Die Herstellungskosten für Strom aus Windmühlen und Fotovoltaikanlagen sinken immer weiter. Dementsprechend schwindet der Kostenvorteil für Strom aus fossilen Energiequellen wie Kohle und Gas.

Stuttgart - Seit Wochen streiten Politiker über steigende Strompreise und die Notwendigkeit, die Förderung der erneuerbaren Energien zu reformieren. Da kommt eine Studie aus dem Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) gerade recht: Sie weist darauf hin, dass es einen Unterschied gibt zwischen den Kosten für die Herstellung des Stroms und dem Marktpreis, den Haushalte und Unternehmen dafür zahlen müssen und der zurzeit in Deutschland merklich von den Förderbedingungen bestimmt wird. Über die Produktionskosten, die in der Fachsprache Gestehungskosten heißen, weiß das ISE Erfreuliches zu berichten – erfreulich aus der Sicht der Freunde erneuerbarer Energien.

 

Das Fazit der Studie, die das Institut jetzt veröffentlicht hat: die Gestehungskosten für Strom aus erneuerbaren Quellen hätten „den Anschluss“ an die Kosten der konventionellen Techniken erreicht. Eicke R. Weber, der Leiter des Instituts, gibt einen optimistischen Ausblick: „Bis 2030 werden die Stromgestehungskosten für Fotovoltaik auf 0,06 bis 0,09 Euro pro Kilowattstunde (kWh) sinken. Damit können selbst kleine dachinstallierte Fotovoltaikanlagen mit Onshore-Wind und den gestiegenen Stromgestehungskosten von Braunkohle-, Steinkohle- und GuD-Kraftwerken konkurrieren.“ GuD-Kraftwerke sind die modernsten Gaskraftwerke.

„Erfolgsmodell: die Förderung erneuerbarer Energien“

Demnach war und ist die Politik der Förderung erneuerbarer Energien ein Erfolgsmodell. Sie gab den Antrieb für „technologische Innovationen wie den Einsatz günstigerer und leistungsfähigerer Materialien, reduzierten Materialverbrauch, effizientere Produktionsprozesse, Steigerung von Wirkungsgraden sowie die automatisierte Massenproduktion von Komponenten“.

Der Studie hat das Institut die Preise des dritten Quartals 2013 zugrunde gelegt und diese in die Zukunft fortgeschrieben. Untersucht wurden Fotovoltaik, Wind – an Land (Onshore) und auf See (Offshore) – und Biomasse, und zum Vergleich Braunkohle, Steinkohle und Gas.

Windstrom teilweise billiger als fossiler Strom

Strom aus Fotovoltaikanlagen lässt sich heute für acht Cent pro Kilowattstunde herstellen – auf „kosteneffizienten Freiflächenanlagen“ in Süddeutschland. Die Obergrenze der Kosten markiert die kleine Dachanlage im weniger sonnenverwöhnten Norddeutschland mit 14 Cent.

Windstrom lässt sich auf dem Festland inzwischen „an sehr guten Standorten“ billiger herstellen als Strom aus fossilen Kraftwerken, für fünf bis elf Cent pro Kilowattstunde. Teurer ist immer noch der Windstrom vom Meer, obwohl dort öfter Wind weht. Offshore-Windstrom kostet noch zwölf bis 19 Cent, die Kosten für den Anschluss ans Netz nicht mitgerechnet. Diese Kosten könnten aber noch „erheblich“ sinken, meinen die Forscher. Der Windstrom an Land werde aber wohl kaum noch billiger werden.

Teurer Strom aus Biomasse

Relativ teuer ist immer noch der Strom aus Biomasse: 14 bis 22 Cent. Strom aus Braunkohle kostet zum Vergleich derzeit in der Herstellung höchstens 5,3 Cent, aus Steinkohle maximal acht und aus GuD-Anlagen 9,8 Cent. Den derzeit durchschnittlichen Preis, den Verbraucher bezahlen müssen, beziffert das ISE auf 29 Cent.

Berücksichtigt sind in diesen Berechnungen unter anderem natürliche Bedingungen wie Sonneneinstrahlung und Wind, Brennstoffpreise und Finanzierungskosten. Außerdem fließt die Annahme ein, dass fossil befeuerte Kraftwerke tendenziell immer öfter stillstehen, weil genug Energie aus erneuerbaren Quellen strömt. Das verschlechtert ihre Wirtschaftlichkeit.

Dämpfer für Solarkraftwerke in Nordafrika

Bis 2020, so erwarten die Forscher, können Windenergieanlagen an Land mit der Braunkohle mithalten. Sie lieferten dann den Strom für „deutlich“ weniger als zehn Cent, ebenso wie Fotovoltaikanlagen (PV-Anlagen). „Das Rennen um die Kostenführerschaft werden diese beiden Technologien damit klar gewinnen.“

Einen Dämpfer verpassen die ISE-Forscher Erwartungen an Solarkraftwerke im Nahen Osten und in Nordafrika. Die Gestehungskosten für Fotovoltaikstrom würden dort „im Vergleich zu Deutschland nicht so signifikant niedriger, wie man zunächst vermuten würde“, schreiben sie. Ein wichtiger Grund sind instabile politische Verhältnisse und damit ein hohes Investitionsrisiko. Aber immerhin: „Bis 2030 werden die Kosten für PV-Strom an Standorten mit hoher Einstrahlung auf 4,3 bis 6,4 Cent pro Kilowattstunde sinken.“