Ob im Tauschwald bei Feuerbach tatsächlich zwei Anlagen gebaut werden, ist völlig offen. Letztlich könnte eine politische Entscheidung im Gemeinderat fallen. OB Fritz Kuhn würde die Anlagen gerne bauen, wenn die Voraussetzungen stimmen.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Schon seit September vergangenen Jahres ist der Mast, mit dessen Hilfe ein Jahr lang die Windgeschwindigkeit im Tauschwald südlich von Weilimdorf und Feuerbach gemessen worden ist, wieder abgebaut – dennoch gibt es bei den Stadtwerken Stuttgart weiter keine Aussage darüber, ob sie auf der Hohen Warte ein, zwei oder gar kein Windrad bauen. Zunächst sollte der Aufsichtsrat der Stadtwerke im Dezember darüber beraten, dann war Mitte Februar anvisiert worden. Nun ist der Termin wieder weitgehend offen.

 

Auf Anfrage teilen die Stadtwerke lediglich mit, dass das zentrale Gutachten zur Wirtschaftlichkeit der Anlagen vorliegt. Dessen Bewertung sei aber noch nicht abgeschlossen. Daraus darf man im Umkehrschluss ableiten: Das Gutachten fiel nicht so negativ aus, dass ein wirtschaftlicher Betrieb von vorneherein ausgeschlossen ist; sonst bräuchten die Stadtwerke nicht länger zu überlegen. Die Stadtwerke haben schließlich immer betont, dass man gehalten sei, die Mittel nach unternehmerischen Grundsätzen einzusetzen. Ein Leuchtturmprojekt mit roten Zahlen werde es nicht geben. Sprich: die Windräder lohnen sich aus ökonomischer Sicht – die Frage ist eher, in welchem Maße.

Im Windatlas des Landes ist die Windgeschwindigkeit auf dem gut zwölf Hektar großen Standort im Tauschwald mit 5,25 bis 5,5 Meter pro Sekunde (in 100 Metern Höhe) angegeben. Unter einer Geschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde gilt ein Windrad nicht als rentabel. Selbst wenn die neue Windmessung nun eine etwas höhere durchschnittliche Geschwindigkeit ergeben hätte, dürfte der Ertrag mit Anlagen im windreicheren Norden nicht vergleichbar sein. In Nordbayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen haben die Stadtwerke zuletzt fertige Windräder gekauft. Auf der einen Seite könnte es deshalb einfacher und lukrativer sein, bereits erstellte Anlagen anderswo zu erwerben. Auf der anderen Seite soll die Energiewende auch in Stuttgart sichtbar werden; die zwei Räder im Tauschwald besitzen Symbolkraft.

Gemeinderat wird die Investition absegnen müssen

Insofern gilt es abzuwägen, und da kommt die Politik ins Spiel. OB Fritz Kuhn neigt dabei der zweiten Variante zu: „Wenn wir die Energiewende voranbringen wollen, dann wäre es gut, wenn auch auf Stuttgarter Gemarkung Windkraft genutzt werden kann – und nicht nur zugekauft wird“, sagt Kuhn. Klar sei aber, dass die Bürger bei der Entscheidung einbezogen würden.

Auf jeden Fall wird sich auch der Gemeinderat mit der Investition befassen, und sowieso muss der Aufsichtsrat zustimmen, der aus OB Fritz Kuhn, drei Bürgermeistern sowie elf Stadträten besteht. Kuhn betont aber, dass die Entscheidung noch ganz offen sei. So könne eine notwendige Rücksichtnahme auf geschützte Arten dazu führen, dass die Windräder zu bestimmten Zeiten ausgeschaltet werden müssen – was die ganze wirtschaftliche Rechnung ins Negative wenden könnte.

Artenschutz kann noch immer ein Ko.-Kriterium sein

Tatsächlich prüfen die Stadt Stuttgart und das Regierungspräsidium im Rahmen eines Bauantrages nochmals die Belange des Naturschutzes. Bekannt ist seit einem Gutachten vom Frühjahr 2014, dass zwei seltene Arten, der Wespenbussard und der Baumfalke, im Tauschwald brüten. Der Umweltverband BUND, der grundsätzlich den Windkraftausbau befürwortet, neigt schon seit Längerem einer Ablehnung des Standorts zu: Das Gebiet sei ein solches Juwel, dass er die Windräder sehr kritisch sehe, hat BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer mehrfach betont.

Auf jeden Fall drängt die Zeit etwas. Denn die Einspeisevergütung wird Anfang 2017 erneut sinken, und mit den dann niedrigeren Einnahmen wären die Windräder im Tauschwald wohl aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht zu vertreten. Wer allerdings bis Ende 2017 eine Baugenehmigung erhalte, könne rückwirkend noch die alten Vergütungen erhalten, wenn auch eventuell mit Abschlägen, so der Sprecher der Stadtwerke. Insofern hat das Unternehmen knapp drei Jahre Zeit – das kann, muss aber nicht ausreichend sein.