Energieeffizienz einer Immobilie setzen Käufer und Mieter mittlerweile als Standard voraus.

Bei dem Erwerb oder der Anmietung einer Wohnimmobilie schauen die neuen Eigentümer beziehungsweise Mieter nach wie vor zuerst auf die Lage und den Preis. Die Energieeffizienz kommt erst an fünfter Stelle nach der Art der Immobilie und der Größe der Wohnanlage. An letzter Stelle steht die Bauart. Zu diesem Ergebnis kommt der neue „Marktmonitor Immobilien 2011” der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU).

Dass die Lage einer Immobilie neben dem Kaufpreis nach wie vor das wichtigste Entscheidungskriterium für den Erwerb ist, bestätigt auch Robin Frank, Geschäftsführer der Immobilienvermittlung BW GmbH für die BW-Bank. Andererseits: „Wenn die Lage stimmt, die Immobilie aber deutliche Renovierungsrückstände und Defizite in energetischer Hinsicht aufweist, drückt dies auf den Preis, weil jeder Interessent diese zukünftig notwendigen Investitionen in seine Preisfindung mit einbezieht”, so der Experte.

Dieser Meinung schließt sich auch Jürgen Pflugfelder von Pflugfelder Immobilien in Stuttgart an. „Die Lage genießt Priorität. Und dann kommt der Preis.” Hingegen sei bei der Vermietung von Immobilien die Lage aufgrund des überschaubaren Nutzungszeitraumes vor allem in Ballungszentren nicht so bedeutend. Hier sei eine den Ansprüchen entsprechende Wohnung zu einem akzeptablen Preis anmieten zu können entscheidender, stellt Pflugfelder immer wieder fest.

Und auch die Energieeffizienz ist nach Meinung des Immobilienexperten bei Gebrauchtimmobilien eher zu vernachlässigen. Dafür werde sie bei Neubauten immer wichtiger. Hier setzten die Käufer einen hohen Energiestandard voraus. Allerdings würden bei entsprechend guter Lage und einem akzeptablen Preis auch Zugeständnisse gemacht, ist seine Erfahrung. Robin Frank von der BW-Bank kommt zu einer ähnlichen Bewertung des Marktes. „Sicherlich gibt es auch einzelne Verkaufsfälle in innerstädtischer Lage oder den bevorzugten Halbhöhenlagen der Landeshauptstadt, bei denen mehrere Interessenten vorhanden waren, die die zukünftig notwendigen Investitionen unterschiedlich bewertet und damit bei ihrer Preisfindung auch unterschiedlich berücksichtigt haben. In diesen Fällen konnte aus Verkäufersicht trotz vorhandener Defizite noch ein attraktiver Kaufpreis erzielt werden.” Im aktuellen „Marktmonitor” untersuchte die Hochschule vor allem den Einfluss der Energieeffizienz auf die Vermarktung von Immobilien. Zwar habe die Energieeffizienz als Vermarktungsfaktor weiter an Bedeutung gewonnen, dies aber auf niedrigem Niveau und mit abnehmender Tendenz, so Professor Stephan Kippes am Studiengang für Immobilienwirtschaft der HfWU, der die Studie begleitete.