Eine Studie des Bundesumweltamtes sieht von 2030 an Erneuerbare Energien im Vorteil: Sie sollen dann billiger sein als Kohle- und Atomstrom. Mit der Energiewende steuere man also auf eine absolut wettbewerbsfähige Volkswirtschaft zu.

Stuttgart - Eine von drei Ökonomen des Umweltbundesamtes erstellte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die erneuerbaren Energien auch unter rein wirtschaftlicher Betrachtungsweise in 15 Jahren billiger sein werden als Kohle- und Atomkraft. Schon von 2027 an, so schreiben die Autoren der Studie „Nachhaltige Stromversorgung der Zukunft“, seien die Erneuerbaren günstiger als eine fossile Stromerzeugung. Dies zeige, dass die Energiewende „langfristig Kostenvorteile schafft“. Schon 2030 sollen die Erzeugungskosten für Strom aus Wind-, Bio- und Sonnenkraft voraussichtlich 7,6 Cent pro Kilowattstunde betragen, Strom aus neuen Gas- und Kohlekraftwerken schlage dann mit mehr als neun Cent pro Kilowattstunde zu Buche. Die Kosten für den Netzausbau, das Lastmanagement (Stromverteilung) und Speicher wurden bei diesen Berechnungen nicht berücksichtigt. Für ihre Analyse haben die Autoren eine Fülle von Studien ausgewertet. Sie geben der Verstromung fossiler Brennstoffe die Hauptschuld für den Klimawandel und beziffern die hohen Umwelt- und Gesundheitskosten, ohne sie jedoch in den Mittelpunkt der Studie zu stellen, da dies, so der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, gegenüber der StZ, „politisch umstritten“ sei. Festgestellt wird eine massive Wettbewerbsverzerrung zu Lasten der Erneuerbaren Energien durch „umweltschädliche Subventionen“.

 

In der Preisberechnung wird zunächst bilanziert, dass die Kosten der Ökoenergie schon stark gesunken seien und sich dieser Trend fortsetzen werde. Die Kosten für eine Megawattstunde Strom aus Fotovoltaikanlagen und Windrädern auf dem Land seien in den vergangenen beiden Jahren um 44 Prozent beziehungsweise sieben Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum sei der Preis für Strom aus Kohlekraft um neun Prozent gestiegen. Die absehbare Verknappung fossiler Brennstoffe werde zu weiteren Preissprüngen führen.

Massenproduktion macht alternative Energie billig

Auf der anderen Seite werden die Erneuerbaren durch sinkende Stückkosten in der Massenfertigung billiger. Bis 2050 werden sich die Investitionskosten bei der Fotovoltaik um 75 Prozent und die bei Biomasse-Anlagen sowie Windrädern auf dem Meer um 50 Prozent verringern. Für diese Offshore-Windanlagen gilt im Übrigen eine besondere Situation: Gegen den Trend seien hier die Erzeugungskosten in zwei Jahren um ein Fünftel gestiegen. Schuld daran seien teure Projekte in tiefem Gewässer sowie ein fehlender Wettbewerb in der Zulieferindustrie, etwa bei Kabeln und Installationsschiffen. Bei den Windrädern auf dem Land wird dagegen nur noch ein mageres Einsparpotenzial bei den Investitionskosten erwartet. Die Studie geht davon aus, dass eine Vollversorgung Deutschlands mit erneuerbaren Energien bis 2050 gut machbar ist, wobei die Windkraft mit einem Anteil von 48 bis 75 Prozent den Energiemix dominieren wird. Auch der Beschäftigungseffekt wird taxiert: Binnen sieben Jahren habe sich die Zahl der Jobs in der Branche fast verdoppelt auf 382 000 (2011), bis 2030 sei ein Zuwachs auf fast 600 000 Jobs möglich.

Amtschef Flasbarth lobt die Energiewende

„Unsere Studie zeigt, dass wir mit der Energiewende auf eine absolut wettbewerbsfähige Volkswirtschaft zusteuern“, sagt Amtspräsident Flasbarth. Den Kostenvorteil für die Erneuerbaren werde man um das Jahr 2030 erreichen. Die aktuelle Debatte um das Erneuerbare Energie-Gesetz (EEG) hält Flasbarth für legitim. Es müsse sich mit seinem Fördermechanismus und den dadurch entstehenden Kosten „immer wieder rechtfertigen“. „Aber wir müssen im Blick behalten, dass wir mit dem EEG der nächsten Generation erstmals nicht mehr, sondern weniger Kosten für Energie hinterlassen.“