Vorreiter? Nachzügler? Oder Bremser? Beim Ausbau der Windkraft in der Region zeigen sich große Unterschiede zwischen den Kommunen. Zwei Beispiele aus dem Kreis Ludwigsburg.

Ingersheim/Vaihingen - Für den Regionalplan ist es nur eine kleine, gestrichelte Fläche. Für den Ingersheimer Bürgermeister ist es ein großer Schritt. Volker Godel (FDP) ist bekennender Befürworter der Windkraft. Seit gut einem Jahr dreht sich in seiner Gemeinde das erste Windrad im Landkreis. Dank Godels Überzeugungsarbeit könnten es bald zwei Rotoren sein.

 

Etwa anderthalb Kilometer nordöstlich des jetzigen Standorts hat Godel ebenfalls Potenziale entdeckt. Obwohl der Fleck am Waldrand zwischen Kleiningersheim und dem Besigheimer Weiler Husarenhof, unweit der Hessigheimer Neckarschlaufe, nicht im Landes-Windatlas vorkommt, taucht er jetzt im Regionalplan als gestrichelte Fläche auf. „Herr Godel hat hervorragende Arbeit geleistet“, attestiert ihm Thomas Kiwitt, Chefplaner beim Verband Region Stuttgart. Minutiös habe ihm der Rathauschef dargelegt, warum keine absoluten Ausschlussgründe gegen den Standort sprechen und warum der Wind dort faktisch ausreichend stark bläst.

„Die eleganteste Lösung“

Auf Basis der Messergebnisse des bestehenden Windrads hätten Hochrechnungen positive Ergebnisse gebracht. Aller Voraussicht nach wird der Planungsausschuss der Region heute den Standort zusammen mit acht anderen im Kreis billigen. Das erleichtert Godel die Planungsarbeit. Ohne das Plazet der Region hätte der Bürgermeister den Standort über ein Ausnahmeverfahren durchboxen müssen. „So ist das sicher die eleganteste Lösung“, sagt Godel.

Weniger stark bläst der politische Rückenwind beispielsweise in Vaihingen/Enz. Während sich Godel schon freut, wenn er einen Standort findet, bei dem der Wind im Schnitt stärker bläst, als die planungsrechtlich nötigen 5,2 Meter pro Sekunde, zeigt sich die Vaihinger Stadtverwaltung jüngst bemüht, das Thema Windkraft nicht zu hoch zu hängen. „Bei uns bläst der Wind nicht so stark, dass die Investoren Schlange stehen“, so Thomas Schmitt vom Stadtplanungsamt am Montagabend im Stadtteilausschuss. Ein dort präsentiertes Gutachten kommt auf vier potenzielle Standorte – zwei im Stadtteil Enzweihingen, zwei im Nachbarort Eberdingen.

Verwunderung bei der Region

Der Standort im Fleckenwald beim Vaihinger Stadtteil Ensingen, den die Region heute voraussichtlich in den Regionalplan aufnimmt, taucht auf der Vaihinger Karte nirgendwo auf. „Die Region hat hier schon für uns vorgearbeitet“, erläutert der Vaihinger Baubürgermeister Klaus Reitze. Eine nähere Untersuchung könne man sich deshalb sparen. Eine Haltung, die den regionalen Chefplaner verwundert. „Wir haben einen Standort vorgeschlagen und damit sollte sich die Stadt eigentlich auch auseinandersetzen“, sagt Thomas Kiwitt.

Er frage sich, ob die Stadt den Fleckenwald als Windkraftstandort kritisch sehe. „Ich gehe aber davon aus, dass wir wieder zusammenkommen.“ Ebenfalls verwundert über die Haltung der Stadt ist Susanne Schwarz-Zeeb. Die Grünen-Fraktionschefin im Vaihinger Gemeinderat ist auch Mitglied bei der örtlichen Genossenschaft für erneuerbare Energien. Die Behauptung, dass es kaum Interessenten für Windstandorte gebe, sei schlicht falsch. „Wir stehen bereit für eine oder sogar zwei Anlagen.“ Das wisse die Verwaltung längst.

Es gibt durchaus Interessenten

Der Bürgermeister Klaus Reitze gibt auf Nachfrage zu, dass es bereits Kontakte mit der Genossenschaft, einem Berliner Planungsbüro und dem örtlichen Mineralwasserhersteller Ensinger gegeben habe. „Aber von keinem kam bislang ein konkretes Standortinteresse.“ Das ist insofern nicht verwunderlich, weil die Standorte bis vor Kurzem noch als Geheimsache galten.

Immerhin: der Enzweihinger Ortsvorsteher steht dem Ausbau der Windenergie pragmatisch positiv gegenüber. „Wir können nicht immer über die Energiewende reden und hinterher keine Standorte anbieten“, sagte er im Stadtteilausschuss.