Erneuerbare Energien machen den Strom billig, doch die Verbraucherpreise steigen, während Großabnehmer günstig einkaufen. Der Journalist Frank Farenski zeigt jetzt auch in Stuttgart seinen wütenden Film über das „Märchen“ von der teuren Ökoenergie.

Stuttgart - Energiewende – dieses Wort gibt es spätestens, seit es Gegner der Atomenergie gibt, und seitdem war es ihr Schlagwort. Dann kam der 11. März 2011, die Atomkatastrophe von Fukushima und die unerwartete Entscheidung der deutschen Bundeskanzlerin, sich von einem Lieblingsprojekt ihrer Partei zu trennen, der Atomenergie. Seitdem hat die Bundesregierung das Wort mit Beschlag belegt.

 

Inzwischen gibt es Menschen, die sich fragen, ob die Bundesregierung die Energiewende wirklich will, und was sie darunter versteht. Zu ihnen gehört Frank Groneberg. Der Inhaber eines Solarparks macht Öffentlichkeitsarbeit für seine Branche. Und er stellt fest, dass sich seit 2011 Entscheidendes verändert hat: „Es war ein politischer Auftrag, den wir erfüllen sollten und wollten und letztlich auch erfüllt haben. Dafür jetzt an den Pranger gestellt zu werden, ist in der Tat für uns ungewohnt.“

Der Pranger, das ist die verbreitete Behauptung: Energie aus Wind und vor allem Fotovoltaik ist teuer und schuld daran, dass die Energiepreise steigen. Die Bundesregierung handelt danach: In kurzen Abständen wird die Vergütung vor allem für Solarstrom gekürzt. Der Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energien, Hermann Falk, widersprach gestern in einer Erklärung dem verbreiteten Urteil: „Erneuerbare Energien werden Opfer ihres eigenen Erfolgs. Sie senken die Preise und werden dafür bestraft, indem sie teurer erscheinen, als sie sind.“

Wer hat recht? Eine sehr persönliche Antwort auf diese Frage gibt Frank Farenski. Der Fernsehjournalist ist wütend – auf die Bundesregierung, auf manche Medien, auf die großen Stromkonzerne. Er hat einen abendfüllenden Dokumentarfilm gedreht: „Leben mit der Energiewende“, den Farenski nur außerhalb der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten zeigt, im Internet (www.energiewende-derfilm.de) und in ausgewählten Kinos im ganzen Land. Am Sonntag, 17. Februar, ist Farenski mit seinem Film in Stuttgart im Kino Atelier am Bollwerk. Die Vorführung beginnt um 12 Uhr und kostet – Achtung, eine Demonstration! – ganze 1,68 Euro-Cent. Das ist der Betrag, um den sich in diesem Jahr der Aufschlag auf den Preis für die Kilowattstunde Strom nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhöht. Farenskis Botschaft im Film: „Und das soll nun angeblich die Verbraucher ruinieren.“ Nach der Vorführung und schon vorher, bei einem Empfang um 10.30 Uhr, stellt sich Farenski den Kinobesuchern.

Die wichtigste Botschaft des Films: den Bürgern werde „unablässig das Märchen von dem allzu teuren Ausbau der regenerativen Energieerzeugung“ erzählt. Das sei Teil des Kampfes der großen Energieversorger um ihre Pfründe. Ökostrom sei billig. Doch davon profitierten nur Großverbraucher und Stromkonzerne.

Die Fakten stimmen und werden auch von der heftig attackierten Bundesregierung nicht bestritten: Ökostromproduzenten bekommen einen Festbetrag für die Kilowattstunde. Zu manchen Tageszeiten wird überschüssiger Ökostrom zu Niedrigstpreisen an der Leipziger Strombörse gehandelt. Großverbraucher bedienen sich billig. Je billiger der Ökostrom an der Börse, desto höher die EEG-Umlage für die Verbraucher. Das aber ist kein Fehler der Ökostromförderung, sondern ein „gravierender Strickfehler im Gesetz zur Berechnung der Höhe der Umlage“ (Farenski).

Im weiteren Verlauf des Films beschreibt der Journalist in Interviews die Nöte der Solarbranche und lässt Anbieter ausgiebig für die Selbstversorgung mit Strom aus Solarpaneelen in Kombination mit Speicherbatterien werben. Dabei zeigt sich die größte Schwäche des Films: Es gibt keine kritischen Rückfragen, keine Zweifel, keine Gegenmeinung. Farenski, der Energiewende-Begeisterte, besucht Solarunternehmer, gibt ihnen in Interviews die Stichworte und lässt sie ihre Position darstellen. Das macht den Film zu einer Propagandaveranstaltung. Aber eine gute Sache ist nicht dann gut, wenn sie keine kritischen Rückfragen aushalten muss. Das sollte Farenski als Journalist wissen.