Der Verband Region Stuttgart empfiehlt, von den derzeit noch möglichen 77 Standorten weitere sieben zu streichen. Die Regionalräte entscheiden nach der Sommerpause im September, welche Flächen tatsächlich übrig bleiben.

Stuttgart - Die Ausweisung von neuen Standorten für Windräder in der Region Stuttgart geht in die entscheidende Phase: Am Mittwoch hat die Verwaltung des Verbandes Region Stuttgart den Regionalräten des Planungsausschusses für jeden einzelnen der 77 Standorte dargelegt, wo die Stärken und die Probleme liegen. Bei sieben Standorten empfahl der VRS-Planungsdirektor Thomas Kiwitt direkt die Streichung (siehe Textende). Das letzte Wort haben nun die Regionalräte nach der Sommerpause am 16.  und 30. September.

 

Einige weitere Standorte bleiben zwar vorerst auf der Liste; sie werden aber recht kritisch beurteilt. Dazu gehört eine Fläche bei Kirchheim am Neckar (im Verwaltungsjargon trägt der Standort die Nummer LB-01); das Ortsbild des benachbarten Lauffen werde durch die Windräder erheblich beeinträchtigt. Auch alle drei Standorte im Stromberg werden skeptisch beurteilt – die CDU und die FDP hätten diese Flächen am Mittwoch am liebsten auch gleich gestrichen.

Sehr dichte Windradkulisse in drei Gebieten

Daneben müsse noch eine Gesamtabwägung erfolgen, betonte Kiwitt. Vor allem im Schwäbischen Wald, am Albtrauf und auf dem Schurwald ergebe sich derzeit eine sehr dichte Kulisse an Windrädern. Es steht deshalb zu vermuten, dass auch dort noch die eine oder andere Fläche wegfällt.

Ein sehr großes Gebiet bei Esslingen (ES-03) mit 261 Hektar bleibt bestehen. Allerdings haben am Mittwoch die beiden Investoren EnBW und Stadtwerke Esslingen ihren Ausstieg aus den konkreten Planungen verkündet. Windmessungen hätten ergeben, dass deutlich weniger Ausbeute, als im Landeswindatlas errechnet, zu erwarten sei. Das Projekt sei nicht wirtschaftlich.

Die Fraktionen in der Regionalversammlung haben sich in der Sitzung noch kaum zu einzelnen Standorten geäußert. Aus manchen Wortmeldungen war allerdings herauszuhören, dass viele Regionalräte sich bei einer Bewertung einzelner Standorte wie auch der Gesamtkulisse schwer tun, da viele Kriterien zu beachten und einzuschätzen seien – sie hätten am liebsten eine Empfehlung der Verwaltung.

FDP scheitert mit 1000-Meter-Mindestabstand

Die Grünen haben allerdings schon klar gemacht, dass sie möglichst alle Standorte in der Planung lassen wollen. Denn im nachfolgenden Genehmigungsverfahren würden alle Vorbehalte gegen Windräder sowieso geprüft, und zwar so gründlich wie in kaum einem anderen Verfahren, sagte die Grünen-Regionalrätin Dorothee Kraus-Prause: „Wir dürfen die Schere im Planungsprozess nicht zu früh ansetzen.“

Die FDP hat eine diametral entgegengesetzte Meinung; sie hat am Mittwoch erneut den Vorschlag gemacht, den Mindestabstand zur nächsten Siedlung von 700 auf 1000 Meter zu erhöhen. Dadurch würden 44 von 77 Standorten wegfallen. Über diesen Antrag wurde direkt abgestimmt, aber die Mehrheit des Ausschusses lehnte die Veränderung ab. Die CDU enthielt sich.

Bürgerinitiative kritisiert Fehler

Auch zwei Bürgerinitiativen haben sich zu Wort gemeldet. Die Bürgerinitiative „Pro Schurwald“ hat die Idee des Planungsdirektors Kiwitt, alle Standorte nach den drei Kriterien Windstärke, Flächengröße und Qualität des Naturraums mit Punkten zu bewerten, weiterentwickelt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass 48 Standorte wegfielen, wenn eine Fläche mindestens drei Punkte erreichen muss, um weiterverfolgt zu werden. Das Besondere: Die verbleibenden 26 Standorte hätten noch 71 Prozent der Gesamtfläche. Michael Haueis, der Sprecher der Initiative auf dem stark betroffenen Schurwald, sagte: „Diese einfache Analyse zeigt, dass man der Windkraft in der Region Stuttgart genügend Raum geben kann, auch wenn man sich auf die besten Standorte konzentriert.“

Die Bürgerinitiative „Schützt die Buocher Höhe“ kritisierte Fehler in der Vorlage; teils seien Standorte mit falschen Größenangaben versehen worden, teils widersprächen Aussagen zum Artenschutz eklatant den Stellungnahmen von Experten, so Sprecher Günter Möss.

Die sieben vermutlich wegfallenden Standorte

Die Verwaltung des VRS hat empfohlen, weitere sieben von bisher 77 Standorten nicht weiter zu verfolgen. Die letzte Entscheidung treffen aber die Regionalräte im September. Es handelt sich um folgende Flächen.

Kreis Böblingen
: Von den acht Standorten im Kreis stehen drei nun auf der Kippe, weil sie klein und windschwach seien: Weissach-Flacht (BB-01), Weil der Stadt (BB-05) und Grafenau (BB-06).

Kreis Esslingen:
Der später hinzugekommene Standort bei Nürtingen-Neckarhausen (ES-X01) soll wegfallen, da er zu windschwach sei.

Kreis Göppingen:
Von den 21 Flächen könnten drei gestrichen werden. Es sind Donzdorf (GP-07, zu steil), Bad Überkingen (GP-21, Richtfunktrassen) und Donzdorf (GP-A, viele bestehende Windräder).

Übrige Landkreise:
In Stuttgart, im Kreis Ludwigsburg und im Rems-Murr-Kreis bleiben die Standorte vorerst in der Zahl unverändert. Es gibt allerdings einige wackelnde Flächen, so im Stromberg.

Alle Details zu den einzelnen Standorten finden Sie unter: www.region-stuttgart.org/wind // Alle Standortdetails unter www.region-stuttgart.org/wind