Die Stadtwerke Leinfelden-Echterdingen (SWLE) unterbieten zum Marktstart am 1. Juli Strom- und Gastarife des alteingesessenen Versorgers EnBW.

Leinfelden-Echterdingen - Seit Dienstagmittag, 13 Uhr, ist die komplett runderneuerte Internetseite der Stadtwerke Leinfelden-Echterdingen (SWLE) im Netz freigeschaltet. Zu den wichtigsten neuen Inhalten zählen aus Sicht des Geschäftsführers Peter Friedrich die Tarife für Strom und Gas. Vom Beginn der zweiten Jahreshälfte an werden die Stadtwerke ihre Tätigkeit als Energielieferant aufnehmen (wir berichteten ausführlich).

 

Bezogen auf den durchschnittlichen Stromverbrauch eines Drei-Personen-Haushalts (3500 Kilowattstunden) unterbieten die SWLE gleich mehrere Tarifangebote des für L.-E. zuständigen Grundversorgers EnBW um 40 bis 110 Euro. Die Preise für Bürger- oder Ökostrom liegen jedoch über dem Online-Tarif des alteingesessenen Anbieters. Ähnlich verhält es sich beim Erdgas.

Vor drei Monaten beschlossen

Erst am 19. März hatte der Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit beschlossen, dass die Vertriebs GmbH der Stadtwerke L.-E. in den Verkauf von Strom und Gas an private und gewerbliche Kunden ab 1. Juli einsteigen soll. Noch am gleichen Abend hatte der Grünen-Stadtrat Frank Mailänder als Energiekunde per E-Mail seinen Wechsel zum lokalen Anbieter erklärt. Er gilt deshalb als erster Kunde in diesem Geschäftsfeld. Die Kundennummer 1 wird Mailänder jedoch nicht zugewiesen. „Die sind aus technischen Gründen achtstellig codiert“, sagt der Geschäftsführer. Er stellt aber in Aussicht, „dass wir Herrn Mailänder eine Ziffer 1 einbauen werden“.

Der Grünen-Stadtrat, seit Jahren ein Fürsprecher für den Einstieg der Stadtwerke ins Energiegeschäft, ist nicht der einzige, der sich noch vor Bekanntgabe der Konditionen für einen Wechsel entschieden hat. Friedrich freut sich über diesen Vertrauensvorschuss. Er nennt im Gespräch mit unserer Zeitung die Zahl von „100 Vorbestellungen“. Weitere Kunden sollen folgen. Dazu werden beim Strom auch Oberbürgermeister Roland Klenk und Bürgermeister Alexander Ludwig gehören. Sie haben ihren Wechsel bereits angekündigt. Stadträte denken ebenfalls über einen Wechsel nach. „Man soll ja mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt etwa der SPD-Fraktionsvorsitzende Erich Klauser. Dessen Amtskollege von der CDU, Harry Sandlaß, will zuerst die Konditionen seines bisherigen Lieferanten mit der Offerte der SWLE vergleichen. „Wirtschaftliche Gründe müssen dafür sprechen“, sagt Sandlaß zum Thema Versorgerwechsel.

500 Kunden als Nahziel

Friedrich ist davon überzeugt, dass die Stadtwerke ein konkurrenzfähiges Angebot vorgelegt haben und die Zahl der Kunden schnell wachsen wird. Rund 300 Verträge benötigen die Stadtwerke, damit die Vertriebsgesellschaft bereits die Startphase ohne rote Zahlen übersteht. „Mit 500 Abnehmern wäre ich sehr zufrieden“, sagt er. Bezogen auf die Einwohnerzahl von L.-E. wäre dies eine bessere Quote als sie bisher in Stuttgart erzielt wurde.

Dass der Energiemarkt hart umkämpft ist, haben die Neulinge bereits zu spüren bekommen. Die EnBW hatte jüngst versucht, Kunden aus L.-E. noch langfristig an sich zu binden. Auch die Stadtwerke Tübingen haben unlängst mit Prospekten die Werbetrommel gerührt. Die Reaktion der SWLE: „Wir werden Anfragen aus Nachbarstädten nicht ablehnen“, sagt Friedrich.