Energiekrise: TSV Schmiden, SV Fellbach, TV Oeffingen Die Sportvereine schlagen Alarm

Das Activity des TSV Schmiden verschlingt viele Kosten. Foto: Archiv Patricia Sigerist

Energiekrise als Existenzbedrohung: Auch hiesige Klubs zählen zu den fast 600 Unterzeichnern eines Offenen Briefes an die Landesregierung.

Die Energiekrise im organisierten Sport spitzt sich zu. Konkrete Unterstützungsmaßnahmen sind bislang nicht in Sicht. Daher haben 576 Sportvereine aus Baden-Württemberg, darunter auch der TSV Schmiden, der SV Fellbach, der TV Oeffingen und die Spvgg Rommelshausen, in einer mit den drei baden-württembergischen Sportbünden abgestimmten Aktion einen Offenen Brief der SV Böblingen um den Initiator und Geschäftsführer Harald Link mitgezeichnet. In diesem fordern die Vereine, dass sie schnell staatliche Unterstützung erhalten müssen, um einen „kalten Lockdown“, also die Einschränkung von Angeboten oder Schließung von Sportstätten, zu verhindern. Auch müsse die Politik Maßnahmen ergreifen, um die Energiepreise wieder auf ein bezahlbares Niveau zu bringen. Die Zusage von Bundeskanzler Olaf Scholz „You’ll never walk alone“ (Du wirst nie alleine laufen) müsse auch für den Sport gelten.

 

Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge scheidet aus

In dem Brief ist konkret die Rede von einer Vervielfachung der Kosten für Strom und Gas, was besonders die großen Vereine mit eigenen Hallen, Sportzentren oder Bädern vor die Frage stellt, wie sie die explodierenden Preise als gemeinnütziger Verein künftig bezahlen sollen. Eine massive Erhöhung der Mitgliedsbeiträge scheidet aus. „Das widerspricht dem sozialen Auftrag der Sportvereine“, sagt Vanessa Gerstenberger von der Geschäftsführung des TSV Schmiden, dem größten Verein im Sportkreis Rems-Murr. Zudem würde eine Erhöhung der Beiträge erneut zu einem Mitgliederverlust führen – dem dann zweiten nach dem von der Corona-Pandemie verursachten.

Die Vereine wollen diesmal rechtzeitig den Finger heben

Im Moment, sagt Vanessa Gerstenberger, sei zwar finanziell noch alles beim Alten, „aber wir beobachten die Entwicklungen mit wachsender Sorge“. Mit dem Offenen Brief wollen die Vereine mit ihren unternehmerischen Strukturen diesmal deutlich früher den Finger heben und sich bei den Politikern ins Gedächtnis rufen. Denn wie schon in der Corona-Krise scheint der organisierte Sport, der größte nicht-staatliche Akteur in der Kinder- und Jugendarbeit, bei der Politik mit seinen großen Problemen kein Gehör zu finden. „Den Sport haben viele nicht auf ihrer Agenda. Außerdem werden wir immer noch nicht als Eigentümer von Liegenschaften wahrgenommen“, sagt Vanessa Gerstenberger. Und Liegenschaften hat vor allem der TSV Schmiden: das Sportforum, den Freizeitsportclub Activity und die Tennishalle. Wenn der Strompreis sich verdoppelte und der Gaspreis um das Zweieinhalbfache nach oben ginge, würden auf den TSV Schmiden im nächsten Haushaltsjahr 200 000 Euro an Mehrkosten zukommen. „Das, was wir als gemeinnütziger Verein ansparen durften, ist weitgehend in den Coronajahren aufgebraucht worden“, sagt die Geschäftsführerin.

Der SVF und der TVOe rechnen mit 10 000 Euro Mehrkosten

Beim SV Fellbach hat Udo Wente für den neuen Haushaltsplan 2023 Mehrkosten in Höhe von rund 10 000 Euro kalkuliert. „In dem Rahmen könnten wir das auch stemmen“, sagt der Geschäftsführer. Die Mehrkosten sind deshalb relativ niedrig, weil das vereinseigene Sportzentrum Loop und das Fitness-Studio Balance nicht mit Gas, sondern mit Strom geheizt werden.

Auch Gabriel Bieg, der Geschäftsführer des TV Oeffingen, rechnet mit rund 10 000 Euro an Mehrkosten. „Wir werden nicht ungeschoren davonkommen, aber es ist momentan schwer abzuschätzen, wie hoch die Zusatzkosten sein werden“, sagt er. Der Vertrag des Vereins bei den Stadtwerken Fellbach laufe noch bis Ende des Jahres, „bis dahin passiert also erst einmal nichts“, sagt er. Und die Wintersaison sei dann ja auch schon zur Hälfte rum. Um trotzdem Kosten zu sparen, wird der große Umkleidetrakt auf dem Sportgelände Tennwengert vom 1. Oktober an geschlossen. In der Tennishalle wird die Temperatur auf 14 Grad reduziert. „Am härtesten trifft das unseren Cheftrainer Philipp Hesse. Aber er will dann einfach eine zweite Jacke anziehen“, sagt Gabriel Bieg.

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