Höhere Vergütungen sollen Investoren der Windkraftanlagen anlocken. Zudem verspricht die Kanzlerin zusätzliche Kredite der KfW.  

Stuttgart - Mitten in der Debatte über die Energiewende ist am Montag der erste Offshorewindpark vor der deutschen Ostseeküste in Betrieb gegangen. Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte im Seebad Zingst mit einem symbolischen Knopfdruck die 21 Windräder von Baltic 1 in Betrieb. "Damit wird in der Tat ein neues Kapitel der Energiegewinnung in Deutschland aufgeschlagen", sagte Merkel. Der Windpark, der von der Energie Baden-Württemberg (EnBW) betrieben wird und 50.000 Haushalte mit Strom versorgen kann, steht 16 Kilometer vor der Ostseeküste. Die Windräder sind vom Fundament bis zur Spitze 115 Meter hoch und wurden mit 60 Kilometer Tiefseekabel an das Stromnetz angeschlossen.

 

Rund 32 Kilometer nördlich der Insel Rügen plant der baden-württembergische Energiekonzern bereits einen zweiten, deutlich größeren Offshorewindpark namens Baltic 2. Dieser soll mit 80 Windrädern von 2013 an Strom für 340000 Haushalte liefern, sagte der EnBW-Chef Hans-Peter Villis. In beide Windparks investiere die EnBW 1,3 Milliarden Euro, rund 300 Millionen davon entfallen auf Baltic 1. Insgesamt plane der Konzern Offshorewindparks mit einer Gesamtleistung von 1200 Megawatt. Villis sieht darin einen Beweis dafür, dass die bislang vor allem von Atomkraft abhängige EnBW die Wende zum Ökostrom ernst nehme.

Wegen technischer Hürden und Problemen bei der Netzanbindung ist der Ausbau der Windkraft bis jetzt langsamer vorangeschritten als geplant. Unter anderem reichen die existierenden Leitungen an Land nicht aus, um den Windstrom aus dem Norden zu den Großverbrauchern im Süden und Westen Deutschlands zu transportieren. Die Bundesregierung musste ihre Erwartungen an den Ökostrombeitrag der Windmühlen bereits mehrfach reduzieren. In den kommenden zehn Jahren sollen es nun rund zehn Gigawatt werden, die rechnerische Leistung von etwa zehn Atomkraftwerken. In der Nordsee sind bereits die beiden Windkraftparks Alpha Ventus und Bard in Betrieb (siehe Grafik).