
In Sachen Zukunftsfähigkeit des Heizens setzt Mörk klar auf die Wärmepumpe. „Wir müssen weg von fossilen Energien, und es gibt zurzeit nichts anderes.“ Die Anlagen würden zunehmend besser, leistungsfähiger, und auch billiger. Denn es lasse sich nicht beschönigen: „Wir leben in einer teuren Region“, sagt Mörk, und staatliche Zuschüsse sind gern bereits ein Stück weit in Angeboten eingepreist. Aber auch Fernwärme, wenn angeboten, könne eine gute Alternative sein. Oder Nahwärme, wie von Blockheizkraftwerken von Firmen. „Da sollte bei deren Bau auch das Umfeld mit einbezogen werden“, so könnten private Gebäude mit profitieren.
Ob das veränderte Gebäudeenergiegesetz leichter umsetzbar ist, wird sich weisen. Die Vorgaben, erinnert Bernd R. Mörk, mache ohnehin weitgehend die EU. Wichtig bleibe der verantwortungsvolle Umgang mit Energie. Am günstigsten sei eben die, die nicht benötigt wird. Und klar, die natürlichen Ressourcen sollen geschont, klimaschädliche Treibhausgase vermieden werden.
Eine Baubegleitung sichert die Ausführung
Während Energieberater unabhängig zur Seite stehen, könnte der Rat eines Handwerkers anders ausfallen, der die von ihm vertriebenen Produkte am besten kennt – und vor allem sein eigenes Metier. Nicht grundlos setzen höhere staatliche Zuschüsse zwingend eine Energieberatung voraus, weil es eben um ein Gesamtkonzept geht, auch wenn es vielleicht erst stufenweise umgesetzt wird. „Früh kommen“, empfiehlt Mörk, drei Monate mindestens. Und natürlich gibt es Hilfe beim Weg durch den Dschungel der Fördermöglichkeiten, zudem die Möglichkeit einer Baubegleitung. Auf dass alle Gewerke am Ende so ausgeführt sind, dass die Sanierung „rund“ ist.
Er selbst will aus Überzeugung Energieberater bleiben, die nötigen Zulassungen für Wohngebäude hat er bis 2030. Danach überlässt er mutmaßlich anderen das Feld. Bundesweit sind gut 20 000 Kolleginnen und Kollegen auf einer Energieeffizienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes registriert. Angesichts von rund 20 Millionen Wohngebäuden in Deutschland dürfte ihnen die Arbeit nicht ausgehen.
Beratung und Zuschüsse
Überblick
Die „Energieeffizienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes“ ist ein bundesweites Verzeichnis von nachweislich qualifizierten Fachkräften. Per Postleitzahl ist die Suche örtlicher Berater möglich unter www.energie-effizienz-experten.de.
Förderung
Eine Übersicht über staatliche Fördermöglichkeiten gibt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) auf der Seite www.bafa.de beim Klick auf das Stichwort „Energie“.