Der Regionalverband Neckar-Alb hat Möglichkeiten für neue Pumpspeicherkraftwerke geprüft. Fünf Standorte auf der Schwäbischen Alb stehen zur Debatte.

Albstadt - Einzelne Ortschaftsräte und Gemeinderäte diskutieren bereits heftig über neue Pumpspeicherkraftwerke am Albtrauf. Damit sind sie früh dran, denn offiziell hält sich der Regionalverband Neckar-Alb noch zurück hinsichtlich der Bekanntgabe dieser möglichen Standorte. Mehr als 40 hat der Regionalverband geprüft, deren fünf sollen im Detail untersucht werden. Dabei geht es in allen Varianten um ein Becken auf der Albhochfläche und eines im Tal, dass zwischen 300 und 400 Höhenmeter tiefer liegt.

 

Laut SWR-Informationen könnten zwei der Kraftwerke auf den Gemarkungen Salmendingen und Mössingen sowie Burladingen und Hechingen entstehen. Bereits seit einigen Wochen ist klar, dass es in dem neuen Entwurf des Regionalplans um die Standorte St. Johann und Glems, Sonnenbühl und Pfullingen sowie Albstadt und Hechingen geht. Die Pläne werden in diesen Tagen den einzelnen Gemeinden vorgestellt. Anschließend wird der Entwurf dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur zur Genehmigung vorgelegt, die frühestens Ende 2012 erwartet wird. Durch die Aufnahme eines Standortes in den Regionalplan entfällt ein Raumordnungsverfahren. Wenn es gut läuft, könnte bereits in drei bis vier Jahren mit dem Bau eines solchen Kraftwerkes begonnen werden.

„Ausgereifte Technologie“

Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hält fest: „Pumpspeicherkraftwerke stellen derzeit die einzige ausgereifte Technologie und die auf absehbare Zeit wirtschaftlichste Option zur Speicherung von Energie im großtechnischen Maßstab dar.“ Angesichts der recht großen Wasserbecken und entsprechender Eingriffe in die Natur waren und sind diese Kraftwerke dennoch nicht unumstritten. Gerungen wird bereits seit Langem über die Anlage in Atdorf. Und in kleinerem Rahmen gibt es bereits erste Stimmen im Killertal zwischen Burladingen und Hechingen, die von einer „Katastrophe für die Landschaft“ sprechen. Vor Ort halten andere dagegen. Ortschaftsratsmitglieder sehen sogar einen touristischen Nutzen und reden von Angeln und Wandern entlang der Becken und argumentieren, dass so ein Kraftwerk das Landschaftsbild weniger störe als eine Windkraftanlage. Diese Haltung passt ins Bild der überwiegend positiven Reaktionen, die bereits bekannt gewordene Standortpläne in den vergangenen Wochen ausgelöst haben. Albstadts Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow sagt beispielsweise: „Es würde mich sehr freuen, wenn wir einen geeigneten Standort anbieten könnten.“ Als Investoren für die Kraftwerke kommen kommunale Stadtwerke infrage.

Wenn die Energie nicht durch gleichmäßig arbeitende Kraftwerke herkömmlicher Art, sondern durch Windkraft- oder Solaranlagen produziert wird, ist die Möglichkeit zur Speicherung besonders wichtig. Genau die bietet ein Pumpspeicherkraftwerk. Steht ein Überangebot an Strom zur Verfügung, kann das Wasser in das Oberbecken gepumpt werden. Das kann beispielsweise geschehen, wenn neue Windkraftanlagen auf der Alb zusätzlichen Strom liefern. Wird mehr Strom benötigt, als die Windkraft liefern kann, wird dieser produziert, sobald das Wasser durch Turbinen in das untere Becken fließt. Pumpspeicherkraftwerke zeichnen sich durch eine hohe Wirtschaftlichkeit aus. Nur 20 Prozent der Energie wird beim Pumpen verbraucht.

Neue Anlagen am Albtrauf

Das Prinzip dieser Energiegewinnung ist alles andere als neu. So liefert die Anlage bei Kirchentellinsfurt seit 1926 zuverlässig sauberen Strom. In der Nähe des Hofguts Einsiedel befindet sich das obere Becken. Das zweite im Tal streckt sich entlang der B 27. Das Betriebsgebäude mit den Turbinen und den Drehstromgeneratoren liegt auf Höhe der B-27-Abfahrt Kirchentellinsfurt/Pfrondorf. Diese kleine Anlage soll zwar weiterhin Strom liefern, von den neuen Plänen des Regionalplans ist sie freilich nicht betroffen. Angesichts des geringen Höhenunterschieds zwischen den beiden Wasserbecken ist es für die Stromgewinnung zielführender, neue Anlagen direkt am Albtrauf zu errichten oder die bestehende Anlage in Metzingen-Glems um einen zweiten Pumpspeicher zu erweitern.

Bundesweit liefern rund 30 Pumpspeicherwerke Strom. Im Land sind es acht mit den Standorten: Einsiedel, Glems, Häusern, Säckingen, Schwarzenbachwerk, Waldshut, Wehr und Witznau.