Der RWE-Konzern wird umgebaut, die Organisation des Energiekonzerns soll gestrafft werden. Dadurch sollen Entscheidungen beschleunigt werden.

Stuttgart - Der Essener Energiekonzern RWE bekommt eine neue Struktur. Das hat der Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung einstimmig beschlossen. Im Gegensatz zum Konkurrenten Eon spaltet RWE seine konventionellen Kraftwerke dabei nicht ab. Das bleibe eine Option, sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Terium, sei aber nicht das Ziel von RWE und werde auch nicht aktiv verfolgt. Organisatorisch wäre das leicht möglich, weil die Kraftwerkssparte eine eigenständige Gesellschaft innerhalb der RWE AG bleibt.

 

Die AG wird von einer Holding in eine operative Gesellschaft umgewandelt. Dabei entfallen 30 von 90 Gesellschaften mit beschränkter Haftung und drei von fünf Aktiengesellschaften sowie sieben von zehn Aufsichtsgremien. Die neue AG werde schneller und wendiger sein, sagte Terium. Ein Stellenabbau bei den Mitarbeitern sei mit dieser Grundsatzentscheidung nicht verbunden. Der werde aber wegen der laufenden Effizienzprogramme weiter gehen. RWE hat in den vergangenen Jahren mehrere zehntausend Stellen gestrichen und beschäftigte Ende März noch gut 59 000 Mitarbeiter. Die neue Organisation ist eine Reaktion auf die schnellen Marktänderungen durch die Energiewende. Diese räumt den erneuerbaren Energien Vorrang bei der Stromeinspeisung ein. Deshalb werden konventionelle Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke unwirtschaftlich. Atomkraftwerke müssen bis Ende 2022 ganz vom Netz genommen werden. Der Energiekonzern Eon hat deshalb entschieden, die konventionellen Kraftwerke nebst Atom- und Wasserkraftwerken in einer neuen Gesellschaft abzuspalten und an die Börse zu bringen.

Terium bestätigte, dass RWE sich entlang der Wertschöpfungskette ausrichten werde. Dazu gehört auch die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern. Das spiegelt der Beschluss des Aufsichtsrates wieder, der einem Vorschlag des Vorstands folgt. „Wir sind eine RWE und wollen es bleiben“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Ohne Veränderungen sei der Konzern aber nicht wetterfest zu machen. Deshalb rückten jetzt alle noch enger zusammen. Die komplizierte Konzernstruktur in Deutschland sei durchforstet worden. Die neue Aufstellung sei effizienter.

Seit der Fusion von RWE und VEW im Jahr 1999 hat der Konzern unter mehreren Vorstandsvorsitzenden schon etliche tiefgreifende Umstellungen hinter sich. Die jüngste soll nun bis zum 1. Januar 2017 vollzogen sein. In der neuen Struktur werden die Vertriebs- und Netz- sowie die Servicegesellschaften zusammengeführt. Die Bereiche Erzeugung, Vertrieb, Netze und erneuerbare Energien werden von je einem operativen Vorstandsmitglied in der RWE AG geführt. Von den bisher acht Stellen im Vorstand fällt die des geschäftsfeldübergreifenden Vorstands weg. Wie der neue Vorstand besetzt wird, wurde noch nicht entschieden. Rolf-Martin Schmitz soll aber stellvertretender Vorstandsvorsitzender bleiben. Vier Gesellschaften bleiben in der neuen AG eigenständig. Neben der RWE Generation AG, die die Kraftwerke zusammenfasst, sind das RWE Innogy für die erneuerbaren Energien, die Netzgesellschaft Westnetz GmbH, die wegen einer Vorgabe der EU von der Erzeugungsgesellschaft getrennt sein muss und die Supply & Trading GmbH, die direkt von Terium geführt wird.