Die EnBW will ihren Anteil an dem Mannheimer Versorger MVV aufstocken. Das löst massive Abwehr in der Quadratestadt aus. Das ist zwar teilweise verständlich, findet Redakteurin Eva Drews, aber es hilft den Mannheimern nicht weiter.

Stuttgart -

 

Man sollte meinen, in Mannheim drohe eine feindliche Übernahme. So groß ist die Aufregung in der Kommunalpolitik, aber auch hinter den Kulissen des Energieunternehmens MVV. Der kleine Konzern hat in bald 20 Jahren seit der Liberalisierung bewiesen, dass es auch als vergleichsweise kleiner Spieler viel bewegen kann und in der wetterwendischen Energiewirtschaft Erfolg hat. Das erklärt, warum man in der Quadratestadt so auf die Eigenständigkeit der MVV bedacht ist.

Doch wenn man genauer hinschaut, ist die MVV gar nicht in Gefahr. Sicher, mit der aktuell geplanten Aufstockung auf 28,8 Prozent gewinnt der große Konkurrent aus Karlsruhe, die EnBW, eine sogenannte Sperrminorität. Aber damit lässt sich gar nicht so viel anfangen, wie man landläufig meint. Beschlüsse von der Tragweite eines Investments in einen Windpark oder die Einstellung eines neuen Vorstands könnte die EnBW nicht verhindern.

Die EnBW kann aus ihrer Sicht nichts falsch machen mit dem Kauf

Zudem spricht das in aller Regel konstruktive Verhalten des Konzerns seit Amtsantritt von Frank Mastiaux dafür, dass das die Karlsruher auch gar nicht wollen. Um die MVV zu vereinnahmen, müsste die EnBW die Mehrheit der Stadt Mannheim brechen. Das – so viel ist sicher – wird in absehbarer Zeit nicht passieren. Die barschen Reaktionen im aktuellen Fall lassen daran keinen Zweifel. Das weiß auch die EnBW.

In Karlsruhe ist derzeit von einer No-regret-Entscheidung die Rede – ein Beschluss, den man nicht bereuen wird. Und in der Tat sind beide denkbaren Varianten attraktiv: Entweder macht die Anteilsaufstockung das MVV-Paket so appetitlich, dass die EnBW ihren Anteil endlich verkaufen kann. Oder aber die EnBW behält den Anteil in den Finanzanlagen. Immerhin lieferte die MVV in den letzten Jahren stets verlässlich vier Prozent Dividendenrendite. In Zeiten niedriger Zinsen ist so etwas sinnvoll.

Die Stadt Mannheim sollte dringend das Gespräch suchen

Der schlechtere Ausgang für die MVV mag ein neuer, unberechenbarer Investor sein, auch wenn der ebenfalls nicht viel Einfluss nehmen könnte. Als börsennotiertes Unternehmen muss man mit solchen Ereignissen leben. Strategisch richtig wäre es jetzt, sich mit der EnBW zusammenzusetzen und zu versuchen, ein gemeinsames Vorgehen zu definieren und ein gewisses Mitspracherecht bei der Investorenauswahl zu vereinbaren. Dazu ist es nicht gerade hilfreich, aus dem Hintergrund gegen die EnBW zu schießen, denn eines ist klar: Es dürfte keine Möglichkeit geben zu verhindern, dass die EnBW die Sperrminorität erreicht. Weiterhin zu hoffen, dass alles beim Alten bleiben könnte, hilft nicht weiter.