Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Der Bürgermeister Konle ist dabei, die zweite Schwierigkeit des Großprojekts zu lösen, nämlich seine Rainauer auf die Herausforderung einzuschwören. Der Gemeinderat, in dem es übrigens keine Fraktionen gibt, ist schon lange begeistert, Anfang Oktober hat es die erste große Bürgerversammlung gegeben, an deren Ende erste Arbeitsgruppen gebildet wurden. Ohne die Begeisterung – oder wenigstens die Akzeptanz – der Einwohner könne das Projekt nichts werden, weiß der Bürgermeister. Die Leute müssten kapieren: „He, ich bin an einer Revolution beteiligt.“

 

Die Revolution besteht vordergründig in einem anderen Umgang mit Energie, auf der zweiten Ebene aber in der Stärkung des ländlichen Raums, in der Zukunftsfähigkeit der kleinen Gemeinde Rainau, die ohnmächtig die Jungen fortziehen sieht, weil sie glauben, in den Großstädten etwas Besseres zu finden als die ewige Rückschau auf die herrliche Römerzeit.

Fehlt zum Gelingen des Rainauer Masterplans eigentlich nur noch der Segen der Landespolitik, besser noch die Anschubhilfe aus Stuttgart. Aber siehe da, der so unverzagte Christoph Konle hat noch kein Ministerium kontaktiert und sich zunächst im CDU-Netzwerk ausgetauscht: mit dem Aalener Landrat Klaus Pavel und dem Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter aus dem Wahlkreis Aalen-Heidenheim. Bald wolle er den ersten Brief an den grünen Umweltminister richten, sagt Konle. Er hoffe doch, dass sein Parteibuch seinen Plänen nicht im Weg stehe.

Sollte dem so sein, mag die grün-roten Machthaber in Stuttgart beruhigen, dass der Bürgermeister von Rainau die Jahrzehnte gepflegte CDU-Parteidoktrin, wonach Atomkraftwerke unverzichtbar seien, noch nie geglaubt hat. „Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl durfte ich nicht mehr im Garten spielen. Das ist ein richtiges Kindheitstrauma.“ Ein Trauma, das der Urstoff für einen höchst spannenden Traum geworden ist.