Wegen des Anstiegs der Energiepreise weichen auch in Baden-Württemberg viele Kunden auf Brennholz zum Heizen aus. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Preise. Ein Förster aus Waldenbuch berichtet von seiner erschwerten Arbeit im Wald.

Baden-Württemberg: Erdem Gökalp (erg)

Für dieses Jahr ist Schluss. Ungefähr 700 Kubikmeter Holz hat Gabriel Morbach seit Jahresbeginn in Baden-Württemberg an die Kunden gebracht. Sein Revier erstreckt sich von Leonberg bis Waldenbuch. Würde der freundliche Förster mit dem dunklen Brillenrahmen mehr verkaufen, würde das dem Wald schaden. „Für mich steht Naturschutz an erster Stelle“, sagt er.

 

Der Stapel Kiefernholz auf den er in einem Waldstück bei Waldenbuch zeigt, kann daher ebenfalls in keinem Kaminofen verbrannt werden. Pro Stamm könnte er 60 bis 80 Euro verlangen, und die Preise schwanken ständig in der Krise. Doch aus diesen Kiefern soll nicht Brennholz, sondern eher Parkett oder Möbel werden. Nur 15 Prozent des Rohholzes werden thermisch verwendet. Morbach fährt an diesem Tag mit seinem dunkelblauen verschlammten Dacia Geländewagen durch sein Forstrevier und macht auf die verschiedenen Zeichen aufmerksam, die er vorher in sorgfältiger Arbeit auf einige Bäume gezeichnet hat. Ein blauer Punkt bedeutet, dass es sich um einen Zukunftsbaum handelt. Er soll überleben. Um diesem einen optimalen Lebensraum zu ermöglichen, werden die Bäume drum herum mit einem roten Querstrich markiert. Das bedeutet, dass sie gefällt werden können.

Brennholz bei Forst BW ausverkauft

Seit der russischen Invasion in der Ukraine im Februar hat sich Gabriel Morbachs Arbeit verändert. Da Gas und Öl teuer geworden sind, wollen viele Kunden auf Holz zum Heizen umsteigen. Doch Brennholz ist bei Forst BW ausverkauft. Die Mitarbeiter betreuen die 24 Prozent des baden-württembergischen Waldes, die dem Staat gehören. Die gestiegenen Preise bestätigt auch der Leiter des Holzverkaufs bei Forst BW Hans-Joachim Hormel. Der Preis des Holzes habe sich dieses Jahr verdoppelt.

Auch das baden-württembergische Agrarministerium spricht von einem kurzfristig rasanten Anstieg der Nachfrage auf alle regenerativen Produktgruppen mit thermischer Eignung wie Brennholz. „Verstärkt wurde dieser Effekt zusätzlich durch die jahreszeitlich bedingte Saisonalität des Brennstoffmarktes sowie einen milden Oktober und November“, sagt Sebastian Schreiber, Sprecher des Ministeriums.

Klopapiereffekt beim Holz

Die Krux an der Sache dieses Jahr ist laut Hans-Joachim Hormel jedoch, dass er und seine Mitarbeiter nur frisches Holz verkaufen. Die Kunden, die daher mit Anhänger und Kettensäge in einen ihrer Wälder fahren, Holz kaufen und sich die Stämme selbst zurecht schneiden, müssen das Holz danach bis zu zwei Jahre trockenen lassen, bevor sie es überhaupt nutzen können. „Bis dahin haben sich die Gaspreise sicher wieder normalisiert“, sagt er. Daher spricht er von einem klassischen „Klopapiereffekt“, weil aktuell irrational Holz gehortet werde, ohne dass die Verbraucher damit wesentlich Geld sparen würden.

Baumärkte wie Bauhaus verkaufen ihr Holz hingegen ofenfertig. Das Handelsunternehmen mit Sitz in der Schweiz bestätigt unserer Zeitung ebenfalls eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Brennstoffen wie Holz- und Pellets auch in Baden-Württemberg. Auf ihrer Homepage bieten sie ein Palette mit Kaminholz für 265 Euro an. Laut eines Sprechers haben sich im Jahresvergleich die Preise in der Produktgruppe Brennholz mehr als verdoppelt. Doch sind ihre Lager noch nicht leer. „Wir können den Kunden noch Brennholz und Pellets in begrenztem Umfang und stets in handelsüblichen Mengen anbieten“, so der Sprecher.

Mehr Diebstähle

Ein negativer Effekt des angespannten Holzmarktes ist, dass auch der Diebstahl rasant in die Höhe geschossen ist. „Die erfassten Fälle von Diebstählen in Verbindung mit dem erstrebten Gut Holz befinden sich auf einem Fünf-Jahreshoch, wobei sich die Aufklärungsquote gleichzeitig auf einem Fünf-Jahrestief befindet“, sagt David Fritsch, Sprecher des Landeskriminalamts. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Holzdiebstähle mit 396 Fällen um fast ein Drittel gestiegen. Die Polizei empfiehlt den Besitzern daher, ihr Holz aus dem Wald rauszuholen oder es mit einem GPS-Tracker zu versehen. Auch Förster Gabriel Morbach hat sein Holz entsprechend präpariert. „Der Wald gehört uns allen, deswegen schaden die Diebe auch sich selbst“, sagt er.

Auch wenn das Holz für dieses Jahr ausverkauft sein mag, hört die Arbeit für Förster Gabriel damit nicht auf. Er bereitet sich aktuell für die Holzernte vor. Diese beginnt im Winter. Insbesondere wenn es Frost gibt, besteht weniger Gefahr, die Böden bei den Arbeiten zu beschädigen. Und das stehe an vorderster Stelle. Der Schutz des Waldes.