Kurz vor der Landtagswahl kommt Dynamik in den Ausbau der Windkraft: 121 Windräder mit einer Leistung von 336 Megawatt sind in Baden-Württemberg derzeit im Bau.

Stuttgart - „Wir können alles, auch Windkraft“, freut sich der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). Stolz präsentierte er am Dienstag morgen dem Kabinett und anschließend der Presse die neuesten Zahlen. Derzeit seien 121 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 336 Megawatt im Südwesten im Bau. Im laufenden Jahr seien zudem bereits sieben Anlagen (Leistung knapp 18 Megawatt) ans Netz gegangen, 58 Anlagen genehmigt und Anträge für 99 weitere Windenergieanlagen gestellt worden. Insgesamt (darunter sind 154 beantragte Anlagen aus dem Vorjahr) lägen den Genehmigungsbehörden derzeit Anträge für 240 Windkraftanlagen vor.

 

Die lange Anlaufphase nach dem Regierungsantritt, als die Windkraftplanung neu ausgerichtet wurde und nur wenige Anlagen pro Jahr ans Netz gingen, ist damit überwunden. Grün-Rot hatte das Landesplanungsgesetz geändert und die alte, sogenannte schwarz-weiß-Regelung, wonach 99 Prozent der Landesfläche tabu für die Windkraft waren, ersetzt durch eine „Ermöglichungsplanung“. Zudem mussten Verbreitungskarten der rotorenempfindlichen Vogelarten wie etwa den Rotmilan oder für Fledermausarten erstellt werden. Das brauchte Zeit. Die Geduld des Ministers, der sich wegen der spärlichen Zahlen (neun Anlagen in 2011, 13 in 2012, zwölf in 2013, sieben in 2014) Hohn und Spott anhören musste, wurde arg strapaziert. Schließlich hatte er bei Regierungsantritt forsch das Ziel von 1200 neuen Windrädern ausgegeben. 358 drehten sich damals im Land, mit einer Leistung von 474 Megawatt.

Untersteller: 10 Prozent Windkraft-Anteil absehbar

Von der Zahl 1200, eine echte Vorlage für die CDU-FDP-Opposition, hat sich Untersteller längst verabschiedet – auch weil die modernen Windräder immer höher und deutlich leistungsfähiger werden. Am Ziel, bis 2020 zehn Prozent der Stromerzeugung mit sauberer und auch kostengünstiger Windenergie zu leisten, hatte der Minister allerdings stets festgehalten. Bereits in absehbarer Zeit, so Untersteller, werde die Hälfte des Zehn-Prozent-Ziels erreicht, mit steigender Dynamik.

Die bisherigen Weichenstellungen hätten sich als richtig erwiesen. Das begrüßen nicht nur der Landesverband der Windenergie, sondern auch Naturschutzverbände. Nabu, BUND und LNV sind erfreut über den Zubau bei der Windenergie, „ohne die eine zukunftsfähige Energieversorgung nicht möglich ist“, wie die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender sagt.

„Mir ist ein Wackerstein vom Herzen gefallen“, bekannte der Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Der Knoten sei geplatzt, sagte er und erklärte die von der alten Regierung betriebene Blockade bei der Windkraft für überwunden.

„Viel Wind vor der Wahl“, ein Kommentar von unserer Redakteurin Andrea Koch-Widmann. akw