An der Leipziger Strombörse EEX schießen die Kurse durch die Decke. Das verheißt auch für Verbraucher nichts Gutes.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Der Börsenpreis für kurzfristig lieferbaren Strom hat ein Allzeithoch erklommen. Am Spotmarkt Epex erreichte am Mittwoch der Preis für Strom, der am Donnerstag bereitgestellt wird, gut 560 Euro pro Megawattstunde. Für die Spitzenverbrauchszeiten am Abend wurden noch höhere Preise verlangt.

 

Der Grund sei vermutlich, dass derzeit auch wenig effiziente und damit vergleichsweise teure Gaskraftwerke zur Stromerzeugung eingesetzt werden müssten, sagte Christoph Pellinger von der Münchener Forschungsstelle für Energiewirtschaft, FfE, unserer Zeitung. Wegen langwieriger Wartungsarbeiten in der Hälfte der französischen Atomkraftwerke wird in Deutschland derzeit ungewöhnlich viel Erdgas verstromt. Die Verfügbarkeit der Kohlekraftwerke habe sich trotz der befürchteten Transportprobleme aufgrund des Niedrigwassers noch nicht verschlechtert, sagte Pellinger.

Nach der Gasrechnung steigen auch die Stromkosten

Mit dem jüngsten Preissprung wurde der bisherige Rekord vom Dezember 2021 übertroffen. Schon damals mussten viele Gasturbinen hochgefahren werden, weil die Windkraft als Energiequelle wegen einer ausgeprägten Flaute ausfiel. Und Russland lieferte schon im vergangenen Winter weniger Gas nach Deutschland als in den Vorjahren.

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und der neuerlichen Reduzierung der Lieferungen sind die Gaspreise weiter gestiegen – mit erheblichen Folgen für den Strommarkt: „Gaskraftwerke sind essenziell im deutschen Strommix, um schwankende erneuerbare Energien auszugleichen, und bestimmen so maßgeblich den Strombörsenpreis mit“, erklärte Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie beim Vergleichsportal Check 24. „Diese hohen Preise werden mit etwas Verzögerungen auch bei den Endkundinnen und Endkunden ankommen.“

Abschaffung der EEG-Umlage bringt wenig Linderung

Laut Check 24 stieg der Strompreis für Privathaushalte im August trotz der Abschaffung der EEG-Umlage im Vormonat erneut an, auf durchschnittlich 39,9 Cent pro Kilowattstunde. Das seien 31 Prozent mehr als im August 2021. Der Börsenstrompreis hat sich im gleichen Zeitraum noch weitaus stärker erhöht, im Sommer 2021 lag er noch unter 100 Euro pro Megawattstunde.

Änderungen des Börsenstrompreises schlagen nicht eins zu eins auf die Stromrechnung der Endkunden durch. Für letztere sind nämlich auch die Netzentgelte sowie Steuern und Abgaben relevant. Zudem werden die Preisschwankungen an der Energiebörse von den Versorgern zum Teil dadurch ausgeglichen, dass diese einen Großteil ihres Strombedarfs über Kaufverträge mit Laufzeiten von mehreren Monaten oder Jahren decken. Nur für den aktuellen Bedarf sind die Preise am Spotmarkt relevant.

Gleichwohl wirkt sich ein dauerhafter Anstieg der Börsenpreise natürlich auch auf die Endkunden aus. Zahlreiche Versorger haben in den vergangenen Monaten bereits ihre Preise angehoben oder Erhöhungen angekündigt, darunter auch die EnBW.