Es ist derzeit das Top-Argument der Windkraftgegner: die Risiken des unhörbaren Schalls. Die Wissenschaft konnte angebliche gesundheitliche Schäden bisher weder bestätigen noch widerlegen.
Stuttgart - Bertam Feuerbacher und Michael Haueis, die Sprecher der Antiwindkraft-Initiative „Pro Schurwald“ aus dem Kreis Esslingen, formulieren es so: „Infraschall steht im Verdacht, schwere gesundheitliche Schäden, wie Schlafstörungen, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Tinnitus oder Depressionen auszulösen.“ Und auf den Webseiten aller Initiativen, zum Beispiel der Stuttgarter Initiative „Rettet den Tauschwald“, wird auf eine Sammlung von 30 Studien verwiesen, die die Risiken von Infraschall belegen sollen. Unter www.windwahn.de sind diese Studien einzusehen.
Infraschall – das ist das derzeitige Top-Argument gegen den Ausbau der Windkraft. Aber was versteht man überhaupt darunter? Es handelt sich dabei um Töne mit Frequenzen zwischen null und 20 Hertz – der Mensch vermag diese Geräusche nicht mehr zu hören, so wie er auch Frequenzen über 20 000 Hertz (Ultraschall) nicht wahrnimmt. Infraschall ist auch kein Thema ausschließlich von Windrädern, wenngleich es derzeit fast nur in diesem Zusammenhang diskutiert wird. Vielmehr entsteht Infraschall überall, wo Geräusche sind, also auch im Autoverkehr oder am Strand durch die Meeresbrandung.
Autoverkehr erzeugt ähnlich starken Infraschall
Und das ist vielleicht eine der wenigen gesicherten Erkenntnisse zu Infraschall: Die Pegel des Infraschalls von Windrädern sind nicht signifikant höher als die Pegel aus anderen Quellen – teils im Gegenteil. Dies betont auch Martin Hoffmann von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW), die gerade mitten in einem Messprojekt zu tieffrequenten Geräuschen und Infraschall steht und vor Kurzem einen Zwischenbericht veröffentlicht hat. Hoffmann sagt, dass der Infraschall von Windrädern in rund 150 Meter Abstand in der Stärke vergleichbar sei mit demjenigen des Straßenverkehrs, wenn man auf einem Platz im Café oder auf seinem heimischen Balkon sitzt. Am höchsten seien die Pegel in einem schnell fahrenden Auto. Dann kann man den Infraschall teils sogar als Druck oder Vibration wahrnehmen. Ein wichtiges Ergebnis der LUBW war auch: in 700 Meter Abstand zu einem Windrad wurde der Infraschall im Wesentlichen vom Wind selbst erzeugt und nicht mehr von der Windkraftanlage.
Viele Behörden gehen aufgrund solcher Studien davon aus, dass vom Infraschall keine Gefahr für die Anwohner ausgeht. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller sagte bei der Vorstellung des Zwischenberichtes der LUBW, dass Infraschall „dem Ausbau der Windkraft nicht entgegensteht“. Ähnlich formulierte es vor Kurzem auch das Bayerische Landesamt für Umwelt. Und das Umweltbundesamt (UBA) ist in einem Papier dezidiert der Ansicht, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten seien.