Der Karlsruher Energieversorger EnBW hat seine Mannheimer Beteiligung MVV vorerst von der Verkaufsliste gestrichen und den Anteil an dem Kommunalversorger sogar aufgestockt. Einfluss nehmen will die EnBW aber auch künftig nicht, die Motive sind andere.

Stuttgart - Die Karlsruher Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) kauft weitere 6,28 Prozent an dem Mannheimer Konkurrenten MVV und hält künftig – vorbehaltlich der kartellrechtlichen Zustimmung – 28,76 Prozent an den Mannheimern. Verkäufer ist der französische Energiekonzern Engie, der bis vor zwei Jahren GDF Suez hieß.

 

Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Dem Vernehmen nach aber hat die EnBW für die außerbörslich abgewickelte Anteilsaufstockung gut 70 Millionen Euro ausgegeben und damit deutlich weniger, als die Aktien derzeit an der Börse kosten würden: Dort wäre der Anteil aktuell mehr als 90 Millionen Euro wert. Das Geld stammt laut einer Sprecherin aus den Barmitteln und berührt nicht den Investitionsetat. „Es wird deshalb kein Windrad weniger gebaut.“ Die EnBW betonte in ihrer Pressemitteilung, dass es sich bei der Beteiligung an der MVV weiter um ein reines Finanzinvestment handelt. Der Anteil sei dem Deckungsvermögen des Unternehmens zugeordnet, mit dem die EnBW Pensionsrückstellungen und solche für den Rückbau der Atomkraftwerke (nicht für die Endlagerthematik) und den Kraftwerkpark bedient. Die Sprecherin sagte, die MVV sei wegen ihrer stabilen, zuverlässigen Rendite ein attraktives Investment.

MVV garantiert eine attraktive Rendite

Mit der Aufstockung wendet sich EnBW vorerst von dem Vorhaben ab, ihre Mannheimer Beteiligung zu verkaufen. In den letzten Jahren war dies immer der Plan in Karlsruhe. Ein entsprechendes Verkaufsverfahren war auch offiziell bestätigt worden. Mit dem Erlös sollte das Wachstum in jenen Bereichen finanziert werden, in denen die EnBW seit Mitte 2013 ihr Kerngeschäft sieht: erneuerbare Energien, Strom- und Gasnetze sowie Energiedienstleistungen.

MVV ist der einzige börsennotierte Kommunalversorger Deutschlands. Hauptaktionär ist mit 50,1 Prozent die Stadt Mannheim. Deren Oberbürgermeister und MVV-Aufsichtsratschef Peter Kurz unterstrich in einer Stellungnahme, dass es auch nach der Anteilserhöhung bei einer reinen Finanzbeteiligung der EnBW bleibe. Mannheim hatte stets betont, an der MVV-Mehrheit festhalten zu wollen. Die EnBW ist seit dem Jahr 2004 Aktionärin der MVV. Damals kauften die Karlsruher einen 15,05-prozentigen Anteil vom Gaskonzern Ruhrgas, der damit seinerseits eine Auflage zur Fusion mit Eon erfüllte.

Seit jeher Finanzinvestment

Bei der kartellrechtlichen Prüfung des EnBW-Zukaufs in Mannheim sagten die Karlsruher zu, die MVV als reine Finanzbeteiligung zu führen. Auch als die EnBW ihren Anteil 2007 um 7,4 Prozent aufstockte (was aber erst 2014 publik wurde, weil der Anteil bei einer Bank geparkt war), gab es keine Versuche, strategischen Einfluss auf den Kurpfälzer Kommunalversorger zu nehmen oder Anspruch auf einen Aufsichtsratssitz anzumelden.

Kein Interesse an Aufsichtsratsmandat

Auch nach der jüngsten Aufstockung fordere die EnBW keinen Sitz im Kontrollgremium ein, so die Sprecherin. „Ich kann nicht ausschließen, dass die EnBW irgendwann in Zukunft einen Aufsichtsratssitz anstrebt, aber darum geht es uns nicht in erster Linie.“ Genauso wenig sei auszuschließen, dass die EnBW ihren MVV-Anteil doch irgendwann noch verkaufe.

Das Verhältnis von EnBW und MVV gilt seit je als distanziert bis feindselig. Vor allem unter den Vorstandschefs Utz Claassen (EnBW bis 2007) und Rudolf Schulten (MVV) war es von Misstrauen geprägt gewesen. EnBW zählt zu den großen deutschen Energiekonzernen, belegt bis heute den dritten Platz hinter Eon und RWE und hatte zeitweise auch international Ambitionen. MVV hingegen ist ein kleiner Konzern, der aus einem Stadtwerk entstanden ist und sich stets als kommunaler Versorger verstanden hat.