Die Aufspaltungspläne des Energiekonzerns RWE werden vom Aufsichtsrat mitgetragen Alle Seiten hoffen, dass das angeschlagene Unternehmen damit wieder in sicheres Fahrwasser kommt.

Essen - RWE-Chef Peter Terium kann den historischen Umbau des Energiekonzerns wie geplant vorantreiben. Der Aufsichtsrat gab am Freitag einstimmig grünes Licht für die Aufspaltung in zwei Teile. Der Vorstand will im kommenden Jahr die Zukunftsgeschäfte erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb in einer neuen Tochter bündeln und diese an die Börse bringen. Damit will der von der Energiewende gebeutelte Konzern neue finanzielle Spielräume gewinnen. Das klassische Geschäft mit Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken sowie der Energiehandel bleiben im Mutterkonzern.

 

„Von dieser Entscheidung geht das klare Signal aus, dass wir unsere Antwort auf die Energiewende gefunden haben“, kommentierte Terium die Rückendeckung der Aufseher für seinen Kurs. „Wir stärken mit diesem Umbau unsere Investitionskraft für die Energiewelt von morgen und damit auch die Zukunftsfähigkeit der gesamten RWE“, sagte Aufsichtsratschef Manfred Schneider.

Lob von den Gewerkschaften

Volle Unterstützung erhielt Terium auch von den mächtigen kommunalen Aktionären, die in der Vergangenheit des Öfteren den Kurs des Konzerns kritisiert hatten. „Wir begrüßen, dass das Management eine zukunftsträchtige Konzernperspektive entwickelt hat, die die kommunalen Aktionäre schon länger gefordert haben“, hieß es in einer Mitteilung der beiden Verbände der kommunalen RWE-Anteilseigner. „Die beschlossene Neuausrichtung stellt eine intelligente Lösung für eine positive Konzernentwicklung dar.“

Lob gab es auch von den Gewerkschaften. „Angesichts der radikalen Veränderungen in der Energielandschaft ist das ein notwendiger und richtiger Schritt“, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef von RWE ist. Mit dieser Entscheidung bekämen alle Beschäftigten eine langfristige Perspektive.

Eon kündigte vor einem Jahr Aufspaltung an

Die neue RWE-Tochter wird künftig deutlich größer als die Mutter. Allein zwei Drittel der derzeit rund 60 000 RWE-Beschäftigten sollen in der neuen Gesellschaft arbeiten, rund 70 Prozent des für 2015 erwarteten operativen Gewinns kommen aus deren Geschäften. Der Konzern selbst will langfristig die Mehrheit an der neuen Gesellschaft behalten.

Bereits vor einem Jahr hatte Konkurrent Eon seine Aufspaltung angekündigt. Allerdings unterscheiden sich die Pläne in einem wichtigen Punkt: So gliedert Eon die Großkraftwerke in die neue Gesellschaft Uniper aus und will diese ebenfalls im kommenden Jahr an die Börse bringen. Der Hauptkonzern selbst will sich auf die zukunftsträchtigeren Geschäfte rund um Ökostrom, Netze und Energievertrieb konzentrieren. Bei den großen Energieversorgern brechen wegen des durch den Ökostromboom ausgelösten Verfalls der Strompreise im Großhandel die Gewinne weg.