Als der Windparkentwickler Windreich mäßige vorläufige Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorlegte, bat der Vorstandschef die Anleger um Geduld. Was die Liquiditätsplanung betrifft, wird die Geduld nun weiter auf die Probe gestellt.

Stuttgart - Als der Windparkentwickler Windreich vor einer Woche recht mäßige vorläufige Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorlegte, bat Vorstandschef Willi Balz die Anleger um Geduld. „Wiederholt wurden wir gefragt, wie die Liquiditätsplanung für die nächsten Jahre insbesondere bis zur Zurückführung der Anleihe 2015/ 2016 aussieht“, so Balz. Diese wollte der Vorstandschef bei der Bilanzpressekonferenz an diesem Mittwoch „ausführlich präsentieren“.

 

Die Bilanzpressekonferenz fand allerdings nicht im heimischen Wolfschlugen statt, sondern in Bremerhaven. Wer jedoch keine Gelegenheit zu einer Reise an die Nordseeküste hatte, mühte sich vergeblich um Zahlen zur Liquiditätsplanung. Weder am Mittwoch noch am Donnerstag waren trotz zahlreicher Versuche telefonisch Informationen über die weitere finanzielle Entwicklung zu erhalten. Stattdessen verschickte die Pressesprecherin eine bunte Powerpoint-Präsentation zu den aktuellen Windparkprojekten. Ebenso zugeknöpft zeigte sich Vorstandschef Balz.

Wer nicht auf der Bilanzpressekonferenz gewesen sei, habe „Pech gehabt“, sagte Balz am Telefon. Für die Öffentlichkeit, so der Vorstandschef, sei allein relevant, dass die Anleihen bis 2016 getilgt sein sollen. Es bliebe sogar ein Guthaben übrig. Eine testierte Bilanz für das vergangene Jahr gebe es im Übrigen noch nicht.

Unternehmen hat allen Grund für offene Kommunikation

Dabei hätte das Unternehmen allen Grund für eine offene Kommunikation, denn spätestens seit dem Frühjahr ist viel Vertrauen verloren gegangen. Seit März ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Windreich-Chef Balz wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, Bilanzmanipulation, Kapitalanlagebetrug, Marktpreismanipulation und Kreditbetrug. Damals gab es vorübergehend Probleme mit den Zinszahlungen. Im November könnten laut Staatsanwaltschaft erste Ergebnisse der Ermittlungen vorliegen.

Wegen Abschreibungen auf eine Firmenbeteiligung hat Windreich 2012 nach vorläufigen Zahlen einen Verlust verbucht. Unter dem Strich stand ein Jahresfehlbetrag von zehn Millionen Euro bei einer Gesamtleistung von 101 Millionen Euro. Die Schulden gegenüber Banken, Anleiheeignern und Investoren betrugen Ende vergangenen Jahres 300 Millionen Euro.

„Bei uns in der Kanzlei melden sich täglich neue besorgte Gläubiger“, sagt Elke Schubert von der Münchner Kanzlei Bergdolt und Schubert. Eine „zweistellige Zahl“ von Anlegern klagt laut Schubert wegen Geschäften mit Windreich gegen die Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin. Die Kanzlei wirft der Bank einen massiven Interessenkonflikt vor. Angeblich hätten die Schweizer die Anleihen ihren Kunden offensiv empfohlen und dem Unternehmen zugleich Kredite gewährt, ohne die Anleger darauf hinzuweisen.